Berlin – Der erste Kandidat für die Wahl des Bundespräsidenten zeichnet sich konkret ab: Georg Schramm, einer der bissigsten politischen Kabarettisten. Bei der Piratenpartei läuft das Verfahren, um ihn zu nominieren. Seine Antwort steht allerdings aus. UPDATE: Er bittet um Bedenkzeit.
Sieht doch schon fast präsidial aus..? Georg Schramm ist in den Augen vieler Piraten ein guter Kandidat. Auch, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Auch ein Anschreiben an Schramm war bereits in einem Pad in Arbeit. „Da Sie als repräsentative Persönlichkeit über allen politischen Parteien und gesellschaftlichen Fraktionen stehen, wäre Ihre Parteilosigkeit während der Wahl des Bundespräsidenten und der gesamten Amtsperiode auch in unserem Sinne“, heißt es dort etwa. Von Schramm selbst steht eine Antwort noch aus, ob er überhaupt bereit wäre. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte sein Agent, das Thema mit Schramm zu besprechen. Möglicherweise werde er am Wochenende antworten. UPDATE: Schramm lehnt die Idee offenbar zumindest nicht rundherum ab. Sein Agent Tilman Schmidt hat am Samstag unserer Zeitung per Mail mitgeteilt, Georg Schramm benötige „etwas Zeit um sich zu entscheiden, wie er auf die vielen Anrufe und Mails reagieren wird, die ihn zu einer Kandidatur drängen“. Er bitte deshalb noch um einige Tage Geduld. Eine entsprechende Information erhielt offenbar auch Christopher Lauer, Abgeordneter der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus und früherer politischer Geschäftsführer der Bundespartei:
Die Aufmerksamkeit der Piraten hat Schramm erstmals so richtig auf sich gelenkt, als der frühere Zeitsoldat und Psychologe als Krawallrentner Dombrowski in der ZDF-Kabarettsendung „Neues aus der Anstalt“ seine Kandidatur ankündigte.
Die Frage nach der Nominierung kurzerhand übersprungen: Diese Seite des Berliners Thomas Schmidt sehnt - angelehnt an Seiten, die umgekehrt nach dem Ausscheiden fragten - offenbar Schramm herbei.
Wenige Tage nach dem Wahltermin wird Schramm in Stuttgart den Erich-Fromm-Preis entgegennehmen. Er „lässt in seinen Bühnenfiguren auf radikale und des-illusionierende Weise Menschen das aussprechen, was in dieser auf Erfolg und Gewinn setzenden Gesellschaft nicht zum Vorschein kommen darf“, heißt es in der Begründung.
Über die Piratenpartei hinaus hatte der Vorschlag zunächst noch nicht viel Unterstützung erfahren. Eine Facebook-Gruppe „Georg Schramm soll Bundespräsident werden“ hatte am Freitagabend rund 800 Mitglieder.
Zwischenzeitlich erreichte die Piraten eine Art Weckruf von Felix von Leitner, alias fefe, einer der einflussreichsten Blogger.: „Die Piraten verkacken die Schramm-Kandidatur gerade großflächig.“ Aufgabe der Piraten könne es nicht sein, einen kompromissfähigen Kandidaten vorzuschlagen. Der Vorschlag müsse ein deutliches Statement setzen. Das könne entweder jemand sein, der mit klugen, unbequemen Aussagen „maximal unangenehm für die anderen Parteien“ ist. Oder ein durch Affären diskreditiertes Mitglied einer anderen Partei wie die FDP-POlitikerin Silvana Koch-Mehrin als „perfekte Durchschnittsvertreterin der etablierten Parteien und ihrer Werte“.