Leichtathletik: Zehnkämpfer der LG Rhein-Wied möchte beim letzten Olympiatest aufs Treppchen
Kai Kazmirek kann in Ratingen ein Zeichen setzen – Zehnkämpfer der LG Rhein-Wied möchte beim letzten Olympiatest aufs Treppchen
Höhenflug vor schneebedeckten Alpengipfeln: Mit seinem Fünf-Meter-Sprung in Götzis war Zehnkämpfer Kai Kazmirek hochzufrieden. Beim Mehrkämpfermeeting am Wochenende in Ratingen möchte der Neuwieder seine Olympiareife erneut unter Beweis stellen.
dpa

Neuwied. Punktlandung, aber mit viel Luft nach oben: So könnte man das Abschneiden des Neuwieder Zenkämpfers Kai Kazmirek beim Mehrkampfmeeting im österreichischen Götzis vor drei Wochen beschreiben. Zwar blieb der Modellathlet von der LG Rhein-Wied dort mit 8190 Punkten ziemlich deutlich unter seinen Möglichkeiten, unterstrich aber seinen Anspruch auf einen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Tokio in diesem Sommer. Mit seinem zweiten Zehnkampf in diesem Jahr am Wochenende in Ratingen will der 30-Jährige sich endgültig das Olympiaticket sichern.

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Also genau dort, wo er vor zwei Jahren als Sieger auf dem Treppchen stand. Mit 8444 Punkten sicherte sich Kazmirek im Juni 2019 die Qualifikation für die WM in Doha, bei der er durch einen Stolperer im Hürdensprint eine vordere Platzierung verspielte, und dieses Ergebnis dürfte ihm auch die Fahrkarte nach Japan bescheren.

Weil nämlich wegen der Corona-Epidemie auch die Leichtathleten im vergangenen Jahr eine Zwangsause einlegen mussten, gilt diese Leistung aus 2019 als erfüllte Olympianorm (8350 Punkte). Es sei denn, zwei nationale Konkurrenten übertreffen noch die Norm – und Kazmirek nicht. Das war Ende Mai in Götzis nicht der Fall, der Neuwieder war hinter Weltmeister Niklas Kaul zweitbester Deutscher und lieferte auch den geforderten „Leistungsnachweis“ von mehr als 8150 Punkten ab.

Nun kann sich Kai Kazmirek, der Olympiasechste von Rio de Janeiro 2016, am Samstag und Sonntag in Ratingen relativ gelassen anschauen, was die Konkurrenten Mathias Brugger, Tim Nowak (beide Ulm) und der Frankfurter Andreas Bechmann noch draufhaben, und gleichzeitig an der eigenen Form feilen. „Ein Platz auf dem Treppchen sollte definitiv drin sein“, fordert Kazmirek von sich selbst ein besseres Ergebnis als vor drei Wochen: „Mit meiner Punktzahl in Götzis war ich nicht so zufrieden.“

Im Weitsprung, wo er drei Mal zu weit vor dem Balken abgesprungen und nur auf 7,41 Meter gekommen war, sowie über 400 und 1500 Meter sieht er primär seine Möglichkeiten zur Verbesserung, und auch im Sprint mit und ohne Hürden sollte er schneller laufen können als in Götzis. „Dort war es kalt, alles hat gegen schnelle Zeiten gesprochen, und dann bin ich noch an einer Hürde hängen geblieben und musste eine Art Ausfallschritt auf die Nachbarbahn machen.“

So wurde er nur Siebter im Weltklassefeld, das wieder einmal Damian Warner dominierte. Doch außer dem 31-jährigen Kanadier, der in einem sensationellen Wettkampf die magische 9000er-Marke nur um fünf Pünktchen verpasste, und dessen zweitplatziertem Landsmann Pierce Lepage (8534) gab es kaum zufriedene Athleten in Götzis. Auch Weltmeister Kaul blieb um mehr als 400 Punkte unter seiner Doha-Leistung, Konkurrent Brugger schaffte gerade mal etwas mehr als 8000 Punkte, und Talent Bechmann, der wohl mit einer Quali für die U 23-EM schon zufrieden wäre, musste nach dem ersten Tag verletzt aufgeben. So ist in Ratingen wohl am ehesten dem 25-jährigen Tim Nowak ein olympiareifes Ergebnis zuzutrauen. Um unter die besten drei Athleten zu kommen, sollte Kazmirek auch den Belgier Nils Pottomvils hinter sich lassen, der in Götzis 32 Punkte mehr holte, sowie den Polen Pawel Wiesiolek, in Götzis 29 Punkte hinter Kazmirek.

Überwunden hat der Polizeikommissar, der im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis lebt, wohl auch die Folgen seiner Covid-Impfung: „Nach dem ersten Piks im April hatte ich Gliederschmerzen und habe mich drei Wochen lang schlapp gefühlt“, erzählt er, „die Zeit muss man aus meinem Training eigentlich herausrechnen.“ Die zweite Impfung vor wenigen Tagen hat er nach eigener Aussage „besser vertragen als die erste“. Es spricht also nichts dagegen, dass Kai Kazmirek am Wochenende in Ratingen ein Zeichen seiner Stärke setzt – für sich und für die Konkurrenz.