Mit dabei ist Maximilian Speicher vom VfL Wehbach. Für den 31-Jährigen sind es bereits die vierten Weltmeisterschaften. Vor vier Jahren schon führte er das Nationalteam zum Titel in Südafrika, und das sogar als Spielführer. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, wieder nominiert worden zu sein nach so vielen Jahren“, sagt er. Selbstverständlich ist die Berufung nämlich nicht. Denn seit gut einem Jahr lebt der Wehbacher in den Vereinigten Staaten. Dort forscht der Doktor der Ingenieurwissenschaften an der Universität des Bundesstaates Michigan. Vor kurzem war der 31-Jährige zu Besuch in der alten Heimat.
Fehlende Praxis ist kein Problem
Durch seinen Aufenthalt in den USA konnte Speicher keine Turniere und keine Meisterschaften bestreiten. „Ich war nicht mehr so eng ins Team integriert“, erklärt er. Doch der Kontakt zum Bundestrainer sei nie abgebrochen, und so erfuhr er im September vergangenen Jahres von seiner Nominierung. Die fehlende Wettkampfpraxis beunruhigt Speicher nicht: „Ich bin ganz gut, habe meine Technik und einen Trainingsplan bis zur WM.“ Vor den Titelkämpfen bleibt noch eine Woche, um mit der Mannschaft zu trainieren. Speicher ist optimistisch: „Ich brauche einen halben Tag, dann habe ich wieder ein Gefühl für die Feldgröße.“ Zudem treibe er auch in den USA viel Sport, wie Laufen, Badminton, Tennis und Racketball, eine Art Squash.
Die Anfänge des Ringtennissports beim VfL Wehbach liegen exakt 20 Jahre zurück. Während seiner Schulzeit besuchte Maximilian die Ringtennis-AG am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf-Kirchen. Die exotische Sportart machte ihm Spaß, und gemeinsam mit drei Freunden gründete er bei seinem Heimatverein eine Ringtennisabteilung. Vater Michael Speicher hat ihn unterstützt und führt damals wie heute die Abteilung. Die Wehbacher Ringtennisspieler bilden mit dem TV Heddesdorf eine Spielgemeinschaft in der Regionalliga. „Der Leidenschaft meines Sohnes habe ich anfangs wenig Wert beigemessen“, hat Michael Speicher einmal gesagt.
Seit 2006 bei jeder WM dabei
Doch der Sohn feierte schnell Erfolge, wurde mehrfach Deutscher Jugendmeister im Einzel und im Doppel. Die Nominierung für die WM in Indien 2006 kam für den damaligen Zivildienstleistenden noch überraschend: „Ich musste darum kämpfen mitzufahren.“ Die Titelkämpfe in dem Riesenreich waren überhaupt die ersten offiziellen Weltmeisterschaften im Ringtennis. Speicher wurde im Einzel Elfter. Vier Jahre später fand die WM praktisch vor der Haustür in Koblenz statt. Für den Beinahe-Lokalmatadoren sprang im Einzel Rang vier heraus. Vor vier Jahren dann gelang Speicher der große Wurf, sowohl im Einzel mit der Bronzemedaille als auch mit Gold mit der Mannschaft. Neben Timo Hufnagel vom TV Pforzheim ist der Wehbacher der einzige Spieler, der bislang für alle Weltmeisterschaften nominiert wurde.
„Ich werde wesentlich weniger nervös sein“, sagt der mit 31 Jahren routinierteste Spieler in der Nationalmannschaft, die sich aus Männern und Frauen zusammensetzt. Wie Speicher in Weißrussland eingesetzt wird, ist offen: Einzel, Doppel, Mannschaft – alles ist möglich. Als stärkste Gegner für das deutsche Ringtennis-Team nennt er Südafrika und Indien. Für Maximilian Speicher vom VfL Wehbach gibt es nur ein Ziel: „Wir wollen unseren Titel in Weißrussland verteidigen.“