Münster/Mainz
Kinder aus Krisenregionen als "Mammutaufgabe" für Jugendämter

Flüchtlingskinder dösen in der August Schärttner Halle in Hanau (Hessen).

dpa

Münster/Mainz. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Deutschland steigt. Um Unterbringung und Verpflegung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, braucht es Geld und Personal. Für die Jugendämter in Deutschland bedeutet das eine große Herausforderung.

Die große Zahl unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge wird die Jugendämter nach eigener Einschätzung vor eine enorme Herausforderung stellen. Es sei in diesem Jahr in Deutschland mit bis zu 30.000 Kindern und Jugendlichen aus Kriegs- und Krisenregionen zu rechnen, sagte die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter und Leiterin des Landesjugendamtes Rheinland-Pfalz, Birgit Zeller, am Dienstag in Münster (Nordrhein-Westfalen). Im vergangenen Jahr waren rund 10 000 junge Menschen gekommen. 2013 lag die Zahl noch bei 5600.

Die Minderjährigen ohne Begleitung fallen unter das Jugendhilfegesetz und werden von Jugendämtern betreut. Sie erhalten einen Vormund und können mindestens bis zur Volljährigkeit in einer Einrichtung bleiben.

Alle Jugendämter stehen vor Mammutaufgaben

„Alle rund 600 Jugendämter in Deutschland stehen vor einer sozialen, pädagogischen und vor allem auch menschlichen Mammutaufgabe“, sagte Zeller. Die Aufgabe erfordere maximalen Einsatz der Jugendämter, aber auch der Menschen in den Kreisen und Städten. Um die Herausforderungen zu bewältigen, werden deutschlandweit in den Jugendämtern mehr als 2000 neue Fachkräfte benötigt. Genügend Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Erzieher gebe es derzeit auf dem Markt jedoch nicht, räumte Zeller ein.

Ein neues Gesetz zur Verteilung minderjähriger Flüchtlinge macht ab Mitte November alle Jugendämter gleichermaßen für junge Flüchtlinge verantwortlich. Wie auch Erwachsene werden sie dann nach einem bestimmten Schlüssel auf alle Bundesländer verteilt. Bisher wurden sie in dem Bundesland betreut, in dem sie ankamen. Nur rund zehn Prozent der Jugendämter beschäftigen sich im Moment intensiv mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, erklärte Zeller. „Diese Kapazitäten stoßen nun endgültig an ihre Grenzen.“

Für Länder und Kommunen sei die Unterbringung und Versorgung so vieler junger Flüchtlinge vor allem finanziell eine enorme Kraftanstrengung. Der Bund hatte zwar beim Flüchtlingsgipfel in Berlin Unterstützung zugesagt. Nach Einschätzung von Zeller werden die 350 Millionen Euro die Kosten aber nicht decken.

dpa