Marcus Schwarze zum Ausbau der Breitband-Netze
Wenn sich die Beteiligten da nicht mal täuschen. Denn mit dem Funk ist das so eine Sache. Schon jetzt begrenzen die Provider ihren Kunden die Nutzung der fortschrittlichen Funktechnik LTE auf ein monatliches Datenvolumen. Und in den Abendstunden wird es schon mal eng in den Netzzellen, wenn viele Nachbarskinder gleichzeitig Youtube-Videos abrufen.
Datenfresser
In der Folge sind schon zur Mitte des Monats oder früher die 3 oder 5 gebuchten Gigabyte Daten aufgebraucht. Der Provider drosselt dann die Datengeschwindigkeit bis zum Monatsende künstlich. Und diese geringen Datenmengen sind schnell weg. Wer mit Diensten wie Dropbox und Skype hantiert, zu Hause ein WLAN nutzt, um mit Smartphone und iPad ins Netz zu gehen, und daneben zwei Minecraft- oder Youtube-nutzende Kinder hat, dürfte an die 5-Gigabyte-Grenze binnen weniger Tage gelangen. Da hilft es wenig, wenn die Telekom mittlerweile in einigen Städten 300 Mbit/s per Funk anbietet.
Glasfasern sind noch die Ausnahme
Als zukunftsträchtigste Übertragungstechnik gilt anstatt des Funks weiterhin die Glasfaser. Alte Kabeltechniken wie ADSL und VDSL stoßen über kurz oder lang an die physikalischen Grenzen der Kupferdoppeladern. Der flächendeckende Ausbau mit Glasfaser würde nach Schätzungen von Experten in Deutschland 70 bis 80 Milliarden Euro kosten. Doch bei dieser wichtigen Technik ist Deutschland das Schlusslicht Europas: Die Glasfaserquote beträgt hierzulande nur 1 Prozent.
In Rheinland-Pfalz kommen nun 55 Millionen Euro aus den Töpfen des Landes, des Bundes und der EU zusammen, um den Breitbandausbau zu fördern. Das ist viel Geld, aber am Bedarf gemessen wenig. Die Größenordnungen zwischen dem benötigten und dem Erreichbaren sind grundverschieden. Wenn bis 2018 nicht nur bundesweit, sondern auch in Rheinland-Pfalz „flächendeckend“ 50 Mbit pro Sekunde erreicht werden sollen, wie es die Landesregierung ankündigte, wird dies nicht ausreichen. In den nächsten vier Jahren explodieren die benötigten Datenmengen. Da werden wir an heute übliche Übertragungsraten mit einem Grinsen zurückdenken.