Hansgeorg Egenolf kommentiert
Der Eindruck, der sich in den vergangenen Monaten aufdrängte, war ein anderer. Da wurde das Bild eines Kirchenmanns gezeichnet, der an seinem Amt festhält, der uneinsichtig ist, der sich falsch und ungerecht behandelt fühlt und sich als Opfer einer Medienhetze sieht. Genährt wurde diese Sicht der Dinge vor allem aus Vatikankreisen. Der Kirchenhistoriker Walter Brandmüller oder auch der jüngst zum Kardinal ernannte Gerhard Ludwig Müller stellten sich mit Vehemenz und heftiger Medienschelte hinter den Limburger Bischof und gossen damit Öl ins Feuer.
Papst Benedikts enger Vertrauter Georg Gänswein blies ins gleiche Horn und rückte erst in den vergangenen Tagen von Tebartz-van Elst ab. Spätestens an diesem Punkt war klar, dass es mit dem neuen Papst Franziskus eine Rückkehr des Bischofs ins Bistum Limburg nicht mehr geben würde.
Doch die Entscheidung kommt viel zu spät, und sie ist der Offenbarungseid einer völlig verfehlten Personalpolitik, die Rom zu verantworten hat. Der Bischof wurde seinerzeit in Limburg mit großem Wohlwollen aufgenommen, das Domkapitel hatte ihn aus drei Vorschlägen selbst ausgewählt. Aber der Nachfolger des hochgeschätzten Franz Kamphaus verfolgte seine neue Aufgabe mit einem Selbst- und einem Amtsverständnis, das die katholischen Christen im Bistum Limburg erst befremdete und dann entsetzte.
Es dauerte lange, zu lange, bis es in der hierarchischen Struktur knirschte und knackte, denn der Bischof machte schon bald, was er wollte. Er servierte Kritiker rüde ab, er verbreitete ein Klima des Misstrauens und der Angst, aaste beim Bau des Bischofssitzes mit dem Geld und log, als es im Zusammenhang mit einem Flug nach Indien im Grunde um eine Banalität ging. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht … Das gilt erst recht für einen Bischof, und es rückt die Tatsache, dass die exorbitanten Kosten für den neuen Bischofssitz lange verschleiert worden sind, noch einmal in ein anderes Licht.
Die Causa Tebartz-van Elst wird jetzt abgeschlossen, an den Folgen dieses Falls wird die Kirche – nicht nur die katholische – aber noch lange zu knabbern haben. Das Bild des „Protzbischofs“, das von manchen Medien zu einem Zerrbild überzeichnet wurde, ist das, was in den Köpfen vieler Menschen hängen bleibt und auf die Kirche übertragen wird. Das ist ein Dilemma, es ist ein Drama und eine große Ungerechtigkeit gegenüber den Priestern und engagierten Christen, die ihren Dienst in Demut, Einfachheit und getragen von Nächstenliebe ausüben. Der finanzielle Schaden, den der Bischof mit seinem überteuerten Domizil angerichtet haben mag, ist demgegenüber nur eine Marginalie.