Mainz
Krösus statt bettelarm: Finanzjonglage beim FC Kaiserslautern

Spaß gehabt: Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz (links) und Trainer Marco Kurz vom 1. FC Kaiserslautern.

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Mainz - Der angeblich zerlumpte Armenhäusler 1. FC Kaiserslautern war der Krösus der Zweiten Liga. Wer manche Zahlen mit denen des FSV Mainz 05 vergleicht, stellt Erstaunliches fest.

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Kaiserslautern/Mainz – Beim 1.FC Kaiserslautern wird ausgesprochen beliebig mit Zahlen jongliert. Bekanntlich hat der Bundesligist auch für die aktuelle und für die nächste Saison bei der Stadt einen Mietnachlass für das (defizitäre) kommunale Stadion am Betzenberg erwirkt. Das sind 1,2 Millionen Euro jährlich, zudem werden dem FCK pro Saison 600 000 Euro der Miete gestundet.

Diesen Mietausfall teilen sich die Stadt Kaiserslautern und das Land Rheinland-Pfalz. Wir sprechen hier von Steuergeldern, die, und das ist die offizielle Lesart der Klubverantwortlichen und der beteiligten Politiker (aller Parteien), diesem angeblich unverschuldet bettelarmen Klub das Überleben im Profifußball sichern (müssen).

Ein Jahr lang ging der Lauterer Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz in der Vorsaison damit hausieren, der FCK unternehme den Aufstiegsversuch mit einem mickrigen Sparpersonaletat von 8,5 Millionen Euro. In der vergangenen Woche veröffentlichte der Klub bei seiner Jahreshauptversammlung lässig und offiziell die wahren Zahlen: Der 1. FC Kaiserslautern hat seine Aufstiegssaison 2009/10 mit einem Personaletat in Höhe von 14,92 Millionen Euro abgewickelt. 14,92 Millionen. In der Zweiten Liga. Zum Vergleich: Der FSV Mainz 05 hat seine letztjährige Spielzeit in der Ersten Bundesliga mit einem Personaletat von 14,5 Millionen betrieben. Da könnte man die Frage stellen: Welcher Klub ist hier eigentlich der bettelarme in Rheinland-Pfalz?

Lustig. Für die aktuelle Saison gibt der FCK einen Personaletat von 13 Millionen an. Das liest sich sparsam im Vergleich mit den Mainzern, die diesmal mit rund 17,5 Millionen arbeiten. Wer allerdings für bare Münze nimmt, dass der FCK in der Bundesliga für sein Personal 1,9 Millionen weniger aufwendet als im Vorjahr in der Zweiten Liga, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

Zu vermuten ist: Im Winter 2011 wird Kuntz auf der Jahreshauptversammlung lässig verkünden, der FCK habe 2010/11 mit rund 20 Millionen operiert, 2011/12 werde man aber mit 17 Millionen klarkommen. Und niemand in der Pfalz wird daran Anstoß nehmen. Das war übrigens in der vergangenen Woche nicht anders.

Weder Medien noch Politik haben diese neuen Zahlen hinterfragt und/oder kritisch kommentiert. Stefan Kuntz ist als zerlumpter Armenhäusler auf Betteltour gegangen, am Aufstiegstag hat er sich für eine Sensation feiern lassen – und ein paar Monate später stellt sich heraus, dass der FCK in der Zweiten Liga mit einem Spitzenetat der Krösus war. Bei den Ausgaben.

Unter Einnahmen, auch das förderte die Jahreshauptversammlung ganz offiziell ans Tageslicht, hat der 1. FC Kaiserslautern für diesen Zeitraum ein Minus von 3,9 Millionen Euro ausgewiesen. Ohne Vereinsbrille auf der Nase drängt sich der Eindruck auf: Der FCK hat sich den Aufstieg 2010 (auch) erkauft mit Steuergeldern und mit neuen Schulden. Einen Skandal sieht darin niemand in der Pfalz. Die abgezockten Landespolitiker schon gar nicht. Wahrscheinlich ändert daran auch die Tatsache nichts, dass es dem Klub gelungen ist, trotz seiner Minuswirtschaft im Sommer für 4,7 Millionen Euro neue Spieler zu kaufen.

Reinhard Rehberg