Es heißt immer, dass Corona die jungen Leute besonders hart trifft. Mit seinen 24 Jahren gehört der Lahnsteiner im Triathlon definitiv zu dieser Gruppe und hat 2020 erfahren müssen, was die Pandemie mit seinem Sport macht. „Natürlich hatte ich meinen Plan für die Saison und habe auch versucht, mich für Rennen anzumelden“, erzählt er. „Doch dann kamen die ganzen Absagen, eine nach der anderen.“ Lediglich mit der Challenge Davos schien der junge Profi Glück zu haben – doch dann sorgte im Schweizer Nobelort ausgerechnet ein Unwetter für den Abbruch, als die Starter schon auf der Radstrecke waren. Das nennt man wohl Pech.
Doch Eggeling ließ sich nicht von seinem Ziel abbringen, als Profi weiter voranzukommen. Im Training quälte er sich auch im vergangenen Jahr so, als wäre der nächste Wettkampf zum Greifen nah. In diesem Jahr sollte dann alles besser werden – nur interessierte sich das Virus nicht dafür. Mit voller Wucht kam Corona zurück und legte das öffentliche Leben erneut lahm. Also musste der 24-Jährige sein Training auf die Bereiche verlagern, in denen es keine Einschränkungen gab. Der Lahnsteiner rannte und fuhr Rad, fuhr Rad und rannte. Aufs Schwimmen musste er insgesamt drei Monate lang verzichten.
„Das wirft einen auf jeden Fall zurück“, sagt er. „Denn ich schwimme gut, wenn ich viel schwimme.“ Wie es sich verhält, wenn einer wie Eggeling gar nicht schwimmt, weil keine Bäder geöffnet sind, erklärt sich von selbst.
Wirkliche Besserung stellte sich ein, als Eggeling im Februar und März mit gestandenen Langdistanz-Profis wie dem dreifachen Ironman-Gewinner Boris Stein aus Eitelborn und dem zweimaligen Hawaii-Champion Patrick Lange zur Vorbereitung nach Lanzarote flog. Hier konnte er die Grundlagen schaffen, von denen er auch bei seiner Rückkehr auf die Kanaren profitierte. Denn das Rennen auf Gran Canaria war gespickt von großen Namen. Nicht zuletzt Jan Frodeno, Olympiasieger von 2008 und Ironman-Weltmeister der Jahre 2015, 2016 und 2019, stand mit dem Lahnsteiner an der Startlinie und gewann das Rennen letztlich auch in jener beeindruckenden Manier, die den Ausnahmeathleten seit vielen Jahren auszeichnet.
„Das Feld bei der Challenge Gran Canaria konnte sich schon sehen lassen“, sagt Eggeling, der offen zugibt, wie mulmig ihm zumute ist, wenn er sich am Renntag auf den Weg zum Schwimmen macht. Unter den besonderen Bedingungen sei er noch aufgeregter als sonst gewesen. „Aber grundsätzlich habe ich oft eine gewisse Angst, den Start zu vergeigen“, erzählt er. Das war auch auf Gran Canaria nicht anders. „Eigentlich traue ich es mir zu, in der ersten Verfolgergruppe mitzuhalten. Doch dann fand ich mich auch dort in der zweiten Gruppe wieder. Deshalb war ich mit meinem Schwimmen gar nicht happy.“ 23:32 Minuten benötigte der 24-Jährige für die 1,9 Kilometer im Wasser.
Sah er hier Luft nach oben, war er mit den 90 Kilometern auf dem Rad in 2:10:35 Stunden „recht zufrieden“, wie er es beschreibt. „Ich hatte Jungs um mich, die richtig Druck auf dem Rad machen“, blickt Eggeling zurück. Optimal sei die Konstellation für ihn zwar nicht gewesen, dafür blieb aber das gute Gefühl, „dass ich in der richtigen Gruppe auch richtig mitfahren könnte“. Das nimmt der Lahnsteiner genauso mit in die Saison wie seine gute Laufform, die ihn bei der Challenge Gran Canaria durchaus zufrieden stimmte.
1:15 Stunden reine Laufzeit standen nach den 21,1 Kilometern zum Abschluss des Wettkampfs auf Eggelings Uhr. „Man merkt, dass ich daran am meisten gearbeitet habe“, sagt er. Selbst von Krämpfen in der Magengegend ließ er sich nur kurz aus dem Tritt bringen. „Dadurch habe ich vielleicht eine Minute verloren“, vermutet der Lahnsteiner und ist froh, jetzt „einen Gradmesser“ zu haben. „Es ist gut zu wissen, wo man steht.“
Gerne hätte Eggeling bei der Challenge Riccione in Italien an den vielversprechenden Einstand angeknüpft, doch da sei er etwas zu spät drangewesen. Also ist St. Pölten das nächste Ziel, wo erneut große Namen wie Sebastian Kienle, Hawaii-Sieger von 2014, auf den Lahnsteiner warten. Sein Ziel: den Abstand nach vorne verringern. Sein Traum: die Großen auf der Mitteldistanz ärgern – „oder auch schlagen“, wie Eggeling lachend ergänzt. Irgendwann soll es dann auch auf die Langdistanz gehen, wo Frodeno, Lange, Stein und Kienle seit Jahren zu Hause sind. „Doch das wäre jetzt noch ein bisschen früh“, meint der 24-Jährige. „Schließlich habe ich vor, meinen Sport noch 10, 15 Jahre zu machen.“