Von unseren Redakteuren Jan Lindner und Lars Wienand
Der Ring-Racer wird am Nürburgring nie mehr fahren. Das bestätigte Andreas Stickel, Bereichsleiter Operations, auf Anfrage unserer Zeitung. Die Käufer des Nürburgrings um Capricorn-Geschäftsführer Robertino Wild haben demnach entschieden, dass die Betriebskosten der Achterbahn viel zu hoch sind, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen.
Bis zuletzt waren selbst die Mitarbeiter des Rings noch davon ausgegangen, dass der Rollercoaster wie geplant spätestens mit Beginn der Osterferien fahren wird. Dass dem nicht so ist, hatte Wild der Belegschaft bei seinem Antrittsbesuch in der Eifel am Montag mitgeteilt. Noch am Freitagmorgen waren aber offenbar Mals verschickt worden, dass der Ring-Racer zwar am 22. März nicht wie geplant eröffnen wird, es aber noch nicht feststehe, wann er in Betrieb geht. Plakate am Ring klären dagegen auf. Er „wird nach Übereinstimmung mit Verkäufer und Erwerber nicht wieder in Betrieb genommen, da die Wirtschaftlichkeit des Betriebs nicht gewährleistet ist“.
Damit ist das einst als schnellste Achterbahn der Welt angepriesene Fahrgeschäft nur an vier Tagen offiziell gelaufen: zwischen dem 31. Oktober und 3. November 2013.
Damals fuhren laut Stickel rund 2000 Menschen mit der Bahn – und auch das nur zu eingeschränkten Betriebszeiten. Nachmittags von 14 Uhr bis 17.30 Uhr. BMW als Veranstalter einer Präsentation im Ring-Boulevard war die Achterbahn zu laut gewesen für seine Fahrpräsentationen zuvor, deshalb war die Zeit eingeschränkt worden. Es ging aber wohl auch weniger um Fahrgäste. Sachwalter Jens Lieser hatte im öffentlichen Start des Ring-Racers noch vor dem Winter ein Signal gesehen im Bieterprozess: „Investoren bekommen so signalisiert: Hier am Ring geht es weiter voran.“ Es sei das erste Mal, dass alle Anlagen in Betrieb seien.
Der Krach mit BMW passte zur Geschichte von Pleiten, Pechen und Pannen um die Anlage, die für rund 12 Millionen Euro von einer US-Firma gekauft, zum Teil in den USA, zum Teil in Italien produziert und von einer deutschen Firma aufgebaut worden war. Vier Jahre lang hatte ein nicht enden wollender Genehmigungsstreit mit der Kreisverwaltung Ahrweiler als Aufsichtsbehörde den Betrieb verhindert. Bei Testläufen war es zu mindestens zwei schweren Zwischenfällen gekommen. In einem Fall war 2011 eine zehn Zentimeter lange Schraube nur knapp am Kopf eines Mechanikers in einer nahen Box vorbeigeflogen. 2009 hatten bei einem Knall am Katapult, das die Bahn beschleunigt, sechs Arbeiter ein Knall-Trauma erlitten.
Im Nachhinein bekamen die Aussagen von Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher bei der Jungfernfahrt 2009 so noch eine ganz andere Bedeutung: Nach erhöhtem Puls gefragt sagte er: “Bei der Formel 1 war ich immer ruhig. Hier? Ich weiß ja , dass das alles ganz neu ist..." Allerdings war das Tempo bei der Fahrt dann auch weit entfernt von den 217 km/h, mit denen die Bahn ursprünglich geplant war und mit denen sie niemals Menschen befördern durfte:
Erste Achterbahn-Fans hoffen jetzt, dass der Coaster und die komplexe und teure Antriebstechnik mitsamt Technikschienen wie Stationsbereich und Bremsen günstig verkauft und vielleicht wiederverwendet werden.
Siehe auch: Ring – jetzt ist eine halbe Milliarde Euro weg