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Leichtathletik: Beinlich verpasst WM nur knapp

Ganz knapp verpasste Moritz Beinlich den Sprung auf den WM-Zug. Dem Nachwuchsathleten der LG Rhein-Wied fehlten 1,67 Sekunden. 

H. Teusch

Schweinfurt/Neuwied - Klar, Moritz Beinlich war enttäuscht und auch geknickt, als er las, dass er am 11. Juli um 9.35 Uhr im ukrainischen Donezk nicht im 3000-Meter-Vorlauf der U 18-Weltmeisterschaft starten wird. Beinlich wurde ganz knapp nicht nominiert.

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Holger Teusch

Zur Vorgeschichte: Bei der Jugend-Gala des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) im unterfränkischen Schweinfurt lief der 16-Jährige Nachwuchssportler der LG Rhein-Wied aus Kaisersesch in 8:26,67 Minuten U 18-Rheinland-Pfalz-Rekord über 3000 Meter. Hans-Jürgen Orthmann von der LG Sieg war vor 42 Jahren in 8:26,6 Minuten praktisch genau so schnell. Doch weil die Zeit des späteren Crosslauf-Vizeweltmeisters aus dem Westerwald 1971 per Hand, Beinlichs Resultat aber elektronisch erfasst wurde, gilt dessen Zeit nun als Landesrekord. So erklärt es der Statistiker des Leichtathletik-Verbands Rheinland, Johannes Keßler, der auch Beinlichs Trainer ist.

Bundestrainer beeindruckt von Gala

In Schweinfurt beeindruckte Moritz Beinlich alle. Nicht nur wegen der Zeit, der besten eines deutschen U 18-Läufers seit vier Jahren. Auch die Art und Weise, wie der Schüler eines Mayener Gymnasiums siegte, machte die Bundestrainer auf ihn aufmerksam.

Auf den ersten 2000 Metern mit Kilometer-Durchgangszeiten von 2:48 Minuten und 5:36 Minuten lag Beinlich in einer fünfköpfigen Spitzengruppe. Doch nach 2,2 Kilometern setzte sich sein nationaler U 18-Konkurrent Tim Krukowski zusammen mit einem weiteren Läufer 20 bis 30 Meter ab. Dann kam Moritz Beinlichs Antritt. „600 Meter vor dem Ziel habe ich die Initiative ergriffen, um meine Chance auf eine Zeit unter 8:30 Minuten zu wahren und Tim wieder einzuholen.“ 100 Meter vor dem Ziel überholte Beinlich den Magdeburger und gewann. Die letzte Runde lief Beinlich in 64 Sekunden.

Doch er blieb entscheidende 1,67 Sekunden über den DLV-Richtwert für die U 18-WM in der Ukraine (8:25,00). „Die Bundestrainer haben mir gesagt, dass sie ein gutes Wort für mich einlegen würden“, erzählt er. Das taten sie – und der Bundesausschluss Leistungssport machte es sich bei der Nominierung nicht leicht. Das zeigt sich schon daran, dass die Liste der Nominierten erst am Dienstag dieser Woche anstatt wie ursprünglich geplant bereits am Montag bekannt gegeben wurde. „Wir haben eine nie da gewesene Leistungsbreite“, sagt der DLV-Bundestrainer U 18/U 20, Dietmar Chounard. Doch das Kontingent der U 18-WM-Starter ist beschränkt – und Moritz Beinlich zählt nicht zu den 51 Auserwählten.

Jugend-DM als großes Ziel

Aber den Kopf hängen lassen, das will Moritz Beinlich auf keinen Fall. „Natürlich habe ich gehofft, dabei zu sein. Auch weil ich in der bereinigten Weltjahresbestenliste auf Platz elf stehe“, erzählt er. Die Rennen in der Ukraine will er genau verfolgen. „Ich muss doch gucken, was die Konkurrenz macht“, sagt er.

Auch sein zuständiger Disziplin-Bundestrainer Pierre Ayadi habe ihn aufgemuntert, erzählt Beinlich: „Es gäbe noch genug Möglichkeiten, international zu starten.“ Ayadi habe ihm die Aufnahme in den C-Kader in Aussicht gestellt. Diese Athleten sollen erfolgreich an Welt- und Europameisterschaften der Altersklasse U 20 teilnehmen.

Ohne WM-Start in diesem Jahr muss Trainer Johannes Keßler nun seine Trainingspläne nicht anpassen. „Das Hauptziel war ja eigentlich die Deutsche Jugendmeisterschaft und nicht die WM“, sagt Beinlich. Ende Juli in Rostock sei sein Schützling natürlich Mitfavorit, sagt Keßler.