Mainz – Wer im KUZ aus einem Fenster im Obergeschoss schaut, der hat einen schönen Blick auf den Rhein. „Auf den sind viele scharf„, berichtete Eva Grimm-Süß vom Förderverein des Kulturzentrums Besuchern am gestrigen Tages der offenen Tür. Wer das unter anderem ist, verrät ebenfalls der Fensterblick: Auf einer Fassade gegenüber hängt ein Transparent mit der Aufschrift: „Wohnen am Winterhafen“ von der Maicor Projektentwicklung Winterhafen GmbH.
Doch zurück zum Anfang der Geschichte. Die Verhandlungen zwischen Stadt und den KUZ-Betreibern hat eine beachtliche Vergangenheit: „Seit 14 Jahren verhandeln wir über einen Verkauf des Gebäudes„, sagte Rüdiger Stephan, einer von drei KUZ-Geschäftsführern. 1996 beschloss der Stadtrat, dass das Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Gebäude für 2,5 Millionen Mark verkauft werden soll. „Der Preis ist noch immer aktuell“, betonte Stephans Kollege Norbert Munk.
Bis vor etwa zwei Wochen dachten die Freunde und Betreiber des KUZ, dass der Verkauf unmittelbar bevorstehe. Doch plötzlich gab es von der Verwaltung neue Hürden: Weil der Investor am Winterhafen noch Änderungen im Bebauungsplan habe, müsse der Vertrag mit dem KUZ warten, erzählte Grimm-Süß. „Nicht nachvollziehbar„, findet sie das. Denn Investoren müssten sich grundsätzlich an die Gegebenheiten anpassen – nicht umgekehrt.
Die Verzögerung ist für die Betreiber doppelt ärgerlich. Zum einen fehle die „Planungssicherheit“ für weitere Investitionen. Zum anderen haben Verträge für Konzerte laut Stephan Vorlaufzeiten von bis zu zwei Jahren. Da aber der Mietvertrag mit der Stadt 2011 endet, sind solche Verträge kaum abschließbar. Möglicherweise habe die Verwaltung das im Blick und wolle mit der Hinhaltetaktik den Mieter loswerden.
Am 6. Oktober soll es ein Treffen mit Liegenschaftsdezernent Franz Ringhoffer (FDP) und Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) geben. Vielleicht kann der Blick aus dem Fenster Hoffnung geben. Denn von dort zeigt sich außer dem Rheinufer auch eine Schwarzpappel. Die sollte gefällt werden, steht aber immer noch, dank des Engagements des KUZ. „Das ist ein Symbol für uns", betonte Grimm-Süß.
Beim Tag der offenen Tür bekamen nicht alle etwas von dem Ärger mit: Viele Mainzer genossen einfach das Wetter im Biergarten mit Musik und Figurentheater.
Heiko Beckert