Kirn
Krasse Mofaschrotthaufen nachts unterwegs
Selbstgemachtes Nummernschild

Kirn – Bei Polizeikontrollen waren in den vergangenen drei Wochen von 232 kontrollierten Zweiradfahrern über 90 mit Mängeln unterwegs. Die Polizei zog unter anderem gefährliche und dilettantische Umbauten aus dem Verkehr

Über 90 von 232 kontrollierten Zweiradfahrern fielen in den vergangenen zwei Wochen bei Polizeikontrollen negativ auf. Beim Bilanzpressegespräch verwiesen Harald Gäns (stellvertretender Leiter der Inspektion Kirn) und Martin Herzog darauf, dass insbesondere Mofas durch gefährliche Umbauten oder überforderte und berauschte Fahrer eine Gefahr darstellen. Die Mängelquote liegt bei 50 Prozent, während „nur“ 15 bis 20 Prozent der Motorradfahrer verwarnt wurden oder Mängelberichte erhielten.

Die Unfallzahlen mit Zweiradbeteiligung sinken zwar, doch bei fast 90 Prozent der 33 Motorrad- und Mofaunfälle 2013 gab es Verletzte (26). Diese hohe Quote macht Sonderkontrollen so wichtig. „Vielleicht lässt die Umbauerei dann etwas nach“, hofft Harald Gäns. Martin Herzog würde es gern sehen, wenn Mofas mit Höchstgeschwindigkeit von 25 von der Straße verbannt würden. Seine Vorstellung: „Lieber nur Maschinen ab 45 Stundenkilometern zulassen. Die sind keine Verkehrshindernisse. Den Fahrern sollte man dann eine richtige Fahrschule verordnen.“

Der Motorradexperte kann diese Ansicht mit Extrembeispielen frisierter Mofas belegen: Eines dieser Fahrzeuge schaffte auf dem Prüfstand 84 Stundenkilometer. Der Aufwand ist gering, weiß Herzog: Ein Distanzring aus der Variomatik geschraubt, und schon läuft das Ding 70. Bei einem schweren Unfall mit Alkohol- und Drogeneinwirkung war ein frisiertes Mofa im Spiel: Der Fahrer krachte nachts auf ein stehendes Auto, ließ den schwer verletzten Sozius liegen und flüchtete. Die Gabel des Mofas war total verbogen. Auf dem Prüfstand brachte der Schrotthaufen noch 50 Sachen.

Einige besonders krasse Umbauten hat die Polizeiinspektion auf dem Hof stehen. Die Bikebesitzer warten auf die Freigabe durch die Staatsanwaltschaft. In einem Fall hatte ein Motorradfahrer ein „neues“ Nummernschild im PC heruntergeladen, es ausgedruckt, laminiert und aufgeklebt. Einmal konnte er bei einer Kontrolle flüchten, dann ging er den Polizisten ins Netz. Herzog: „Die hauen gerne mal ab, aber wir haben inzwischen unsere eigene Strategie entwickelt. Früher oder später kriegen wir sie.“ Unter anderem auch durch schnelle Positionswechsel der Kontrollstellen. Gäns: „In Zeiten von WhatsApp kommt nach einer Stunde schon keiner mehr vorbei. Die sprechen sich ab, warnen sich im Internet.“ Andererseits kommt man mit diesem Medium dem ein oder anderen auf die Schliche.

Bei Mofa sind oft Drogen und Alkohol im Spiel. Mitunter werden die Fahrzeuge von Fahrern bewegt, die den Auto- oder Motorradführerschein verloren haben und nun auf Kleinräder umgestiegen sind. Ein Knackpunkt: Mofas müssen nicht zum TÜV, werden mitunter jahrelang ohne jede Pflege bewegt. Ein gefährlicher Irrtum für die Erwerber solcher Gebrauchtmofas: Sie können sich bei Kontrollen nicht herausreden, sie hätten das Bike so gekauft. Fakt ist: Eigentümer sind stets für die Verkehrssicherheit verantwortlich. Dann bleibt das Mofa eben stehen. 10 Roller wurden seit 16. Mai beschlagnahmt

. Dann wird's teuer. Denn wer Mofa oder Versicherungskennzeichen frisiert oder manipuliert, muss Zeit und Geld investieren. Die Polizei schickt die Akte an die Zulassungsstelle. Von dort kommt die Aufforderung, alles wieder ordnungsgemäß zu beantragen. Sind Drogen und Alkohol im Spiel, ist ein Test fällig, den längst nicht alle auf Anhieb bestehen. Dann war es das erst mal mit der Freiheit auf zwei Rädern.

Der Katalog der getroffenen Maßnahmen nach sieben Kontrolltagen in zwei Wochen ist lang und hart. Bei 232 Kontrollen (80 davon am Präventionstag an der B 421 im Kellenbachtal; wir berichteten) wurden unter anderem 24 Strafanzeigen verhängt.

Zwölf Mal ging es dabei um Fahren ohne Fahrerlaubnis, drei mal um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Drei wurde gegen das Pflichtversicherungsgesetz (Mofaschein) verstoßen, drei mal Urkundenfälschung verübt, zwei mal war Trunkenheit im Straßenverkehr (2,11 Promille auf dem Mofa), einmal Straßenverkehrsgefährdung anzuzeigen. 16 Ordnungswidrigkeitsanzeigen gab es. 13 Mal erlosch die Betriebserlaubnis.

Drei Fahrten unter Drogeneinfluss wurden protokolliert. Verwarnungen gab es 31, Mängelberichte 43. 9 Mal wurde die Weiterfahrt untersagt. Zehn Motorroller wurden sichergestellt und beschlagnahmt. Armin Seibert