Verschärfte Vorschriften machen Neuplanung in Simmertal nötig - Hochwasserschutz wird teuer
Kläranlage Simmertal: Sanierung und Umbau für 4 Millionen Euro
Hochwassersicher soll die gesamte Technik der Simmertaler Kläranlage untergebracht werden, denn die Anlage liegt im Überschwemmungsgebiet und ist auch durch den Nahedeich notfalls nicht zu schützen. Die Notstromversorgung ist seit eineinhalb Jahren defekt und soll nun in einem Container auf Stelzen sicher vorgehalten werden.
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Kirner Land. Eine knapp zweistellige Millionensumme investieren die Verbandsgemeindewerke Kirner Land in den nächsten Jahren für Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Straßenausbau und Neubaugebietserschließung. Bei der Werksausschusssitzung am Donnerstagabend im Kirner Gesellschaftshaus wurden dafür überwiegend einstimmig die Weichen gestellt.

Der dickste Brocken kommt mit rund 4 Millionen Euro auf die Gebührenzahler mit der Sanierung der Simmertaler Kläranlage zu. Laura Hartmann-Römer (Ingenieurbüro Hartmann, Veitsrodt) erläuterte die Planungen, die in den vergangenen fünf Jahren mehrfach geändert wurden, auch weil es neue gesetzliche Vorschriften gibt. Das Kernproblem: Die Anlage liegt, obwohl sie von Dämmen umgeben ist, komplett im Überschwemmungsgebiet an der Kellenbachmündung in die Nahe. Deshalb muss für die geplanten Baumaßnahmen auch Retentionsraum geschaffen werden. Dieser soll am alten Klärbecken an der Bundesstraße geschaffen werden, wo auch der neue Geröllfangschacht platziert wird. Werner Speh gab dazu zu bedenken, dass dieses Gelände auch im Hinblick der Straßenbauplanungen für die angedachte Martinsteiner Umgehung und den „Überflieger“ als Ersatz des Verkehrskreisels im Gespräch gewesen sei. Das soll mit dem Landesbetrieb Mobilität geklärt werden.

Schon fünf Jahre geplant

Seit den ersten Planungen des Büros Hartmann vor gut fünf Jahren hat sich einiges geändert. So wird jetzt der Anschluss der „abgängigen“ (also nicht mehr genehmigungsfähigen) Tropfkörperkläranlage in Kellenbach ab 2025/2026 einkalkuliert. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Koblenz setzte diese Frist in einem Gespräch im Juni. Die Anlage kann die zukünftigen Anforderungen gemäß der Wasserrahmenrichtlinien an die Reinigungsleistung verfahrenstechnisch gar nicht einhalten. Deshalb war über die bereits bestehende Planung für die Simmertaler Anlage mit neuem Geröllschacht und Betriebsgebäudeaufstockung hinaus ein neues Konzept zum Simmertaler Kläranlagenumbau fällig. In der ersten Phase bis Ende 2022 soll das Hochwasserpumpwerk aufgestockt, ein neuer belüfteter Geröllfangschacht und eine Fällmittel- und Dosierstation gebaut werden. Ab 2023 bis 2025 sind dann der Neubau der Einlaufgruppe, das neue Belebtschlammbecken (dort, wo jetzt das Betriebsgebäude steht), der Umbau des Kombibeckens zum Nachklärbecken und das neue Schlammlager zu errichten.

Für die Planung empfahl der Werksausschuss einstimmig, dem Ingenieurbüro Hartmann die Ingenieurleistungen für 89.422 Euro zu vergeben. Das Ingenieurbüro Heinen soll die verfahrenstechnischen Arbeiten planen. Dafür würde ein Vorratsbeschluss gefasst. Damit den Ausschussmitgliedern die gefassten Beschlüsse in der Praxis vorgestellt werden können, bot VG-Werkleiter Jochen Stumm einen Besichtigungstermin nächste Woche auf der Kirner Kläranlage an. Dort entsteht gerade in weit größerer Dimension das, was in Simmertal im Kleinformat (immerhin auch 4 Millionen Euro teuer) umgesetzt werden soll.

Lohnt PV-Anlage auf Satteldach?

In vielen Details wird man in Simmertal sehen müssen, wie der Endausbau dann ausfällt. Geplant war beispielsweise auf dem als Pultdach konzipierten neuen Betriebsgebäude eine Solaranlage. Jetzt plant man mit einem Satteldach. Ist dort eine PV-Anlage wirtschaftlich? Kann eine PV-Anlage auch dafür sorgen, dass das Notstromaggregat eventuell mit Pufferspeichern (Akkus) elektrisch betrieben werden kann? Aktuell plant man noch mit Dieselpumpen.

Thema im Werksausschuss war auch der Bau eines 2000 Kubikmeter fassenden neuen Sammelbehälters, den die Simmerner Firma Dillig zum Angebotspreis von 105 Millionen Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer) in Heimweiler errichten soll. Dabei geht es um Tiefbau und Rohrleitungen. Der bestehende 300 Kubikmeter fassende Behälter sei „bautechnisch abgängig“. Er versorgt mit dem aus den Brunnen Limbach und Heimweiler gewonnene Trinkwasser mehrere Gemeinden und die Stadt Kirn mit Kirn-Sulzbach und Kallenfels. Neben den Tiefbauarbeiten wurden auch die technischen Arbeiten vergeben. Den Zuschlag erhielt die Firma A+R (Hoppstädten-Weiersbach) für 238.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Ein dritter Abschnitt für tiefbautechnische Arbeiten mit Rohrleitungsbau und Fallleitungen ist noch offen. Der Gesamtkomplex wird rund 2 Millionen Euro kosten.

Von unserem Redakteur
Armin Seibert