Sascha Nicolay über einen Jugendförderverein
Am augenfälligsten mit der A-Jugend, die 1988 in die Südwestliga (damals die höchste Liga) aufstieg und ihren Nachfolgerteams, die die Südwestliga über Jahre sicherte. Von dieser Arbeit profitierte schließlich der SC Idar, denn viele der besten Spieler dieser Jahrgänge fanden früher oder später den Weg in den Haag und waren maßgeblich am Aufschwung des SC beteiligt. Doch auch der ASV hätte damals einen derartigen Erfolg ausschließlich mit eigenen Jugendlichen nicht haben können. Er profitierte davon, dass die besten Spieler aus umliegenden Vereinen beim ASV eine Art Kreisauswahl bildeten. Vor diesem Hintergrund ist es auch symbolhaft, dass ausgerechnet Sven Ohlsen, der heutige Vorsitzende der TSG Idar-Oberstein und 1988 Aufstiegsspieler beim ASV, den Vorschlag gemacht hat, einen Jugendförderverein zu gründen.
Tatsächlich könnte der ASV von 1988 ein Vorbild für einen zukünftigen JFV in Idar-Oberstein sein. Damals beschäftigte der ASV immer Top-Trainer im Jugendbereich. Bei den A-Junioren zum Beispiel Jürgen Römer als Kopf, zusammen mit Gerd Hoffmann. Bei den Spielen dieser Südwestligamannschaft waren jede Menge Zuschauer aus allen Stadtteilen und dem Kreis Birkenfeld am Platz. Die Identifikation mit dieser Mannschaft war hoch. Von der Ausbildung der Spieler und ihren Erfahrungen in der Südwestliga profitierte später nicht nur der SC. Nicht alle aus den Jahrgängen machten den Weg in die Oberliga, sondern spielten in anderen Vereinen weiter.
Dass die Vereine aus Idar-Oberstein einen solchen JFV ins Leben rufen, wäre total wünschenswert. Es wäre ein Zeichen. Ein Zeichen gegen Kirchturmdenken und ein Zeichen an Jugendspieler (und nicht zuletzt an deren Eltern) aus Idar-Oberstein und Umgebung, dass es in der Edelsteinregion Perspektiven gibt und es unnötig ist, drei- oder viermal in der Woche viele Kilometer zu Vereinen außerhalb des Einzugsgebiets von Idar-Oberstein zu fahren. „Die Unkultur, dass Spieler abwandern muss aufhören“, hat Lothar Lenz, der Vorsitzende des Stadtverbandes sporttreibender Vereine, gesagt – und er hat uneingeschränkt recht. Was nicht Einzug halten darf, ist aber die Denkweise, dass dieser JFV gegründet wird, um den Spitzenfußball beim SC Idar-Oberstein zu erhalten. Es müssen Lösungen aufgezeigt werden, wie genau die anderen Vereine von einem JFV profitieren können.
Kein Argument gegen einen JFV darf sein, dass vermeintlich schwächere Spieler in ihren Stammvereinen aufhören, nur weil das Top-Talent des Klubs in den JFV wechselt. Gerd Lotzmann, der Abteilungsleiter des Bollenbacher SV, hat es entkräftet: „Die absoluten Spitzenkönner verlassen ihren Heimatverein irgendwann sowieso. Sie müssen es sogar, wenn sie sich entwickeln können“, hat er gesagt und daraus geschlossen: „Deshalb ist es besser, wenn wir es schaffen, sie in Idar-Oberstein zu halten, weil wir ihnen vor Ort eine Perspektive bieten können.“
Die Bildung eines JFV funktioniert nur mit qualifizierten Trainern und einen Ertrag gibt es nicht sofort, sondern mittelfristig. Wenn das jedem klar ist, dann kann die Botschaft nur lauten: „Mach et, Idar-Oberstein!“
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