Gemeinsame Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates zur geplanten Schließung der Kirner Rettungswache
Kirner Stadtrat wehrt sich gegen Schließung: Gefährlicher Irrweg zu Lasten der Bürger

Kirn. Mit einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die Fraktionsvorsitzenden des Kirner Stadtrates, Judith Dröscher (SPD), Claus Tressel (CDU), Thomas Bursian (FDP) sowie Norbert Stibitz (FWG), das Gutachten zur Verlegung der Kirner und Bad Sobernheimer Rettungswache noch einmal eingehend unter die Lupe zu nehmen.

Das Gutachten zur Verlegung der Rettungswachen im westlichen Kreis wurden in einer internen Sitzung erstmals erst am 11. März in der VG Rüdesheim vonseiten der Kreisverwaltung vorgestellt. Interne Sitzungen genießen den Schutz der Vertraulichkeit.

Die Fraktionsvorsitzenden der Stadt Kirn begrüßen, dass die Entscheidung zur Verlegung der Rettungswachen aus der Stadt Kirn wie auch aus Sobernheim aufgrund offener Fragen von der Tagesordnung der heutigen Kreistagssitzung genommen wird. Die SPD-Kreistagsfraktion hat dazu auch einen 13 Punkte umfassenden Fragenkatalog an Landrätin Bettina Dickes geschickt.

Was ist der Hintergrund des Gutachtens zur vermeintlichen Optimierung der Standorte der Rettungswachen? Nach Vorgabe des Landes muss der Rettungsdienst innerhalb von 15 Minuten jeden Punkt im Kreisgebiet erreichen. Ein Landesgesetz, das bereits schon erheblich längere Zeiten zum Einsatzort toleriert, als in anderen Bundesländern üblich. Und das ist selbst unter optimalen Verkehrs- und Witterungsverhältnissen nicht gesichert.

Bei Paralleleinsätzen von Rettungsfahrzeugen wird die Einhaltung der Vorgabe illusorisch. Deshalb war ursprünglich seitens des Kreises angesagt, die Wachen in Kirn (am Krankenhaus) und Sobernheim zu modernisieren, so wie es schon in Meisenheim geschehen ist. Dazu sollte eine weitere kleine Wache im Soonwald gebaut werden, um das bislang nicht versorgte Gebiet abzudecken.

Die Sprecher der Ratsfraktionen kommen zu dem Schluss, dass der Kreis offensichtlich die Kosten für eine zusätzliche Wache scheut: Deshalb sei das Gutachten mit der Fragestellung neu formuliert worden: Wie kann ich die Kreise der 15-Minuten-Einsatzgrenze räumlich so verschieben, dass ich eine zusätzliche Wache einspare. Die Stadtratsvertreter sind überzeugt, so sei das Ergebnis entstanden: Man verschiebe die Mittelpunkte der Kreise vom Kirner Krankenhaus nach Hochstetten-Dhaun und von Bad Sobernheim nach Waldböckelheim.

Die Schwäche der Berechnungen sehe der Gutachter selbst: Mathematisch erreiche man so unter optimalen Bedingungen fast alle Orte rechtzeitig. Aber Bevölkerungsdichte und Einsatzschwerpunkte führten bei 47 Prozent der Bevölkerung zu einer Verspätung des Rettungsfahrzeugs im Schnitt um vier Minuten: Eine Spanne, die für Intensivmediziner über Leben und Tod entscheidend sein können. Qualitativ ist eine solche Standortverlegung eine Verschlechterung: Optimal sei es, wenn Notärzte, Rettungsdienst und Krankenhäuser räumlich nah beieinander liegen. Aber auch die Notärzte könnten die Ruheräume am Krankenhaus zwischen den Einsätzen nutzen.

Die Fraktionsvorsitzenden bitten die Kreistagsmitglieder sich eingehend mit dem Gutachten zu beschäftigen: Die Folge kann nur sein, die notwendigen Investitionen in den bisherigen Rettungswachen in Kirn und Bad Sobernheim nicht weiter zu verzögern. Sie fordern: „Bei durchschnittlicher Verschlechterung der Einsatzzeiten von vier Minuten bei fast der Hälfte der Bevölkerung darf dieser gefährliche Irrweg nicht weiter beschritten werden!“ red