Wahl Andreas Nick (CDU) bewirbt sich für die Verlängerung seines Bundestagsmandats
Im Berliner Politzirkus angekommen: CDU-Kandidat Andreas Nick im Porträt
Seine Arbeitszeit verbringt der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Nick wochenweise in Berlin und in seinem Wahlkreis Westerwald/Lahn. ICE-Fahrt und Flug zusammen dauern in etwa drei Stunden. Foto: Martin Boldt

Westerwaldkreis. Es ist Sitzungswoche in Berlin – die letzte vor der Bundestagswahl. Eigentlich müsste Dr. Andreas Nick daher schon um 9 Uhr am Gleis Richtung Frankfurt stehen, um das erste Fraktionstreffen am frühen Nachmittag zu erreichen. Doch an diesem Montag weicht der Zeitplan vom üblichen Prozedere ab.

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Seine Arbeitszeit verbringt der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Nick wochenweise in Berlin und in seinem Wahlkreis Westerwald/Lahn. ICE-Fahrt und Flug zusammen dauern in etwa drei Stunden. Foto: Martin Boldt

Nach einem Abstecher in die Kreisgeschäftsstelle der CDU in Montabaur geht es zunächst ins nahe Wirges, wo die örtliche Kirmes bei einem Frühschoppen ausklingt. Ein klassischer Wahlkampfauftritt: Es gibt Gespräche über das TV-Duell Merkel/Schulz, es werden Hände geschüttelt, auch mit Kontrahentin Gabi Weber (SPD). Doch viel Zeit für den direkten Kontakt mit dem Wahlvolk bleibt nicht. Nach einem Weizen, es ist kurz nach halb 12 Uhr, muss Nick bereits aufbrechen. Um 12.04 Uhr geht der Schnellzug – mit oder ohne Nick.

Im Inneren des metallenen Lindwurms zur Ruhe gekommen, erklärt er, die erneute Kandidatur für das Mandat in Berlin sei schlicht weg logisch. „Diese Arbeit ist nichts, was man mal eben nur für vier Jahre macht“, sagt der 50-Jährige. Die Wirkungsweisen seien einfach vollkommen anders als etwa am Finanzplatz Frankfurt, wo Nick zuvor viele Jahre als Berater bei internationalen Banken wie Barclays und Sal. Oppenheim gearbeitet hat. „Wenn ich dort morgens eine Anweisung gegeben habe, wurde diese mittags bereits von Mitarbeitern umgesetzt. In der Politik braucht man hingegen einen sehr viel längeren Atem. Ergebnisse sind selten direkt sichtbar.“

Die erste Wahlperiode habe er genutzt, um sich im Berliner Politapparat zu vernetzen. „Ich kann inzwischen sagen: Ich bin angekommen“, erklärt er. Eine Wiederwahl und die Perspektive auf vier weitere Jahre würden ihm noch einmal ganz neue Wirkungsmöglichkeiten offenbaren, ist er überzeugt.

Derzeit arbeitet Nick im Ausschuss für die Digitale Agenda und im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, der die Außenpolitik der Bundesregierung begleitet. In Letzterem ist er unter anderem zuständig für die Region Südamerika und die Türkei – Arbeit, die er bei einer Wiederwahl gerne fortführen möchte. Das Land am Bosporus beanspruche derzeit viel Aufmerksamkeit: „Eine bedauerliche Entwicklung, denn es ist ein tolles Land mit tollen Menschen.“

Der Zug erreicht derweil kurz nach halb eins den Flughafen Frankfurt, das Einchecken für die Lufthansa-Maschine läuft bereits.

An 24 Sitzungswochen im Jahr pendelt Nick zwischen seiner Heimat und Berlin. Die Zeit auf der Schiene und im Flugzeug nutzt er, um E-Mails zu bearbeiten, erste Aufträge an sein Hauptstadtbüro zu verteilen und die aktuelle Nachrichtenlage zu sondieren. Dass es mittlerweile ein ordentliches WLAN-Netz bei der Deutschen Bahn gibt, hält er für einen Segen.

Ganz so einfach wie am Anfang der Legislaturperiode fällt ihm die Pendelei inzwischen allerdings nicht mehr: 2015 hat seine Frau die gemeinsame Tochter zur Welt gebracht, Nicks erstes Kind. Geburtstag und Wahltag fallen in diesem Jahr sogar auf denselben Tag. „Man muss sich in den Momenten, in denen man zu Hause ist, auch wirklich Zeit für sein Kind nehmen“, sagt der 50-Jährige, der in den sitzungsfreien Wochen nur allzu gern den Kita-bring-und-hol-Service für die Kleine übernimmt. Das habe für ihn weitaus mehr Priorität als zeitaufwendige Hobbys.

Sind längere Aufenthalte in der Hauptstadt unvermeidlich, besuchen Frau und Kind Nick in seiner dortigen Wohnung in Berlin-Mitte. „Da gibt es dann große Busse und Spielplätze, viele Baustellen – das findet sie toll“, berichtet Nick. Er ist währenddessen im Politbetrieb unterwegs. So hat er es sich ausgesucht. Es hätte aber auch ganz anders kommen können, schließlich hatte Nick auch einmal journalistische Ambitionen. Am Mons-Tabor-Gymnasium war er Mitgründer einer Schülerzeitung. Warum er doch kein Journalist geworden ist? „Am Ende wollte ich selbst gestalten, statt nur darüber zu berichten.“ Deshalb machen ihm die 3,5 Stunden Anfahrt zum Berliner Politzirkus auch nichts aus.

Martin Boldt