Mainz – Metall kracht auf Metall, Knautschzonen falten sich wie Ziehharmonikas, Wageninnenräume stehen in Flammen – und KLE mitten drin. KLE steht für „KaffeeLöffelExperte„ und Bernd Frank ist die bürgerliche Erscheinung hinter diesem Internetsynonym. Um erstens zu verstehen, warum der 42-Jährige Kaffeelöffelexperte ist, und zweitens, warum er am neunten Oktober in Gelsenkirchen bei der TV Total Stockcar Challenge Autos schrotten will, muss man sich mit Frank treffen – analog.
Der oberfränkische Wahlmainzer empfängt in seiner Wohnung: Über und über ist die mit Radkappen, betenden Händen von Dürer, Jägermeisterartikeln und Kaffeelöffeln vollgepackt. Ja, das Silberbesteck – es war sein erster Sammelfetisch. Beim Experten für Kaffeelöffel blieb es aber nicht. Als ihn seine Zweimetervier Körpergröße zwangen, den Sitz seines ersten Autos – ein Fiat Panda (!) – umzubauen, da war der „Hardcore Altautofetischist“ in ihm geboren. Zehn getunte Low-Budget-Boliden und eine Hobbywerkstatt nennt er heute sein Eigen. „Ich suche nicht mehr nach Autos„, sagt Frank, „die Autos suchen mich.“
Die Tatsache, dass er, der normalerweise an Autos werkelt, diese nun zu Schrott fahren möchte, bereitet ihm kein Kopfzerbrechen. Autos seien Werkzeuge. Und: „Im Fall der Stockcar Challenge sind sie eben Spaßwerkzeuge.„
Beim TV Total-Rennen darf neben all der Prominenz nur ein Otto-Normalbürger das Gaspedal durchtreten. Um die Wildcard wird erstmals in einem Onlinevoting gestritten. Gegen 9000 Bewerber tritt Frank an. Er steht auf Platz zwei. Wenn er die Position hält, wird er im Qualifying, einen Tag vor dem Wettkampf, gegen den Erst- und Drittplatzierten antreten.
Die Chancen stehen gut: Denn der studierte Grafiker ist von Beruf eine Ein-Mann-Werbeagentur. Bei seinen Onlineauftritten kommt Frank also zu Gute, dass das Werbetexten zu ihm gehört, wie der Topf zum Deckel – ein plumper Satz, den der Profi so nie von sich gegeben hätte. Von ihm stammen andere Sprüche – nicht viel niveauvoller, und doch überzeugender: „Ich fahre nicht schnell – ich fliege tief!“; „Ich habe ständig eine Infusion Benzin am Arm„; „Ich lebe Autos“ Werbeeinerlei? Streicht der Mann über die Haube seines Wagens, dann kauft man ihm jeden seiner Sprüche ab. Und noch so einer: „Dabei sein ist alles.„ Den olympischen Gedanken lässt er sich aber nur Kurz auf der Zunge zergehen – denn: „Gewinnen wäre natürlich geil.“
Lukas Ondreka