Tischtennis: Der Bopparder Kreisvorsitzende äußert sich im Interview zu vielen Themen - Beim Zusammenschluss sieht er noch "Luft nach oben"
Jürgen Johann: Bei Corona hat der Verband einen guten Job gemacht
Jürgen Johann
Suzi Breitbach

Boppard. Seit 2004 im Amt ist der Bopparder Jürgen Johann (61) der dienstälteste Kreisvorsitzende im neuen Tischtennisverband Rheinland/Rheinhessen (RTTVR). Im Kreis Rhein-Hunsrück steht er den aktuell 34 Tischtennisvereinen vor, deren Interessen von ihm sowohl vor Ort als auch auf Verbandsebene vertreten werden. Wir sprachen mit Jürgen Johann nach einem bisher turbulenten Jahr 2020 mit Corona und dem Zusammenschluss der Verbände Rheinland und Rheinhessen.

Herr Johann, sind Sie nach 16 Jahren eigentlich noch mit Spaß und Elan dabei?

Auch wenn sich für mich als Vertreter der Basis in der Tat regelmäßig bestimmte Entscheidungen der Verbandsoberen nicht immer nachvollziehen ließen, so gilt nach wie vor mein Credo, dass ein Ehrenamt nur dann sinnvoll ist, wenn die zahlreich eingebrachten Freizeitstunden auch dauerhaft Spaß machen. Wenn beispielsweise der Ärger überwiegt, dann sollte man sich in der Tat Gedanken machen und notfalls auch Konsequenzen ziehen. Bislang ist dies glücklicherweise nie der Fall gewesen.

Was macht Ihren Kreis Rhein-Hunsrück gegenüber anderen Tischtenniskreisen so besonders?

Wir gehörten im alten Verbandsgebiet zu den kleinsten Regionen, wo sich mutmaßlich doch die eine oder andere Maßnahme einfacher händeln lässt, als dies bei teilweise größeren Einheiten der Fall war. Zwischenzeitlich erfolgte eine Bezeichnungsänderung von Region in Kreis und das Verbandsgebiet wurde um vier noch kleinere Kreisen aus Rheinhessen ergänzt. Während meiner gesamten Amtszeit hatte ich das unglaubliche Glück, stets von kompetenten und fleißigen weiteren Ehrenamtlern, egal, ob innerhalb des Vorstandes oder auf Staffelleiterebene, umgeben zu sein. Als einzige Region ist es uns immer gelungen, alle in den maßgeblichen Satzungen und Ordnungen vorgegebenen Posten auch mit ehrenamtlichen Mandatsträgern zu besetzen.

Wie erklären Sie die im Vergleich mit anderen Sportarten doch offensichtlich häufigen Wechsel der Verbandspräsidenten?

Das stimmt. Allein das Novum, dass es sich bei dem aktuellen Verbandspräsidenten Felix Heinemann nach Heinz-Alfred Fuchs, Frank Mittnacht, Dieter Angst und nochmals Heinz-Alfred Fuchs um den bereits fünften Verbandschef während meiner Amtszeit handelt, zeigt, dass diese mutmaßlich nicht ein vergnügungssteuerpflichtiges Ehrenamt besetzen. Für mich hat sich herauskristallisiert, dass das gewichtige Aufgabenfeld kaum noch im Ehrenamt zur allgemeinen Zufriedenheit besetzt werden kann. Hinzu kamen dann wohl auch noch unglückliche Querelen innerhalb des Präsidiums. Nach meinem Eindruck hat sich die Gesamtsituation mit Felix Heinemann aber positiv entwickelt.

Sind Sie mit dem zum Jahresbeginn vollzogenen Verbandszusammenschluss mit den Rheinhessen glücklich?

Hier lässt sich für mich noch kein endgültiges Fazit ziehen. Aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg, wobei wir das für mich ungemein wichtige Endziel eines einheitlichen Verbandes Rheinland-Pfalz, also unter weiterer Einbindung der Pfalz, nicht aus den Augen verlieren dürfen. Ohne aktive Einbindung der maßgeblichen Sportpolitik kriegen wir das wohl kaum geschultert. Hier ist noch längst nicht alles zusammengewachsen, was zusammen gehört. Hinsichtlich des einheitlichen Miteinanders von Präsidium und Hauptausschuss ist noch deutlich Luft nach oben. Aber die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.

Wo ist denn noch „Luft nach oben“ in dem neuen Gebilde?

Nach dem vollzogenen Zusammenschluss erfolgte eine nicht unbeachtliche Aufstockung des hauptamtlichen Geschäftsstellenpersonals. Je nach Betrachtungsweise entfallen erstmals deutlich über die Hälfte des Haushaltsbudgets auf Personalkosten. Diese nicht als wirklich maßvoll zu bezeichnende Personalkostenerhöhungen wurden von der Verbandsspitze leider ohne durchgehend transparente Einbindung des Hauptausschusses – im Übrigen nach dem Verbandstag das zweithöchste Gremium des Verbandes – und teilweise auch nicht im Einklang mit vorherigen Beschlüssen vollzogen, was natürlich neue vermeidbare Diskussionen auslöste. So funktioniert es zumindest nach meinen Vorstellungen und langjährigen Erfahrungen nicht. Gerade die hierdurch ausgelöste Kostenexplosion bei den Personalkosten führte meines Wissens erstmals nach mehr als 70 Jahren Verbandshistorie dazu, dass der laufende Haushalt 2020 – bekanntlich sind die überwiegenden Gelder von unseren Vereinen aufzubringen – nicht einstimmig verabschiedet wurde. Das ist schade und sollte das Präsidium zum Nachdenken anregen.

Wie sehen Sie die coronabedingten Änderungen im Tischtennis?

Hier haben die Verbandsorgane einen richtig guten Job gemacht, gerade, weil der unvermeidbare Zwangsabbruch der letzten Spielrunde nicht überall auf Verständnis stieß. Letztlich waren aber auch hier hoheitliche Vorgaben umzusetzen und dies geschah mit Bravour, was sich auch daran zeigte, dass alle vielfach eingebundenen Kreise und Vereine nach der nicht einfachen künftigen Klassenzuteilungen ein positives Fazit zogen. Die Situation ist nun mal in allen Sportarten so, wie sie ist. Trotz aller Verbandsbemühungen haben wohl schon deutlich mehr als 30 Mannschaften ihre Teams aus der erst gestarteten Spielrunde zurückgezogen. Das ist richtig schade, aber wir befinden uns in sehr, sehr schwierigen Zeiten.

Meisterschaftsspiele ohne Doppel, diese Regelung stößt nicht überall auf Begeisterung bei den Vereinen auch in unserem Kreis.

Auch hier halte ich Vorgaben der Entscheidungsträger unter Abwägung der zu würdigenden Gesamtumstände für richtig. Bereits mit Blick auf den einzuhaltenden Mindestabstand ist das Doppel nicht mit einem Einzel zu vergleichen. Und Rückfragen bei Aktiven zeigen, dass auch die weiteren Hygienevorgaben, beispielsweise bezüglich des Maskentragens am Spielrand, wiederholter Desinfektion von Tisch und Zählgerätschaften auf Verständnis stießen und wohl auch konsequent eingehalten wurden. Dies ist gut so und soll so bleiben.