Genehmigung lag schon 2018 vor
Die dort jetzt aktualisierte Planung entlockte selbst dem erfahrenen Planer Bernd Hartmann im Werksausschuss der VG Kirner Land einige ärgerliche Worte. Denn die einigermaßen hochwassersichere Aufrüstung der Anlage wird wohl erheblich teurer und am Ende bei drohenden Hochwässern der „Jahrhundertkategorie“ dann doch nicht sicher. Lange vor der Fusion, nämlich 2018, hatte man die Genehmigungsplanung für die Simmertaler Anlage auf dem Tisch. Dann wurde umgeplant, begutachtet. Jetzt wird es so gemacht, dass statt des Betriebsgebäudes nun die Pumpstation aufgestockt werden soll – hier ist die bessere Statik vorhanden.
Das Betriebsgebäude soll fallen und dort das Belebungsbecken entstehen. Das bisherige Kombibecken soll zum Nachklärbecken umgebaut werden. Neu gebaut werden müssen ein belüfteter Geschiebeschacht und eine Fällmittel- und Dosierstation. Kleiner als geplant werden die Aufenthaltsräume, denn die würden in größerem, „klassisch schwarz-weißem“ Stil in der (ebenfalls aufzustockenden) Kirner Kläranlage vorgehalten, sagt der Planer.
Im Hinblick auf die in zurückliegenden Sitzungen angedachte Fotovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Betriebsgebäudes winkten Planer Hartmann und Werkleiter Stumm ab: Das lohne nicht, die PV-Anlage könne nicht den notwendigen Strom liefern. „Das wäre nur ein Feigenblatt“, befand Hartmann. Bezüglich des Stroms setzt man auf hochwassersichere Standorte auf Stahlgerüsten, denn weil die Kläranlage seitens der Genehmigungsbehörte bewusst als Retentionsraum für Nahehochwässer gelte, müsse man alle technisch anfälligen Anlagen aufbocken.
Der Knackpunkt: Der Nahe-Deich darf nicht erhöht werden, die Fläche steht bei einem „Jahrhunderthochwasser“ wie 1993 voll. Das Problem: Dann muss die Brühe wieder aus der „Wanne“ herausgepumpt werden. Dafür werden jetzt großkalibrige Pumpen geplant, die wiederum mit einem „Netzersatz“ (bei Stromausfall) abgesichert werden müssen. Werner Speh fragte dazu, ob man nicht die Grünflächen ringsum als Retention nutzen könne. Nein, das gehe nicht, selbst für ein sechs Kubikmeter kleines Betonbauwerk müsse man eigens Retention schaffen, merkte der Planer an.
Ahr hat „keine Auswirkungen“
Ob die Ahrtal-Katastrophe nicht auch Auswirkungen auf die Simmertaler und Kirner Genehmigungsplanung hätte, fragte Wilfried Schlarb. Nein, die HQ-100-Linie (in Simmertal sind das 172,80 Meter über dem Meeresspiegel) werde als gesetzt angenommen. Die Bauten in Simmertal liegen einen halben Meter höher. Erst mal.
Im Bauzeitenplan ist der Um- und Ausbau Simmertals mit Phase eins bis Ende 2023 projiziert. Der Zeitenplan: Endgültige Abstimmung des Projektrahmens bis Januar 2022, Aufstellen der Ausführungsplanung bis Ende Februar 2022, Ausschreibung und Vergabe Phase eins bis Mai 2022, Baubeginn im Juli 2022, Fertigstellung bis Ende 2023. So weit Phase eins.
Die Kosten dafür betragen laut Berechnungsstand (Schätzung, nicht Ausschreibung) mit Stand Februar 2021 rund 1,25 Millionen Euro. Dazu würden normalerweise der Geschiebeschacht (veranschlagt mit rund 130.000 Euro) und das Fällmittellager (107.000 Euro) gehören, doch der Planer schlug vor, diese Bauwerke mit Phase zwei zu verknüpfen. Sinngemäß: Da komme es auf zwei, drei Jahre nicht an.
Phase zwei kommt mit rund 3,750 Millionen Euro daher. Das war die Schätzung im September 2020. Die Preise würden aber wohl in der Realisierungsphase 2024 und 2025 sicher um schätzungsweise 25 Prozent höher liegen, schätzt Hartmann. Weil die Sanierung der Kirner Kläranlage und der weitgehende Neubau der Simmertaler Anlage zeitlich immer näher zusammenwachsen, ergäbe es Sinn, über eine gemeinsame Lösung in Sachen Notstrom nachzudenken. Zwei (weitgehend baugleiche und von einem Hersteller bestellte) Containerlösungen brächten Vorteile im Hinblick auf Anschaffung und Wartung. Wie weit das in fünf Jahren, wenn die Kellenbacher Genehmigung endgültig ausläuft, noch spruchreif ist, wird sich zeigen.
Denn die Anschaffung des Notstromaggregats für Kirn ist schon beschlossene Sache. Der Werksausschuss vergab den Auftrag für Ingenieurleistungen für „elektrotechnische Ausrüstung einer Netzersatzanlage in Kirn“ für satte 32.165 78 Euro.