Klasse 21 - Rudern
Leichtgewichtler Jonathan Koch hat keine Probleme mit der Technik und dem Gewicht

Wenn Jonathan Koch die Härte aufbringt, sein Semifinalrennen aggressiv, mit sehr viel Selbstvertrauen zu fahren, dann ist das A-Finale am Freitag ein realistisches Ziel. Foto: Getty Images

Getty

Kein Teaser vorhanden

Weltmeisterschaft – Im deutschen Mannschaftshotel im slowenischen Bled geht ein Virus um, der Magen-/Darmprobleme verursacht. Auch Jonathan Koch hat sich am Montag übergeben müssen. Ob das für den Athleten vom Mainzer Ruder-Verein negative Auswirkungen hat beim Weltmeisterschafts-Halbfinale der leichten Einerruderer am morgigen Donnerstag, das ist offen.

„Das Magenproblem ist schnell vorbeigegangen, aber das hinterlässt immer ein merkwürdiges Gefühl“, erklärte der 25-Jährige gestern. Einen kleinen Vorteil hat die Malaise für den Mainzer: Der Spitzenruderer, der in der Leichtgewichtsklasse maximal 72,5 Kilo auf die Waage bringen darf, hatte auch gestern noch keine große Lust, etwas zu essen, „und damit habe ich hier auch kein Gewichtsproblem“.

Im WM-Einer war Koch, der im Vorjahr mit dem leichten Doppelvierer Gold gewonnen hat, schon Achter (2010), Vierter (2007) und Neunter (2006). Was ihm fehlt im Kleinboot, das ist eine Medaille. Die Chancen stehen gut in diesem Jahr. International haben sich unmittelbar vor London 2012 einige sehr gute leichte Einerfahrer in die olympischen Bootsgattungen (Doppelzweier und Vierer ohne) verändert. Koch ist in Slowenien in Form, das hat der Vorlauf gezeigt. Da hatte der Sportstudent trotz viel zu weicher Einstellung seiner Skullhebel als Zweiter hinter dem zweimaligen Weltmeister Duncan Grant aus Neuseeland locker den direkten Einzug ins Halbfinale geschafft. Das technische Problem ist gelöst. In Bled herrscht bei sonnigen Temperaturen von 25 Grad nach wie vor starker Schiebewind. Das Boot des Mainzers ist mittlerweile auf die schnellere Fahrt auf ausgesprochen welligem Wasser eingestellt worden. Beim Training gestern Nachmittag fühlte sich Koch, so Trainer Ralf Koltermann, „gesundheitlich und technisch wieder sehr gut“.

Ein Frage der Mentalität

Der Rest dürfte eine Frage der Mentalität sein. Wenn Koch die Härte aufbringt, sein Semifinalrennen aggressiv, mit sehr viel Selbstvertrauen zu fahren, dann ist das A-Finale am Freitag ein realistisches Ziel. Die Besetzung der beiden Halbfinalrennen wird erst im Laufe des heutigen Tages bekannt gegeben. In einem Rennen werden zwei der drei Vorlaufsieger gesetzt. Koch hofft darauf, dass er das Semifinale mit nur einem Vorlaufsieger erwischt.

Sehr zufrieden ist Sebastian Schmidt vom Mainzer Ruder-Verein mit seinem WM-Vorlauf im schweren Vierer ohne gewesen. Schlagmann Schmidt, Toni Seifert, Filip Adamski und Urs Käufer nahmen als Sieger den zweitplatzierten Kanadiern eineinhalb Sekunden ab, und dabei zogen die Deutschen im Endspurt gar mehr voll durch. „Unser Wellentraining in Ratzeburg hat Sinn gemacht“, sagt Schmidt. „Das ist hier Bled schon eine sehr anspruchsvolle Strecke.“ Der Kollege Käufer war angetan davon, dass auf der Mittelstrecke des Vorlaufs 20 kräftige Schläge ausgereicht hatten, „den Kanadiern direkt eine Bootslänge abzunehmen“.

Der Kreis der Medaillenkandidaten hat sich um eine Nation erweitert. Weißrussland hinterließ als Sieger des dritten Vorlaufs (vor den USA und Neuseeland) einen starken Eindruck. Klarer Gold-Favorit ist Großbritannien (Sieger des vierten Vorlaufs). Dahinter haben sich die Vierer aus Deutschland, Griechenland (Silbermedaillengewinner von 2010 und Sieger des zweiten Vorlaufs in Bled), Weißrussland und den USA in Stellung gebracht. Das Halbfinale steigt am Samstag, das A-Finale am Sonntag.

Mit Interesse verfolgt das Quartett die heutigen Achter-Vorläufe. Der seit drei Jahren ungeschlagene Deutschlandachter, dessen Schlagmann Sebastian Schmidt bei den WM-Titeln 2009 und 2010 war, ist erneut der hohe Gold-Favorit. Je souveräner sich die Crew von Erfolgscoach Ralf Holtmeyer präsentiert, desto schwieriger könnte es für Schmidt werden, im Olympiajahr 2012 wieder in den Achter zurückzukehren. Auch Schmidts Viererkollegen haben nach wie vor Ambitionen, in London im deutschen Flaggschiff zu sitzen.

Reinhard Rehberg