Mainz – Vor gut 40 Jahren war erstmal Schluss mit der Mainzer Fastnacht – jedenfalls für Franz Winkler, der vorm Hauptbahnhof steht und erklärt, wie es zur langen Pause gekommen ist: „1969 musste ich zur Bundeswehr, dann kamen andere Verpflichtungen.“
Aber vor drei Jahren ist er wieder zu seinen Wurzeln, der Mainzer Kleppergarde, zurückgekehrt und veranstaltet Führungen zu seinem Lieblingsthema, der Fastnachtsgeschichte.
Trotz des windigen Winterwetters haben sich etwa 30 Wissensdurstige eingefunden, um im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Vereins „Geographie für alle“ mehr über die Fastnachtsjahre zwischen 1949 und 1969 aus der Sicht eines „Klepperbubs“ zu erfahren.
Winkler trägt nicht nur die farbenfrohe Montur der Kleppergarde inklusive Filzfransenjacke, Tschakko und Korkade, sondern auch einen dicken Ordner unter dem Arm. Mit Fotos dokumentiert er eindrucksvoll, wie sehr sich das Bahnhofsviertel in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat – nicht zum Positiven: „Früher war das hier ein gehobenes Viertel.“
Lebendig schildert er die Wiederbelebung der „Fassenacht“ 1945 durch die Franzosen. Mit Leitern verschafften sich die Menschen eine bessere Sicht auf die Umzüge, deren Wagen ab 1950 wieder am Rosenmontag rollten. Winkler trat als kleiner Junge in die Kleppergarde ein: „Das war bei uns so Sitte, außerdem haben mir die Umzüge viel Spaß gemacht.“ Prompt zieht er ein Beweisfoto hervor.
Während sich die Gruppe langsam Richtung Münsterplatz bewegt, deutet Winkler immer wieder auf Fassaden und plaudert aus dem Nähkästchen: über die Zugroute, kapriziöse Prinzessinnen, Metzger in der Bütt und die Plage des Konfettis im Cabrio.
Die alten Mainz-Ansichten und amüsanten Anekdoten führen nicht nur bei den Jüngeren zu erstaunten Ausrufen, auch die Älteren lernen ihre gewohnte Umgebung mit anderen Augen zu sehen – einige können sich sogar noch an das Kino in der Bahnhofsstraße erinnern. Weiter geht’s in Richtung Fastnachtsmuseum, wo als Abschluss der Tour die vielfältige Sammlung wartet.
Von unserer Mitarbeiterin Caroline Eva Gerner