Fußball-Europameisterschaft 2021
Kommentar zum zweiten Auftritt der DFB-Auswahl: Früher Zugzwang

Wäre da nicht der erste Eindruck, könnte man sagen: Eigentlich ist in der Gruppe F ja noch nichts Schlimmes passiert. Rein mathematisch steht der deutschen Mannschaft das Tor zum Achtelfinale weiterhin weit offen. Es bleiben noch zwei Spiele zum Punkten, und am Tag der Abrechnung, dem 23. Juni, reicht im ungünstigsten Fall ja auch Platz drei, um sich ins Achtelfinale zu schummeln. Was natürlich weit weg wäre von den Ansprüchen, die Fans und Spieler der DFB-Auswahl quasi aus Gewohnheit haben. Was aber zumindest die Hoffnung am leben ließe in der Erinnerung daran, dass Deutschland zu guten Zeiten auch immer eine typische Turniermannschaft war. Die sich mit zunehmender Wettbewerbsdauer steigert, wenn es eben nötig ist.

Nun ist der Zeitpunkt für eine Steigerung schon früh gekommen. Eine weitere Niederlage heute gegen Portugal würde Joachim Löws Auserwählte unnötig unter Zugzwang setzen, auch wenn die Portugiesen es 2016 vorgemacht haben, wie viel Mittelmaß ebenfalls zum Ziel führen kann. Mit drei Punkten, übrigens mühsam zusammengekratzt ohne Sieg, retteten sich die Südeuropäer seinerzeit in die K.o.-Runde. Und holten später auf wundersame Weise den Titel.

Bei einer Pleite gegen Cristiano Ronaldo und Kollegen bliebe also noch die Möglichkeit, die Ungarn, mit Unterstützung der eigenen Anhänger in München, zu schlagen – wie es sich gehört für eine Fußball-Nation wie Deutschland. Ob das dann, weil knapp kalkuliert, reicht für den Kreis der vier besten Gruppendritten, ist die eine Frage. Die andere wäre, was eigentlich überhaupt dafür spricht, dass sich die DFB-Elf mit den Top-Teams der EM messen kann.