Mainz – Sie nennen sich „Feministische Einzelkämpferinnen Gruppe Mainz“ (FEG) und allein das dürfte bei dem ein oder anderen ein breites Grinsen und manch blöden Spruch hervorrufen. Aber Stephanie Mayfield versichert glaubhaft, dass sie weder die Männer abschaffen wollen, noch alle dieselbe Frisur tragen. Auch Paraden in Uniform habe es trotz des etwas militaristisch klingenden Namens bislang nicht gegeben.
„Alles Quatsch“, sagt Mayfield. „Der Name kommt daher, dass ich öfter mal in der Stadt auf Frauen getroffen bin, von denen jede der festen Überzeugung war, die einzige Feministin in ganz Mainz zu sein. Deswegen ,Einzelkämpferinnen'. Keine Sorge, wir betreiben kein geheimes Waffenlager.“
Was aber nicht heißen soll, dass die Frauen nicht aktiv werden, sobald sie etwas für „sexistischen Kackscheiß“ halten. Wie neulich beim Media Markt. Die Werbung mit Dauergrinser Mario Barth und dem Slogan „Da kannste alles anfassen, ohne eine geknallt zu kriegen“ hat ihnen nämlich überhaupt nicht gepasst. Die hübsche „Kackscheiß“-Banderole, mit der sie das Plakat beklebt haben, gibt's unter www.feministisches-zentrum.de auch zum Runterladen.
Beschwerden beim Werberat
Wegen dieser Werbung sind übrigens einige Beschwerden beim Deutschen Werberat in Berlin eingegangen. Wie ein Sprecher auf MRZ-Anfrage mitteilte, hat der Rat eine Stellungnahme des Unternehmens verlangt. Das ist mittlerweile eingegangen und wird nun geprüft.
Böse Vorahnungen hatten die Mainzer Feministinnen auch wegen des roten Stöckelschuhs, der seit einigen Wochen vor dem Landesmuseum Mainz steht. Er soll das optische Appetithäppchen für die Ausstellung „Schuhtick. Von kalten Füßen und heißen Sohlen“ sein.
Eine Schau, die von den Frauen das Prädikat „sexistisch, oberflächlich, unreflektiert“ erhalten hat. Der Grund: Nach Ansicht der Frauen gibt es nicht nur Fehlinformationen, sondern vor allem viele Auslassungen, etwa zur asiatischen Tradition des Füßeeinbindens, aber auch zu gesundheitlichen Schäden durch Stöckelschuhe.
Ziemlich überrascht von dem Verriss, der auf www.feministisches-zentrum.de auch zum Nachlesen steht, ist die Kuratorin der Wanderausstellung „Schuhtick“, Andrea Müller. „Wir hatten Tausende Besucher, zumeist natürlich Frauen, auch Gleichstellungsbeauftragte, aber so eine Reaktion habe ich noch nicht erlebt“, sagt die Kulturwissenschaftlerin aus Bremen. Die Kritik der FEG hat sie gelesen und vielmehr den Eindruck, dass die Frauen nicht konzentriert durch die Schau gegangen sind. „Wir haben eine ganze Vitrine, die das Thema Lotusschuhe und Füßeeinbinden behandelt. Auf Röntgenbildern ist zu sehen, was mit den Füßen passiert. Wir haben übrigens auch Röntgenbilder, die zeigen, wie sich der Fuß verändert, wenn man ständig Stöckelschuhe trägt. Im Begleitprogramm sind Orthopäden mit dabei und so weiter.“
Die Schau sei gerade wegen ihrer vielen Facetten oft gelobt worden. Aber nach Ansicht von Müller, die die Schau mit Naturwissenschaftlern, Kunsthistorikern und weiteren Wissenschaftlern diverser Disziplinen erarbeitet hat, kann man bei so vielen Facetten eben nicht immer in die Tiefe gehen, viele Aspekte wären eigene Ausstellungen wert. „Mir ist wichtig, nicht den moralischen Zeigefinger zu erheben. Jede Frau muss selber entscheiden, ob sie Stöckelschuhe tragen will und wie sie mit dem Thema umgeht“, findet Müller, die die Kritik der FEG eher gelassen nimmt.
Plattform für viele Gruppen
Die Page www.feministisches-zentrum.de soll übrigens eine virtuelle Plattform für viele feministische Gruppierungen sein. „Ich hatte so was schon gut zwei Jahre im Kopf“, erklärt Mayfield, die in Sachen Feminismus sehr aktiv ist. „Anfang des Jahres habe ich die Community gegründet. Es haben sich zwar viele angemeldet, eine richtige Diskussion ist aber leider nie in Gang gekommen. Daher habe ich die Communityfunktionen eingestellt. Seit Mitte des Jahres konzentriert sich das virtuelle feministische Zentrum auf Artikel rund um Feminismus und feministische Projekte. Bloggerinnen und Schreiberinnen, die mitmachen wollen, sind willkommen!“, erklärt die 24-jährige Studentin weiter.
Einer bestimmten Ausrichtung des Feminismus hängt die FEG nicht an. „Ich selbst würde mich der radikalfeministischen/ dekonstruktivistischen Strömung zurechnen“, sagt Mayfield, die auch im Vorstand des Frauenzentrums sitzt. „Das bedeutet beispielsweise, dass ich glaube, dass Geschlechter in erster Linie sozial konstruiert sind.“ Allerdings gebe es zahlreiche Strömungen und oft interpretiere jede Frau die Begriffe ein wenig anders.
Wer sich für Feminismus interessiert, ist willkommen. Nicht nur virtuell, sondern auch „in echt“: An jedem 1. und 3. Mittwoch im Monat trifft sich die FEG ab 18.30 Uhr im Frauenzentrum, Walpodenstr. 10.
Alexandra Schröder