Für die favorisierten Gäste von der TSG Grünstadt begann der Wettkampf mehr als unglücklich. Justus Fröhlich stürzte gleich bei der ersten Bodenübung und wurde mit einem deutlichen Abzug bestraft. Somit war der Weg frei für den Koblenzer Angelo Schall, der seiner Mannschaft die ersten drei Scorepunkte sicherte. Doch schon mit der nächsten Übung wendete sich das Blatt. Nach dem frühen Sturz von Fröhlich fingen sich die Gäste relativ schnell wieder und brachten ihre weiteren Vorträge am Boden fehlerfrei durch. Das Nachsehen hatten die Koblenzer Alexey Kosyanov, Ivo Hofmann und Damaravy Westphal. Sie verloren jeweils ihr Duell und gaben damit das erste Gerät noch mit 3:7 an die Pfälzer ab.
Am Pferd waren sich die Mannschaften relativ ebenbürtig. Das KTV-Team um den Routinier Stefan Salzmann turnte etwas reduzierter und setzte auf einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad. Einzige Ausnahme bildete der Niederländer Loran de Munck mit einer anspruchsvollen D-Note von 5,3. Obwohl sich beide Seiten in ihren Übungen nicht viel nahmen, hatte Grünstadt am Ende auch hier leicht mit 5:3 die Nase vorn.
Nach dieser knappen Entscheidung holten sich die Koblenzer die ersten Gerätepunkte des Wettkampfes. Dass dies ausgerechnet an den Ringen gelang, überraschte selbst KTV-Trainer Schall ein wenig: „Damit war nicht unbedingt zu rechnen. Normalerweise ist Grünstadt an den Ringen stärker einzuschätzen.“ Maßgeblichen Anteil am 9:5 hatten Tom Kunz und der Russe Kosyanov mit ihren sauber ausgeführten Ringübungen auf hohem Niveau.
Das knappe 15:17 zur Pause nährte bei der KTV die Hoffnungen auf eine Überraschung. Doch in der zweiten Wettkampfhälfte sollte es für die Koblenzer weniger rund laufen. Schon am Sprung, den die Gäste mit 8:3 gewannen, konnte sich Grünstadt leicht absetzen. Noch deutlicher wurde es dann am Barren. Die Koblenzer verloren jetzt nicht nur völlig den Faden, sondern auch gleich alle vier Duelle – das 0:13 sprach Bände. „Am Barren haben wir leider nicht das abgerufen, was wir hätten bringen müssen“, kritisierte Schall, der gleichzeitig die individuelle Klasse des Gegners neidlos anerkannte: „Grünstadt verfügt über eine richtig starke Mannschaft und ist gerade auf der Ausländerposition super gut besetzt.“
Gemeint war damit Joe Cemlyn-Jones. Der an diesem Tag herausragende Brite gewann fünf seiner sechs Duelle und war mit 17 Punkten auch der Topscorer. Lediglich am Reck erlaubte sich Cemlyn-Jones einen Patzer und zog gegen Alexander Heinrich den Kürzeren.
Der bis dato glücklose Heinrich, der in seinen vorherigen drei Duellen gleich 13 Scorepunkte an den Gegner abgeben musste, konnte wie die anderen KTV-Turner am Reck befreit aufturnen, schließlich lagen die Koblenzer schon vor dem letzten Gerät hoffnungslos mit 18:38 zurück. Ohne Druck holten sich die Gastgeber dann den Gerätesieg am Reck (8:6). Mit einem Dreifach-Salto in den Stand sorgte dabei der Russe Kosyanov zum Ende hin noch für das Highlight des Tages.
„Wir wussten, dass die Koblenzer am Reck stark sind. Deswegen war es auch gut, dass wir uns zuvor schon einen gewissen Vorsprung erarbeiten konnten. Letztendlich haben wir den Wettkampf nach einer relativ ausgeglichenen ersten Hälfte am Sprung und Barren gewonnen“, analysierte Gästetrainer Florian Bachmann. KTV-Coach Schall sah in dem Saisonauftakt eine erste Standortbestimmung für sein Team: „Am Anfang einer Saison muss man erstmal schauen, wo man im Vergleich zum Rest der Liga steht. Wir haben heute zu 80 Prozent unsere Leistung abrufen können. Wenn wir in der Liga bestehen wollen, muss mehr kommen. Dennoch war es insgesamt ein guter Wettkampf, um in die Saison reinzufinden.“
KTV Koblenz – TSG Grünstadt 26:44: 4:8 Gerätepunkte / 285,1:292,2 Wettkampfpunkte; Boden 3:7, Pferd 3:5, Ringe 9:5, Sprung 3:8, Barren 0:13, Reck 8:6. Topscorer: 1. Joe Cemlyn-Jones 17 Punkte, 2. David Jäger (beide Grünstadt) 11, 2. Alexey Kosyanov (Koblenz) 11.