Mainz – Als Mitglied der IHK-Vollversammlung hat er die Entwicklung der Kammer seit 2009 mitverfolgt – und ist mit dem heutigen Status mehr als zufrieden. So tritt der neue Präsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Engelbert Günster, denn auch mit dem Ziel an, die „Kontinuität der guten Kammerarbeit, die in den vergangenen Jahren geleistet wurde, zu bewahren“.
Dabei verweist der Vorsitzende der Geschäftsführung von Boehringer Ingelheim Pharma unter anderem auf den Ausbau der Kammer zu einem Dienstleistungszentrum für rheinhessische Unternehmen bei gleichzeitiger Senkung der Beiträge, aber auch auf die Ausbildungsinitiativen, mit denen „die IHK auch in schwierigen Zeiten Maßstäbe gesetzt hat“. Nicht zu vergessen die „exzellenten“ Fortbildungsmöglichkeiten.
Günster hat aber auch klare Vorstellungen darüber, wo er als Präsident seine Schwerpunkte setzt. Dazu gehört die Talentförderung junger Menschen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Die Durchlässigkeit der Bildungssysteme soll gewährleisten, dass kein Jugendlicher durchs Raster fällt“, erläutert der 63-Jährige. Sein besonderes Augenmerk gilt zudem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier will sich der IHK-Präsident für bessere Rahmenbedingungen bei der Kinderbetreuung stark machen.
Darüber hinaus liegt dem Familienvater am Herzen, dass eine Willkommensstruktur geschaffen wird, um die Einwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland zu forcieren. Dabei kommen ihm seine Erfahrung als Manager, der auf internationaler Ebene agiert, zugute. „Ich habe selbst sechs Jahre in Kanada gelebt und bin in der Vergangenheit viel gereist“, berichtet er. „Dabei habe ich zahlreiche ausländische Mitarbeiter nach Ingelheim geholt.“
Was er sich von politischer Seite wünscht: gute Rahmenbedingungen für die Industrie, die den produzierenden Unternehmen eröffnen. Dazu gehöre auch, dass Energie verlässlich verfügbar und bezahlbar sei. „Es gilt nicht, dass Erneuerbare-Energien-Gesetz mit aller Macht durchzupeitschen, sondern Schritt für Schritt umzusetzen – sobald die notwendigen Nachjustierungen erfolgt sind.“ Ebenso wichtig sei eine funktionierende Infrastruktur, sprich die Umsetzung schon lange geplanter Ausbauprojekte. Und eine Entbürokratisierung sowie steuerliche Entlastung der Firmen.
Eine weitere zentrale Forderung des neuen Mannes an der Spitze der IHK: „Rheinhessen mit Mainz in der Mitte muss seine Attraktivität steigern, sich im kommunalen Verbund im Kontext der Rhein-Main-Region klar positionieren.“ Soll heißen: Für welchen Industriezweig und für welche Arbeitnehmer ist Rheinhessen interessant? Wo liegen die Stärken der Region? Denn darin sieht Günster die Chance, dass sich weitere Unternehmen ansiedeln. Sabine Jakob