Mainz 05
Mainz 05 bezwingt St. Pauli mit 4:2

Lewis Holtby - cool und glücklich.

DPA

Mainz - Was die Mainzer gegen St. Pauli auf den Platz brachten, war sicherlich eine ihrer besten ersten Halbzeiten dieser Saison. 33 Punkte haben sie nach dem Klassespiel auf dem Konto.

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Mainz/Hamburg – Mainz 05 überwintert als Teil der Top 3 der Bundesliga. Erst am Sonntag entscheidet sich, ob die 05er den zweiten Platz über Weihnachten behalten oder Leverkusen noch vorlassen müssen.

An Hannover 96, der anderen großen Überraschungsmannschaft der Bundesliga, kamen die Mainzer durch ihr 4:2 (3:1) beim FC St. Pauli jedenfalls vorbei. André Schürrle traf zweimal für die 05er, für die weiteren Treffer sorgten Ádám Szalai und Marco Caligiuri.

Vielleicht war es ein gutes Omen für die Mainzer, dass Holger Stanislawski vor dem Spiel seinen letzten Treffer am Millerntor gezeigt bekam. Gut acht Jahre ist es her, dass dem heutigen Trainer des FC St. Pauli dieses Kopfballtor zur 1:0-Führung gegen Mainz 05 gelang. Die Mainzer wiederum trafen in den folgenden 16 Minuten viermal.

Nun, gut acht Jahre später, rechneten die Experten erneut mit vielen Toren. Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg tippte ein „klares 2:2“, Stanislawski kündigte an, „fünf Tore zu schießen und nur vier zu kassieren.“ Beide hatten ein bisschen Recht. St. Pauli kassierte tatsächlich vier, traf aber nur zweimal.

Was die Mainzer auf den Platz brachten, war sicherlich eine ihrer besten ersten Halbzeiten dieser Saison. Gegen Malik Fathi als überragenden Sechser und den starken Umschalter Marco Caligiuri erlebten die Gastgeber in den ersten Minuten schon ein Donnerwetter. Niko Bungert hatte eine erste Zufallschance (8.). Lewis Holtbys erster Steilpass auf Ádám Szalai (11.) war noch ein bisschen zu lang, aber der zweite Versuch noch in der gleichen Minute passte. Szalai spielte den Querpass, André Schürrle staubte zur Mainzer Führung ab.

Und auch nach dem Tor nutzten die 05er die große Schwäche des Gegners, das sehr schlechte Umschalten auf Defensive, konsequent aus. Zwei Distanzschüsse gingen knapp vorbei, ehe in der 28. Minute das auf den ersten Blick sehr merkwürdige 2:0 fiel. „Auf der Bank konnten wir das gar nicht glauben“, gab 05-Trainer Thomas Tuchel zu. Aber Schürrle stand am Ende dieses eigentlich schon toten Angriffs tatsächlich nicht abseits und schubste Fathis Querschläger mit den Händen in den Hosentaschen ins kurze Eck (28.).

Durch einen Handelfmeter (Soto, 33.), den Matthias Lehmann verwandelte, kamen die Gastgeber auf 1:2 heran. „Aber auf der anderen Seite habe ich auch ein Handspiel gesehen“, sagte 05-Manager Christian Heidel, „war das keins?“ Doch. Es hätte in der 35. Minute auch Strafstoß für die Mainzer geben dürfen.

Aber egal, denn als es gerade ein bisschen danach roch, als könnte der FC St. Pauli wieder ins Spiel zurück finden, war alles wieder gut: Christian Fuchs schlug eine lange Flanke vom linken Flügel quer über den Strafraum, an deren Ende Szalai stand. Dessen Volleyschuss mit der rechten Innenseite ins obere lange Eck war für Mathias Hain nicht zu halten (41.).

3:1 stand es also zur Halbzeit für die 05er. „Verdient“, sagte Stanislawski, weil die Mainzer bis dahin einfach keine Fehler gemacht hatten. „Wir selbst haben zu wenige Zweikämpfe gewonnen“, analysierte das Urgestein des FC St. Pauli, „und die Mainzer sind vorne viel zu gut besetzt, um das nicht auszunutzen.“

In der zweiten Hälfte spielten die Gastgeber Punk Rock, ein Powergebolze, nicht unbedingt virtuos, aber wuchtig und druckvoll, mit dem die 05er zunächst nicht ganz klar kamen. St. Pauli verlor nicht mehr jeden Ball, fiel nicht mehr auf die Abseitsfallen herein, hatte einige Freistöße und Eckbälle. Lehmann traf mit einem abgefälschten Weitschuss zum 2:3. Im Mittelfeld hatten die 05er ihre Schwierigkeiten; das Bollwerk im Fünfmeterraum hielt aber. In der letzten Viertelstunde schließlich wurde es turbulent. Lehmann vergab eine Freistoßchance (77.). Szalai hatte Chancen im Minutentakt: nicht unbedingt zwingend in der 79. und 80., klarer in der 81. Minute.

Am Ende eines wunderbaren Konters sorgte schließlich Marco Caligiuri für die endgültige Entscheidung (83.). Hain hatte weit vor seinem Tor einen Mainzer Befreiungsschlag nach vorne getreten, der von Fathis Kopf umgehend zurück kam. Sami Allagui zog los, nahm sich an der Strafraumgrenze die nötige Zeit, sah gegenüber den Kollegen nachrücken und legte den Ball gut zurück. Caligiuris Tor befreite die 05er sichtlich. Szalai hätte fast noch auf 5:2 erhöht (87.).

„Wir haben in der vorigen Saison schon die beste Hinrunde der Vereinsgeschichte gespielt“, sagte Tuchel. „Jetzt haut die Mannschaft so eine raus.“ 24 Punkte waren damals schon nicht schlecht. 33 sind es jetzt. „Das Torverhältnis stimmt“, sagte Tuchel, „die Zahl der Siege stimmt. Das ist wichtig.“ Christian Karn