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In freier Natur lässt sich's gut leben

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Von unserem Redakteur

Klaus Dietrich

M Baumholder. Karl-Heinz Kinkel liebt Tiere und die Natur über alles. Das sind beste Voraussetzungen, um seinen Beruf mit Leidenschaft auszuüben: Der 57-Jährige ist Schäfer. In diesen Tagen zieht er mit seiner Herde vom Truppenübungsplatz Baumholder über das Nordpfälzer Bergland ins Winterquartier nach Bayerfeld in der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel. Dort unterhält Kinkel mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Die aus 800 Tieren bestehende Schafherde weidet von April bis Oktober auf den Wiesen des Truppenübungsplatzes. Kinkel ist den ganzen Tag über dort, fährt aber meist am Abend nach Hause, während die Herde bis zum Morgen von zwei Schäferhunden und einem Elektrozaun zusammengehalten wird.

Für Kinkel, dessen Vater bereits Schäfer war, ist sein Beruf genau der richtige. „Wenn er mir nicht gefallen würd', dann tät' ich ihn nicht mache...“ Mitten in der Natur sein, keinen Stress haben – das sind die Vorteile. Aber es gibt auch Nachteile: „Ich muss immer do sein...“ Der Siebentagejob bedeutet: Wenig Freizeit, praktisch nie Urlaub. Kürzlich gönnte er sich eine Reise nach Rumänien. Dort hätten es die Schäfer schlechter als in Deutschland, bemerkte Kinkel, dessen Tochter Michaela ebenfalls den väterlichen Beruf ergriffen hat. Die 35-Jährige hat es sogar bis zum Meistertitel geschafft, während ihr Vater nach dreijähriger Lehrzeit, das ist lange her, „nur“ Geselle ist. Michaela Kinkel unterstützt ihn nach Kräften. Dem 57-Jährigen gibt das ein gutes Gefühl. Sollte er einmal krank werden, könnte die Tochter schnell einspringen.

Ihr Vater ist zufrieden. Er könnte nie in einer Stadtwohnung leben, sagt der bescheidene und eine große Ruhe ausstrahlende Bayerfelder. „Viele denken in meinem Alter an die Rente. Ich übe meinen Beruf aus, solange ich kann. Meine Knochen tun zwar schon weh, aber über meinen Ruhesitz mache ich mir noch keine Gedanken“, versichert Karl-Heinz Kinkel.

Seine treuen Begleiter sind die beiden erfahrenen altdeutschen Schäferhunde Tiger und Benno. Sie halten die Herde bei Wind und Wetter zusammen, reagieren prompt auf Zurufe und Pfiffe ihres Herrchens. Ohne die zuverlässigen Hunde wäre eine so große Herde wie die der Familie Kinkel nicht zu beherrschen. Was geschieht eigentlich, wenn eines der Tiere krank wird? Während seiner Ausbildung hat der Schäfer einiges gelernt, das er bei Bedarf anwenden kann. Aber in schwierigen Fällen ruft er einen Tierarzt hinzu.

Zurzeit „wandert“ Karl-Heinz Kinkel mit seiner Herde vom Truppenübungsplatz Baumholder auf altbekannten Pfaden über Hundsbach, Meisenheim und Obermoschel nach Bayerfeld. „Das Wandern wird wegen des Verkehrs immer schwieriger“, berichtet der Schäfer. „Aber hier geht's noch.“ Kinkel kennt die Grundstücksbesitzer seit Jahren, und die haben nichts dagegen, wenn die große Herde über ihre Flure zieht.

Schäfern wird nachgesagt, dass sie das Wetter voraussagen können. „Ich tu' mich mit Prognosen schwer“, wehrt Kinkel ab. Aber dann zählt er einige Bauernregeln auf und berichtet: In diesem Jahr gibt es keine Eicheln und keine Bucheckern, dafür jedoch viel Gras. Außerdem hat Frost im Oktober Einzug gehalten. Aus den Erfahrungen der 70er-Jahre deutet dies auf einen milden Winter hin. Schäfer Kinkel schränkt allerdings ein: „Mit dene Vorhersage is' das so e Sach'...“