Bauwerk
Grade haben sich die vier momentanen Kandidaten für den Landratsposten – drei Frauen, ein Mann – erstmals gemeinsam auf einem Podium präsentiert. Gastgeber war die Kreis-FWG um Moderatorin Stephi Orben aus Hergenfeld, Ort war Sobernheim, die (gefühlte) geografische Mitte des Kreises. Forum zwei wird am 31. Januar in Kreuznach sein. Diesmal lädt die Kreis-FDP ein. Wahlk(r)ampf, zeitraubende Rundreisen quer durch die Region – das könnte sich das Quartett, aus dem, wenn „Die Partei“ ihren durch Unterstützungsunterschriften legitimierten Mann entsenden kann, ein Quintett wird, sparen. In Managerkreisen oder etwa in Feuerwehrführungszirkeln gibt es eine hübsche Übung, um den geborenen „Leader“ zu finden. Und die geht so: Den dann Fünfen verbinden wir die Augen und lassen sie zusammen ein Zelt aufbauen, was sie vorher nicht wissen. Sie müssen das Übungsobjekt ertasten. Rasch, so heißt es, komme dabei raus, wer ein Konzept für Teambildung und Kooperation, also einen echten Plan habe. Und der oder die wird Landrat oder -rätin. Fertig!
Mario Baumgart, einer der flutgeschädigten Hochstätter, in seinem mittlerweile wieder sanierten Keller. Siehe: Wassermassen Fotos: Stefan Munzlinger
Wassermassen
Die Hochstätter um Ortsbürgermeister Hermann Spieß haben ihr zweites Benefizkonzert hinter sich. Diesmal fließt der Erlös nicht den Hochwasserbetroffenen vom 30. Mai zu, sondern geht komplett an die Gemeinde. Die kann den Betrag, knapp 3000 Euro, gut brauchen, muss die Flutschäden an ihrem Gemeindesaal (Heizung und Toilettenanlage) sanieren. „Wenn das Regenrückhaltebecken an der um eine dritte Fahrspur erweiterten B 420 fertig gewesen wäre, hätte es die Flutschäden so nicht gegeben“, denkt ein Hochstätter. „Falsch“, korrigiert ihn Diplom-Ingenieur Marc Rauhut vom Landesbetrieb Mobilität Bad Kreuznach; Rauhut, der die Schäden an den Häusern in der Nordpfalzgemeinde „sehr“ bedauert, hat das Becken geplant. Bei einer solchen Wassermenge, wie sie am 30. Mai in zwei mächtigen Wellen durch Hochstätten schoss, hätte kein Regenrückhaltebecken Schlimmeres verhindern können. Ja, das Becken war Ende Mai noch nicht fertig, sein Bau lag aber klar im Zeitplan, betont der LBM-Mitarbeiter zu Gerüchten einer Verzögerung. Das Fassungsvermögen des Beckens samt Damm und Durchlassdosierwerk sei auf die „ortsüblichen Regenspenden“ im Laufe eines Jahres ausgelegt, im Maximum auf ein 20-jähriges Hochwasserereignis, wie es der Deutsche Wetterdienst geraten habe. Hauptproblem sei nicht die dritte B-420-Spur: Das Oberflächenwasser, das sie verdränge, sei nicht der Rede wert, sagt Rauhut. Die Massen kamen aus dem oberhalb von Hochstätten liegenden Wald, „und“, so Marc Rauhut weiter, „gegen solche unvorhersehbaren Mengen ist man machtlos“. Auch das angeschwemmte Geröll im Dorf, das der Straßen- und Rückhaltebaustelle zugeschrieben wurde, stamme aus dem Wald. „Wir verwenden aus Stabilitätsgründen gebrochenes, kantiges Gestein“; bei dem mitgeschleiften Material habe es sich um gerundetes Gestein gehandelt, hat Rauhut festgestellt, nachdem er sich mit einem Kollegen nach der Leischbach-Flut in Hochstätten umgesehen hat: „Die Leute, die es getroffen hat, tun mir wirklich leid.“ Und so bleibt es bei der Forderung der Fachleute: Die Wassermassen nicht erst am Ende, sondern ganz am Anfang aufhalten, oben im Wald – mit einem effektiven System an Auffangreservoiren.
