Rhens
Hurenmord in Rhens: Stadt wird zum Krimiort

Die Kamera läuft: Michael Dempe dreht den Mord an einer Prostituierten. Die Szene ist Teil eines Krimis, der gerade in Rhens entsteht.

Katrin Steinert

Rhens. Großer Aufruhr in der Kleinstadt: Am Rhenser Ochsenbrunnen liegt eine Leiche. Passanten bleiben stehen. Ein Einheimischer zückt seine Videokamera und hält gnadenlos auf die Frau am Boden.

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Rhens. Großer Aufruhr in der Kleinstadt: Am Rhenser Ochsenbrunnen liegt eine Leiche. Passanten bleiben stehen. Ein Einheimischer zückt seine Videokamera und hält gnadenlos auf die Frau am Boden.

„Okay, du kannst aufstehen“, ruft Michael Dempe und schaltet seine Videokamera aus. Die Tote öffnet die Augen: Christine Altmeier lacht, richtet sich auf und entschlüpft im Nu ihrer Filmrolle.

Zurzeit entsteht in Rhens ein Fernsehkrimi, der von Einheimischen für Einheimische gemacht wird. Allerdings lässt sich das Filmprojekt nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln. Denn die Beteiligten sind allesamt ehrenamtlich unterwegs, haben Beruf, Familie und Verpflichtungen.

Das Team von „Wir in Rhens“ hat bereits im Januar seine Zuschauer aufgerufen, eine Filmvorlage für den Krimi zu schreiben. „Drei Tage später hielten wir den ersten Romanteil in der Hand“, erzählt Michael Dempe, der das Magazinformat „Wir in Rhens“ zusammen mit Anne Roy gegründet hat. Nun ist er als Kameramann fleißig am Filmen.

Der Kneipenwirt vom „Streichholz“ verabschiedet seine letzten Gäste in die Nacht. Dann bricht er auf, um mit seinem Hund noch eine Runde zu drehen. Da entdeckt er die Tote am Ochsenbrunnen: Es ist die Prostituierte Chantalle. Wie konnte das passieren? Wer war es? Ein Freier? Oder hat der Liebhaber aus einem ehrenwerten Rhenser Haus sie umgebracht? Die Welt in Rhens gerät mit dem Mord ins Wanken.

Das Filmteam von „Wir in Rhens“ dreht an realen Orten. „Die Zuschauer sollen den Krimi in ihrer Heimat erleben“, erklärt Michael Dempe. Einige Einheimische spielen sich im Film sogar selbst. Der Kneipenwirt ist tatsächlich stets in seinem „Streichholz“ anzutreffen. Und auch die Reporterin der Rhein-Zeitung, die zur Unglücksstelle fährt, um die geschockten Passanten zu befragen, ist im wahren Leben Journalistin.

Die Romanvorlage, die ein Zuschauer entwickelt hat, ist nun in 56 Szenen aufgedröselt worden. „Das Drehbuch haben wir an vielen Abenden mit viel Wein geschrieben“, erzählt Kyra Stuber. Die Rhenserin arbeitet als Abteilungsleiterin in einer Baufirma und schlüpft im Krimi in die Rolle von Ilka Schmitz. Als Assistentin greift sie dem Rhenser Kommissar Wigand unter die Arme.

„Wir drehen im Alltag immer reale Szenen. Wir berichten über alles, was mit Rhens zu tun hat. Nun wollten wir einfach mal eine Geschichte erzählen“, sagt Michael Dempe. Dass das Geschichtenerzählen mitunter sehr zeitaufwendig ist, hat er bereits festgestellt. Denn bislang sind erst vier Szenen im Kasten. Dennoch hat er ein festes Ziel: „Wir wollen bis Ende Januar alles fertig haben.“ Bis dahin werden noch einige kuriose Dinge in Rhens geschehen. Wer Lust hat, kann dann einfach spontan mitmachen. So, wie die Menschen, die plötzlich am Ochsenbrunnen standen und sich fragten: Was ist denn hier passiert. Ein Mord?

Das Magazin „Wir in Rhens“ läuft immer am letzten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr.

Katrin Steinert