Simmern. Das Rekordspiel zwischen Welling und Irmenach hat am neunten Spieltag der Handball-Rheinlandliga für Gesprächsstoff gesorgt – und natürlich der glückliche Kastellaun/Simmerner Spitzenspiel-Erfolg in Urmitz.
TV Welling – HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch 39:47 (17:18). Sagenhafte 86 Tore in 60 Minuten sahen die Zuschauer in Welling – und am Ende mit Irmenach einen klaren Sieger. Im Schnitt fiel alle 42 Sekunden ein Treffer, solch ein Schützenfest hat auch der Irmenacher Coach Markus Bach in seiner langen Karriere noch nicht erlebt: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir jemals 47 Tore geworfen haben, oder dass wir mal 39 Tore kassiert haben.“
In Welling gab es alles in einem Spiel, was auch Bach verrückt fand. Seine Erklärung: „Welling ist genauso hohes Tempo wie wir gegangen. Es ging hin und her, immer wieder wurden schnelle Angriffe gefahren.“ Die Abwehrreihen sahen auf beiden Seiten lange alt aus – bis Mitte der zweiten Halbzeit, als sich Irmenach mit einem Zwischenspurt auf 36:31 absetzen konnte. „Da hat unsere Abwehr einige Bälle klauen können, das war am Ende ausschlaggebend“, sagte Bach, der neben dem immer besser werdenden Rückraum-Duo Korab Mulliqi und Daniel Stumm vor allem einen Spieler herausheben wollte: „Lars Gerhard hat neun Monate nach seinem Kreuzbandriss ein starkes Spiel am Kreis abgeliefert und sogar fünf Tore gemacht. Lars hat nach seiner schweren Verletzung keine lange Anlaufzeit gebraucht und uns direkt weitergeholfen.“
Zur Lage der Liga sagte Bach: „Es sind noch einige Spieltage zu absolvieren, wir spielen alle noch gegeneinander, es kann noch viel passieren. Mal abwarten, vielleicht leistet sich Kastellaun ja auch noch ein paar Ausrutscher.“ Irmenach (Tabellenvierter, fünf Punkte hinter Kastellaun) beschließt das Handballjahr am Samstag in Kleinich gegen Daun.
Irmenach: Endel, Olivier – Gerhard (5), Denzer (3), Stumm (9/3), Stürmer (2), Mulliqi (10), J. Schub, Ströher (3), Schell (5), Faust (10/1).
SV Urmitz – HSG Kastellaun/Simmern 20:21 (9:10). Immer wieder Mario Percin: Der ehemalige kroatische Nationaltorwart (zwei Länderspiele) war auch in Urmitz der Matchwinner für Kastellaun. „Wenn er letzte Woche Super-Mario war, dann war er diesmal Superman“, lachte Mirza Cehajic: „Ich bin kein Trainer, der Einzelne lobt oder kritisiert. Aber dieses Mal muss auch ich Mario herausheben. Mario hat uns in Urmitz ganz alleine gerettet, denn wir waren bis auf ihn alle schlecht. Kondition und Einstellung waren schwach bei uns. Urmitz hatte Minimum einen Punkt verdient.“
Die entscheidenden Szenen spielten sich zwei Minuten vor dem Ende ab: Eine Urmitzer Chance hielt Percin glänzend, und auf der anderen Seite zeigte Spielertrainer Cehajic seine Klasse und netzte zweimal blitzsauber ein zum 21:19 für Kastellaun. In den letzten Sekunden fiel nur noch ein Urmitzer Treffer zum 20:21. „Wir haben es Kastellaun mehr als schwer gemacht. Der Matchwinner für die Hunsrücker war ohne jede Frage ihr Torwart Percin, der seine ganze Bandbreite von nationaler und internationaler Erfahrung präsentierte“, sagte der Urmitzer Trainer Marcel Trinks.
Dank Percin, der in der letzten Saison noch in Pirna in der 3. Liga und davor in den Top-Ligen Spanien und Frankreich spielte, führt Kastellaun mit 17:1 Punkten weiter das Klassement vor Schweich (16:2) an. Die weiteren Verfolger Weibern (14:4) sowie Irmenach und Urmitz (beide 12:6) haben schon einen ordentlichen Rückstand.
Und: Kastellaun hat bis auf das Gastspiel in Weibern schon alle schweren Auswärtsfahrten (Schweich, Irmenach, Urmitz) ohne Niederlage überstanden. Das Szenario Oberliga wird für die HSG immer konkreter. „Bis jetzt ist alles super gelaufen“, sagt auch Cehajic: „Aber ich bin froh, wenn das Heimspiel am Samstag gegen Bendorf vorbei ist, denn wir brauchen unbedingt eine Pause.“
Kastellaun: Percin, Heß – M. Wetstein, Link, Scherer, Tasch, Wagner (3), Berg (1), Meister, Cehajic (5), Kulovic (5), Stemann (7), Reuter, Dämgen. bon