Koblenz Altstadt
Kein Nachwuchs: Altstadt-Verein wird aufgelöst

Koblenz Altstadt - Jetzt also doch: Die Altstädter Brunnengemeinschaft wird sich zum Ende des Jahres auflösen - zumindest als eingetragener Verein. Einige Mitglieder wollen jedoch beim Altstadtfest weiter losziehen. Und auch der Stammtisch wird in kleiner Form weiter gepflegt. 

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Von unserem Mitarbeiter Reinhard Kallenbach

Dennoch ist das Aus für Koblenz ein herber Verlust. Die Stadt verliert nicht nur einen engagierten Veranstalter, sondern auch einen wichtigen Spender.

„Niemand war bereit, ein Vorstandsamt zu übernehmen“, bedauert Manfred Gniffke. Der Brunnenmeister steht damit vor der gleichen Situation wie bereits im Frühjahr 2012. Schon damals wollte er sein Amt aus Altersgründen abgeben. Da niemand als Nachfolger zur Verfügung stand, aber alle noch das 30-jährige Bestehen ihres Vereins feiern wollten, ließ sich Gniffke überreden, doch noch eine Amtszeit dranzuhängen. Die dauert laut Satzung zwei Jahre. Und die sind jetzt vorbei.

Enttäuscht

Auch wenn Manfred Gniffke die Entwicklung schon lange vorausgesehen hat, klingt bei ihm doch eine gewisse Enttäuschung an, weil sich seine Hoffnungen nicht erfüllt haben. „Wir haben etwa 220 Mitglieder. Aber nur 57 kamen zur Hauptversammlung in die Winninger Weinstuben – so wenig wie noch nie. Dabei wusste jeder, wie wichtig es dieses Mal war“, erklärt der Brunnenmeister, der sich in seinem 27. Amtsjahr nun mit seinen Vorstandskollegen an die Abwicklung des Vereins macht. Dazu gehört auch die Übergabe der Nachbildung der „Schürger-Madonna“ an die Pfarrgemeinde Liebfrauen. Die Plastik an der Ecke Kornpfortstraße/Unterm Stern war nicht nur vom Verein gestiftet, sondern auch gepflegt worden. Das Beispiel ist nur eines von vielen: Standen die Mitglieder nicht nur als Spender bereit, sondern packten gern mit an. So mancher kann oder will das aus Altersgründen nicht mehr. Auch wenn die Mitgliederentwicklung immer noch sehr erfreulich ist, hatte die Brunnengemeinschaft das Problem, das viele Koblenzer Vereine haben: Jüngere haben kein Interesse – und schon gar nicht an einer Mitarbeit im Vorstand.

Was nun bleibt, ist Bilanz zu ziehen: Und die fällt sehr erfreulich aus. Hat doch der am 26. Oktober 1983 aus der Taufe gehobene Verein insgesamt mehr als 100 000 Euro für Verschönerungsmaßnahmen bereit gestellt – und für Maßnahmen in den drei romanischen Kirchen der Altstadt. So stiftete die Brunnengemeinschaft das von Heinz Kassung kurz vor seinem Tod geschaffene „Trümmerfrauen-Fenster“ in der Liebfrauenkirche. Damit ist die Kasse des Vereins bis auf die für die Abwicklung reservierten Mittel leer. Die Mitglieder der Gemeinschaft wollten sicher gehen, dass ihr Geld komplett in die Alt- und Innenstadt fließt. Und nicht nur Eingeweihte wissen: Ohne das Engagement des Vereins wären noch viel mehr Brunnen abgebaut worden. Ein gutes Beispiel sind die direkt dem Schloss gegenüberliegenden Brunnen. Eine Aktion der Gemeinschaft konnte sie retten.

Traditionspflege

Ein weiterer dicker Pluspunkt des Vereins ist die Traditionspflege. Erinnern die Mitglieder des Vereins doch an das Leben in Alt-Koblenz in einer Zeit, als es noch keine zentrale Wasserversorgung gab und die Haushalte ihren Bedarf über Ziehbrunnen decken mussten. Um diese vor der Verwahrlosung zu schützen, waren in der Frühen Neuzeit Brunnengemeinschaften gegründet worden, die nicht nur die Pflege organisierten, sondern auch die Kostenbeiträge der Anlieger eintrieben. Diese Gemeinschaften waren zwar bereits 1853 von der damaligen preußischen Bezirksregierung aufgelöst worden, doch blieben sie ein Symbol für Bürgersinn. Und der war im Gründungsjahr des Vereins, also 1983, gefragter denn je. Zwar waren schon damals Erfolge der Altstadtsanierung zu sehen, doch viele Alteingesessene waren bereits weggezogen. Es bedurfte einer Gemeinschaft, die den Zusammenhalt stabilisierte. Und das gelang – auch deshalb, weil der Verein viele Jahre für das Altstadtfest verantwortlich zeichnete.