In seinem Fall schon. Denn Oertel ist eine Ausnahme: Der 28-Jährige gehört bei der SG Eintracht Bad Kreuznach zwei Kadern an – dem der ersten Mannschaft, die in der Verbandsliga kickt, und dem der Reserve aus der Fußball-Bezirksliga. In sechsthöchsten deutschen Spielklasse muss er noch auf seine ersten Minuten in dieser Saison wartet. Im Unterbau aber ist sein Stellenwert ganz hoch anzusiedeln: Als Spielführer ist er das Bindeglied zwischen beiden Teams – und zum Einsatz kommt er natürlich auch.
Julius Oertel hat bei der Eintracht letztmals in der Saison 2014/15 richtig zum Aufgebot des ersten Teams gezählt, als der Aufstieg in die Landesliga gelang. Danach ist er in die Reserve gewechselt. Aktuell hat er aber wieder Tuchfühlung zur ersten Mannschaft. Wo sieht er sich selbst? „Ich bin Kapitän der zweiten Mannschaft. Das ist meine Rolle“, sagt Oertel. „Nach den Aufstiegen habe ich in den vergangenen Jahren etwas den Anschluss nach oben verloren, auch beruflich bedingt“, gibt der ausgebildete Holztechniker zu. „Aber jetzt bin ich noch mal dran und gebe auch alles dafür, dass es mal zu Einsätzen im ersten Team reicht. Außerdem profitiere ich davon für die Spiele mit der Reserve, wenn ich mit der ersten Mannschaft trainiere.“
Falls aus Auftritten in der Verbandsliga nichts wird, hat Oertel immer noch ein attraktives Betätigungsfeld. Als Reserve-Kapitän steht er mit der Eintracht in der Bezirksliga derzeit sehr gut da – und das, obwohl es nicht immer einfach ist, fester Kaderspieler einer Reserve und dann auch noch deren Leitwolf zu sein, wie Oertel verrät. „Wir haben einen Kader von 13, 14 Spielern. Es sind aber vielleicht fünf, sechs Akteure, die in jedem Spiel zum Einsatz kommen. Der Rest kommt dann aus der Ersten runter, oder die Spieler sind ohnehin schon bei uns, obwohl sie lieber oben mitspielen würden. Dazu gibt es dann noch ein paar Spieler auf Abruf wie Philipp Brendel oder Sven Petry, die selten zum Einsatz kommen“, gibt der Spielführer einen Einblick in die Struktur.
Dass es unzufriedene Akteure gibt, ist in einer Reserve keine Seltenheit. Gemeinsam mit Trainer Ercan Ürün ist es Oertels Aufgabe, das Aufgebot in der Bezirksliga trotzdem auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören. „Als Reservemannschaft wollen wir dafür sorgen, dass sich junge Spieler gut entwickeln, um nach oben zu kommen, oder dass sich Spieler nach Verletzungen die nötige Praxis holen, um wieder für die Verbandsliga ein Thema zu werden“, formuliert Oertel die Vorgabe. Dann ergänzt er: „Aber natürlich wollen wir auch sportlich erfolgreich sein.“ Ein Aufstieg in die Landesliga könnte laut Oertel für die SGE-Zweite zum Thema werden, wenn die Saison weiter so verläuft wie bisher. Die Reserve müsste sich dann fraglos verstärken. „Aber das muss doch jedes Team, das aufsteigt“, macht Oertel deutlich.
Wie es funktionieren kann, zeigt laut Meinung des Kapitäns die Entwicklung von Ivaylo Tsurev, den die Eintracht vor der Saison aus Bulgarien geholt hat. „Ivo war die ersten Spiele bei uns in der Reserve und hat sich an den Fußball hier gewöhnt. Jetzt hat er in der Verbandsliga drei Tore geschossen“, hebt Oertel hervor. Er selbst hat auch darüber sicherlich schon mit Patrick Krick, dem Coach der ersten Mannschaft, gesprochen, mit dem er sich regelmäßig austauscht. Wahrscheinlich sogar öfter als der ein oder andere Verbandsliga-Stammspieler.