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Kommentar: Das ist ein trauriger Tag für den Nürburgring

Dietmar Brück kommentiert.

Jens Weber

Man soll nie nie sagen - schon gar nicht am Nürburgring. Es besteht immer noch eine winzige Chance, dass Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone jetzt so viel Druck bekommt, dass er das Steuer herumreißt und die Königsklasse für deutlich bessere Konditionen in der Eifel oder in Hockenheim vorfahren lässt. Doch wahrscheinlicher ist, dass die Formel 1 in diesem Jahr am Nürburgring vorbeirast. Vielleicht sogar für einen längeren Zeitraum. Sollte dies zutreffen, wäre das ein trauriger Tag für alle Motorsportfans und die Eifelregion.

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Dietmar Brück kommentiert.

Jens Weber

Dietmar Brück zur Zukunft der Formel 1 am Nürburgring

Allerdings gibt es auch andere attraktive Rennen, nicht nur die Formel 1. Der Nürburgring wird auch ohne die Königsklasse ein Mekka des Motorsports bleiben. Aber die Formel 1 ist das Ticket zur internationalen Bühne. Sie macht eine Rennsportmarke richtig stark. Und sie spült Millionenumsätze in die Eifelregion. Von daher wäre es sehr bitter, sollte sie endgültig für den Nürburgring verloren gehen. Niemand kann genau sagen, wohin sich der Eifelkurs ohne sein berühmtestes Rennen entwickeln wird. Und man kann nur hoffen, dass die neuen, mehrheitlich russischen Eigentümer nicht irgendwann die Lust am Ring verlieren, wenn die Formel 1 auf Dauer nicht mehr in die Eifel zu holen ist. Ursprünglich hatte die Königsklasse bei dem Pharma-Unternehmer Viktor Kharitonin oberste Priorität. Von daher dürfte der neuen Mehrheitsgesellschafterin, der NR Holding, der Abschied von diesem Engagement nicht leichtgefallen sein.

Dennoch ist ihr Schritt zu verstehen. Ecclestone hat seine Antrittsprämie immer weiter in die Höhe getrieben. Weder der Nürburgring noch der Hockenheimring waren bereit, rund 14 Millionen Euro an Fahrerfeldgebühr hinzublättern. Zudem hätte der Formel-1-Boss ja noch die gesamten Werbeeinnahmen kassiert. Allein vom Eintritt kann angesichts sinkender Zuschauerzahlen kein Rennstreckenbetreiber mehr leben. In Hockenheim ist die öffentliche Hand längst nicht mehr so freigiebig wie früher. Und das Beispiel Nürburgring zeigt, dass auch private Unternehmer mit spitzem Stift rechnen.

Wenn Ecclestone die deutschen Standorte verliert, beschädigt er sein Lebenswerk. Der Formel-1-Dominator Mercedes dürfte sein Engagement überdenken. Doch viel wichtiger: Die Königsklasse droht zu einer Milliardenmaschine ohne Seele zu verkommen, die allein den üppig gefüllten Scheckbüchern der Asiaten oder arabischen Scheichs hinterherhechelt. Bernie Ecclestone hat Großes für die Formel 1 geleistet. Aber inzwischen befindet er sich auf dem Holzweg. Wenn er klug ist, steuert er eine ausgewogene Mischfinanzierung an. Sie dürfte den europäischen Rennstrecken einen Verbleib in der Königsklasse ermöglichen – und zwar zu einem Preis, den sie zahlen können.

E-Mail: dietmar.brueck@rhein-zeitung.net