Konzerte in zwei Kirchen
Lieblingslieder schön interpretiert: Konzerte in zwei Meisenheimer Kirchen
Ein Quintett der Extraklasse gastierte beim musikalischen Lieblingsliederabend in der Meisenheimer Pfarrkirche St. Antonius von Padua: Das Gesangsduett Silke Fleer und Renate Winther, Laurentiu Candea, Irmgard Kienle und Pianistin Esther Huck (von links). Foto: Bernd Hey
Bernd Hey

Die Glocken der altehrwürdigen katholischen Pfarrkirche St. Antonius von Padua mitten in der Stadt läuteten eine ganze Viertelstunde lang und riefen die Konzertgenießer herbei: „… in mir klingt ein Lied“ war der musikalische Konzertabend bei freiem Eintritt mit Lieblingsliedern der fünf aufführenden Protagonisten überschrieben.

Die beiden Sängerinnen Renate Winther und Silke Fleer aus Bosenheim wurden am Klavier von Esther Huck und von dem Schmidthachenbacher Grandseigneur an der Musikschule Kirn-Meisenheim-Bad Sobernheim, Laurentiu Candea (Geige), begleitet. Den literarischen Part übernahm bei den beiden inhaltsstarken poetischen Erzählungen „Die Elster“ und „Zwei reisende Engel“ rhetorisch brillant und akzentuiert Irmgard Kienle aus Norheim. Im Wechsel instrumentaler Begleitung mit Violine oder Klavier standen insgesamt 18 bekannte Volksweisen, Schlager und Kunstlieder sowie ein Volkslieder-Potpourri und imposante geistliche Lieder wie etwa das „Ave Maria“ oder „Agnus Dei“ (instrumental) im Repertoire.

Wunderschön interpretierte Duette wie „Amazing Grace“ oder „Ich wollt', meine Lieb ergösse sich“ von Felix Mendelsohn Bartholdy erfreuten ebenso wie die Soli „Gabrielas Song“, „Die Rose“, „Heiden-Röslein“ oder „Hörst du den Frühlingswind wehen?“ und wurden gefeiert. Im krassen Kontrast dazu erklang zum Abschluss eine Arie aus der Messe „God Shall Wipe Away All Tears“ („Gott wird alle Tränen abwischen“) von dem 1944 geborenen walisischen Karl Jenkins und jener Passage, wo es um Bewaffnete geht und wo eindringlich ein Appell für den Frieden gesungen wird („The Armed Man: AMass for Peace“).

Tags darauf fand der sommerliche Serenadenabend in der evangelischen Kirche in Bosenheim statt. Es war für die in Meisenheim lebende Solistin Renate Winther ein ganz besonderes, weil letztes eigenes Event in der Nahe-Glan-Region. Noch einmal singt sie beim Konzert des MGV/Gemischten Chores in Limbach (Leitung: Esther Huck) am 3. Juli im Bürgerhaus, und dann will die 65-Jährige in den Ruhestand zurück in ihre frühere Heimat nach Wissen an der Sieg ziehen. Vor 33 Jahren kam sie nach Otzweiler, war dort liiert und ist nach wie vor bei der Straßen-, Tief- und Asphaltbaufirma Rodenbusch verantwortliche Bauleiterin. Unter den Zuhörern war der Hausherr und Pfarrer Hans-Jürgen Eck.

Die beiden Sopranistinnen lernten sich vor gut zehn Jahren im Projektchor Capriccio bei Birgit Ensminger-Busse kennen, wo Beethovens Neunte in der Bad Kreuznacher Pauluskirche unter Justus Franz aufgeführt wurde. Silke Fleer sang lange bei Klanglicht in Bosenheim, Renate Winther in mehreren Limbacher Chören und hörte jetzt bei Capriccio auf. „Der Abschied fällt mir sehr schwer, ich habe Land und Leute und die Menschen gemocht und schätzen gelernt“, sagte sie.

Erst allmählich etablierten sich Frauen in Behörden in klassischen Männerberufen, in der freien Wirtschaft wie im Straßenbau seien sie jedoch sehr selten – sie kenne in der Position keine, dachte sie laut nach. Ihre Arbeit sei stets von größter Harmonie geprägt gewesen: „Ohne gute Facharbeiter, Frauen wie Männer, floriert nichts. Beides wird gebraucht und händeringend gesucht.“ Und da schwang beim Arrivederci-Umtrunk im Meisenheimer Kirchgarten auch ganz viel Wehmut mit.