Schlafstatt
Wenn Forstdirektor Bernd Closen (64), Chef des Forstamts Soonwald, am 28. Februar 2017 nach 13 Jahren an der Spitze in den Ruhestand geht, nimmt er auch Abschied von seinem großen, geräumigen Büro im ersten Stock des Gebäudes in Entenpfuhl. Das übrigens war einst das Schlafzimmer seines Vorgängers, Forstdirektor Hansjochen Staege. Und so schmunzelt alles über beide Backen, wenn Closen das Bonmot in manch erheiterte Runde wirft: „Da, wo ich arbeite, hat mein Vorgänger geschlafen.“
Zwergenschule
Denkt die rot-gelb-grüne Landesregierung tatsächlich daran, Zwergschulen wie in Staudernheim mit rund 50 Mädchen und Jungen und in Odernheim (mit Vorschulkindergarten: 75 Kinder) zu schließen? Oppositionsführerin Julia Klöckner, am Dienstagabend in Essen als beste CDU-Bundesvize mit 86,2 Prozent (2014: 96,45 Prozent) bestätigt, läutete vor Tagen die Alarmglocken. Wir fragen beim Bildungsministerium in Mainz nach. Erste Reaktion: „Die CDU informiert falsch, schürt Ängste und erweckt den Eindruck, die Landesregierung plane, zahlreiche Grund-schulen zu schließen und weder die Interessen ländlicher Regionen noch die kleiner Grundschulen zu berücksichtigen.“ In RLP gebe es 100 einzügige Grundschulen. Ministerin Dr. Stefanie Hubig (SPD) schreibt: „Nicht diese Zahl von Grundschulen steht zur Überprüfung an, geschweige deren Schließung. Die Vorgaben des Schulgesetzes bleiben so wie sie sind und werden nicht verschärft.“ Der Grundsatz: „Kurze Beine, kurze Wege“ gelte weiter. Man werde aber auch künftig immer wieder prüfen, ob sich die Beförderungsmöglichkeiten oder der Zuzug geändert hätten oder ob neue Baugebiete ausgewiesen wurden ... Der Entwurf dieser Leitlinien werde mit den betroffenen Kreisen und Verbandsgemeinden, dem Landeselternbeirat, den kommunalen Spitzenverbänden und dem Hauptpersonalrat für Grundschulen frühzeitig erörtert. Das Schulgesetz sehe vor, dass in der Grundschule jede Stufe mindestens eine Klasse haben, also einzügig sein muss. Schulen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllten, könnten fortgeführt werden, wenn sie die Mindestgröße nur vorübergehend nicht erreichen oder ein „besonderer Fall“ vorliege. Der Rechnungshof habe die Landesregierung bereits vor Monaten aufgefordert, die Grundschulen, „die die Mindestgröße nicht erreichen, zu überprüfen“.
Gute Tat bei der Waldweihnacht: Juliane Beez, hier mit Forstdirektor Bernd Closen, zeigt zwei ihrer bereits angemalten Rehgehörne. Siehe: Farbenspiel
Farbenspiel
Und noch jemand verlässt das Forstamt Soonwald: Forstreferentin Juliane Beez (30) aus dem Thüringer Wald und nahe Altenkirchens im Westerwald aufgewachsen. Seit 1. Januar ist sie in Entenpfuhl tätig und legt 2017 ihr forstliches Staatsexamen ab. Als Abschiedsgeschenk hält sie eine kleine Überraschung für die zehnte Waldweihnacht am kommenden Sonntag, 11. Dezember, 10 bis 17 Uhr, rund ums Forstamt bereit: Kinder und Erwachsene können ein zwei bis fünfjähriges Rehgehörn erwerben und es gemeinsam mit ihr bemalen. Der Erlös geht an ein Hilfsprojekt im afrikanischen Tansania, das die junge Forstfachfrau unterstützt. Jungen Müttern ermöglicht es eine Ausbildung, damit sie ihre Zukunft aus eigener Kraft sichern können.
Tellerrand
Marco Rohr hat uns die Demografie-Statistik für den Kreis Bad Kreuznach überlassen. Ein Aspekt: Die Zahl der einzuschulenden Kinder stagniert seit 2014. Allerdings sei zu erwarten, dass dieser Wert durch die Enkel „unserer“ geburtenstarken Jahrgänge zwar vorübergehend ansteigen, danach allerdings markant absinken werde, schreibt uns der Demografie-Beauftragte. Wir folgern: Genau das müssen wir schon heute wissen, wenn wir über Schul- oder Mensa-Ausbauten, etwa in der Integrierten Gesamtschule Stromberg, sprechen. Sicher: Wenn eine räumliche Enge herrscht, hilft der Verweis auf künftig sinkende Zahlen nicht. Doch in Zeiten leerer Kassen muss man dreimal überlegen, ob man sie für wenige Jahre aufwendig erweitern sollte. Um im Mensabild zu bleiben: Wenn der (Schüler-)Kuchen kleiner wird, mach' ich doch nicht die Teller größer.