Ringen – Weihnachten fiel für die Ringer des ASV Mainz 88 in diesem Jahr aus. Zumindest als Fest der Besinnung und als Gelegenheit, sich im Familienkreis an einem ausgedehnten Mahl zu laben. Dafür gab es eine richtig große Bescherung. Die 88er hatten sich am Freitag mit ihrem 20:15-Sieg beim KSV Aalen selbst beschenkt. Damit zogen sie in die Vorschlussrunde um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft ein. Am zweiten Weihnachtsfeiertag treten die Mainzer um 17 Uhr im Hinkampf beim KSV Köllerbach an.
Bereits am Sonntag, dem ersten Feiertag, stand wieder Training auf dem Programm. Gut gerüstet fährt der ASV ins Saarland. Auf dem Papier sind die 88er Außenseiter. Mit 24:8 Punkten schlossen die Köllerbacher die reguläre Runde in der Weststaffel als Zweiter ab. Die Mainzer belegten mit 21:11 Zählern den vierten Platz. Jeweils zu Beginn der Hin- und Rückserie trafen beide Mannschaften aufeinander. In Mainz gewannen die 88er deutlich mit 28:11. Doch das war vor der Weltmeisterschaft. Deshalb mussten die Köllerbacher auf einige ihrer stärksten Athleten verzichten. Jan Fischer beispielsweise stand auf dem Bogen, war aber nicht anwesend. Deutschlands Nummer eins im Mittelgewicht musste einen Lehrgang besuchen. Der KSV hätte den Kampf nachholen lassen können, verzichteten aber darauf, weil das Ergebnis so klar ausgefallen war. Zudem fehlten mehrere internationale Größen im Köllerbacher Team.
Zu Hause bezwangen die Saarländer die 88er mit 19:16. Dabei gewann Fischer auch in drei Runden gegen Domenique Engel. „Im Hinkampf hatten die Köllerbacher noch Luft nach oben“, sagt ASV-Cheftrainer Baris Baglan. „Im Rückkampf haben sie in etwa ihre stärkste Aufstellung aufgeboten.“ Doch selbst da ließ der KSV noch ein Ass im Ärmel stecken. In der ersten Viertelfinalbegegnung gegen den RV Thalheim boten die Köllerbacher im Schwergewicht Heiki Nabi auf. Mit dem Ex-Weltmeister müssen am Montag auch die Mainzer rechnen.
„Die Köllerbacher Mannschaft wartet mit starken deutschen Ringern auf“, sagt Baglan. Genau das war die Achillesferse des KSV Aalen gewesen. Neben Fischer stehen bei den Saarländern in Andrij Shykka (74 Kilo, Freistil) und Konstantin Schneider (74 Kilo, Greco) zwei weitere führende Athleten ihrer Gewichtsklassen im Deutschen Ringerbund im Kader. „Wenn die Köllerbacher in Topbesetzung dastehen, verfügen sie im Vergleich zu uns über die nominell stärkere Mannschaft“, sagt Baglan.
Doch das war im Grunde auch gegen den KSV Aalen nicht anders. Und auch da bewiesen die 88er, dass sie als Mannschaft über sich hinauswachsen können. Auch die Mainzer haben noch Steigerungsmöglichkeiten in ihrer Aufstellung. Im Viertelfinal-Hinkampf fehlten beispielsweise der Grieche Xenofon Koutsioumpas und der Russe Seyran Simonyan. Beide waren von ihren nationalen Verbänden wegen Olympia-Ausscheidungen nicht freigegeben worden. Simonyan war im Rückkampf in Aalen schon wieder mit dabei und gewann seinen Greco-Kampf im Leichtgewicht. Gut möglich, dass in Köllerbach auch der Koloss von Rhodos im Schwergewicht auf die Matte geht.
Im Saarland gilt es, die Basis zu legen, um im Rückkampf am Freitag, 19.30 Uhr, in der Mombacher Sporthalle „Am großen Sand“ vor dem begeisterungsfähigen eigenen Anhang eine realistische Chance auf den Finaleinzug zu haben. „Wir werden in Köllerbach alles geben“, verspricht Baglan. „Wir haben auch auswärts in dieser Saison schon starke Leistungen gezeigt. Da wir im Moment auf einer Euphoriewelle surfen, die es uns schon mehrfach ermöglicht hat, über uns selbst hinauszuwachsen, hoffe ich, dass es uns in diesem Kampf erneut gelingt.“
Gert Adolphi
Y Auch aus Köllerbach bietet die Mainzer Rhein-Zeitung den Liveticker an. Allerdings in deutlich verkürzter Form, da der Text für die Druckausgabe am Dienstag Vorrang hat. Der Link: http://ku-rz.de/ringen