Frankfurt/Köln
Kunst lockt Liebhaber und Investoren

Auktionen und Kunstmessen ziehen neben Liebhabern und Sammlern auch Investoren an. Wer langfristig auf qualitätvolle Kunst setzt, kann damit durchaus erfolgreich wirtschaften. 

dpa

Frankfurt/Köln. Kunst statt Aktien – angesichts bedrohlich wankender Finanzmärkte legen immer mehr Menschen ihr Vermögen lieber in Malerei, Porzellan oder antiken Möbeln an.

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Frankfurt/Köln. Kunst statt Aktien – angesichts bedrohlich wankender Finanzmärkte legen immer mehr Menschen ihr Vermögen lieber in Malerei, Porzellan oder antiken Möbeln an. Der erste Vorteil dieser Investitionsform liegt auf der Hand: Ein Gemälde macht sich über dem Sofa schlicht besser als ein verfallenes Wertpapier. Aber ist es als Geldanlage auch eine gewinnbringende Alternative?

Kunst kann, muss aber keine gute Geldanlage sein – entscheidend ist die Qualität, sagt einer, der es wissen muss. Henrik Hanstein leitet seit 30 Jahren das Kunsthaus Lempertz, das zu Europas führenden Auktionshäusern zählt, zudem ist es weltweit das älteste in Familienbesitz. Jedes Jahr kommen im Kölner Haupthaus rund 10 000 Kunstgegenstände unter den Hammer. Von der internationalen Finanzkrise hat sich der Kunstmarkt augenscheinlich schon wieder erholt: Gegenüber dem Krisenjahr 2009 hat sich der Umsatz im Frühjahr 2010 bei Lempertz verdoppelt. „Für gute Dinge geben die Leute gern sehr viel Geld aus“, schlussfolgert Hanstein, der auch Vizepräsident des Europäischen Versteigererverbandes ist. „Die Anleger flüchten in Sachwerte, weil sie nicht wissen, wie viel ihr Geld morgen noch wert ist.“ Die Kundschaft aus Russland, den USA oder China hat es mitunter richtig eilig, den Kaufpreis eines ergatterten Stücks anzuweisen, berichtet der 60-jährige Kunsthistoriker – weil besonders der Dollarkurs starken Schwankungen unterliegt.

Regelmäßig werden auf Auktionen Rekordpreise erzielt, mit denen auch Lempertz für sich wirbt. So ging am vergangenen Samstag das Gemälde „Der Alchimist“ aus der Nachfolge Pieter Brueghels für 1,7 Millionen Euro über den Ladentisch. Der Käufer aus Amerika blieb anonym, per Telefon boten auch zwei russische Oligarchen mit. Kunstkauf beschränkt sich aber nicht auf die Klientel der Schwerreichen. Die Mehrheit der Sammler kommt bei Lempertz aus dem klassischen Bildungsbürgertum, im Schnitt werden 4000 Euro in ein Objekt investiert.

Chefredakteur für einen Tag

Hilmar Kopper, unser Chefredakteur für einen Tag, sagt: „Kunst als Geldanlage ist nur etwas für betuchte Anleger. Sie können es sich leisten, wenn der Preis eines ,Kunstwerks‘ nicht den erhofften Verlauf nimmt. Eine sichere Rendite gibt es nicht.“

Wer sein Geld auf diese Weise mehren will, braucht ein Gespür für die Avantgarde. „Um ein Bild günstig zu kaufen und später mit Gewinn loszuwerden, muss man erkennen, welcher Künstler seiner Zeit voraus ist“, sagt Hanstein. Solche Käufe bergen immer ein Risiko. Wer hingegen über genügend Geld verfügt, für den kann Kunst eine sichere Bank sein: Bei Werken der Klassischen Moderne oder Alter Meister ist die Nachfrage generell höher als das Angebot. „Da kann man nicht viel falsch machen“, behauptet Hanstein – leider ist hier auch der Kaufpreis hoch.

Jenen Kunden, die vor fünfstelligen Kaufsummen nicht zurückschrecken, steht Christina Schroeter-Herrel zur Seite. Die Kunsthistorikerin berät Kunden der Deutschen Bank beim Verkauf von Kunstwerken und spricht Empfehlungen für Neuerwerbungen aus. Etwa 7500 vermögende Familien betreut die Abteilung „Private Wealth Management“ (private Vermögensverwaltung) der Deutschen Bank. Die sind gar nicht in erster Line auf Rendite aus. „Kunstkauf hat viel mit individuellen Vorlieben zu tun“, gibt Schroeter-Herrel Auskunft. „Unseren Kunden geht es vor allem um den emotionalen Gewinn.“ Weil freilich auch der Kunstmarkt nicht frei von Spekulationsblasen ist, rät sie von reinen Renditekäufen ab. Bei arrivierten Künstlern, die schon eine „Marke“ sind, ist die Gewinnaussicht aber gut. Wer langfristig investiert, erzielt in etwa dieselbe Verzinsung wie an der Börse, weiß der Auktionator Hanstein – mit dem Vorteil, dass sein Investment in dieser Zeit auch noch das Wohnzimmer ziert.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding