Mainz – Der Hamburger SV reist mit dem festen Vorhaben zum Bruchweg, am Samstag (15.30 Uhr) der erste Bundesligist zu sein, der den Beutezug des FSV Mainz 05 stoppt. Thomas Tuchel und seine Profis wollen jedoch alles dafür tun, dem Publikum einen neuen Startrekord mit acht Erfolgen in Serie zu präsentieren.
Am 17. April dieses Jahres gewann der FSV Mainz 05 beim HSV. Das 1:0 in Hamburg war der zweite Erfolg hintereinander und der erste Auswärtssieg in einer bis heute andauernden, grandiosen Serie von zwölf ungeschlagenen Auftritten. Eine Erfolgsbilanz, die Thomas Tuchel und seine Mannschaft an die Spitze der Bundesliga gehievt hat. Und die am Samstag (15.30 Uhr) am ausverkauften Bruchweg einen weiteren Höhepunkt erreichen kann.
Die 05er dominieren mit sieben Siegen in Folge, mit sagenhaften 21 Punkten die Liga und schicken sich an, eine in 47 Jahren Bundesliga nie erreichte Bestmarke in die Chroniken zu meißeln. Mit acht dreifachen Punktgewinnen hintereinander ist noch nie ein Klub gestartet. Und nun kommt jenes Team zum Bruchweg, bei dem die traumhafte 05-Geschichte quasi begann und hat vollmundig angekündigt, dem Spuk ein Ende zu machen. Armin Veh und sein Team reisen mit der Absicht an, die ersten sein zu wollen, die diesen FSV Mainz 05 in dessen Grenzen weisen.
„Klar ist, dass der HSV eine außergewöhnliche individuelle Qualität vor allem auch im Offensivbereich hat“, sagt der 05-Trainer, wohl wissend, mit wem es der Spitzenreiter in seinem Festspielhaus zu tun kriegt. „Die Äußerungen der Hamburger Spieler gehen dort hin, dass natürlich ihr Anspruch ist, dieses Spiel zu gewinnen. Vielleicht erhält ein Sieg in Mainz inzwischen auch eine neue Wertigkeit. Vielleicht war es bisher so, dass man in Mainz sowieso gewinnen will, aber jetzt ist es plötzlich etwas Besonderes.“ Doch auch Tuchel kündigt an, zum Anpfiff mit voller Aufmerksamkeit am Start zu sein. „Wir wollen uns pushen zu einer neuerlichen Topleistung. Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.“
Die Vorbereitung war nicht optimal, wie bei den meisten anderen Bundesliga-Klubs auch, die Nationalspieler abstellen mussten. Dennoch ist der 05-Trainer überzeugt davon, in den Trainingseinheiten seit der Rückkehr aller Internationalen, die richtigen Erkenntnisse erhalten zu haben, welche seiner Profis die nötige Frische und Fitness für diese Partie mitbringen. Am Freitag beschäftigten sich die Mainzer inhaltlich und in einer Videositzung mit den Stärken und möglichen Schwächen des Gegners.
„Wir müssen auf jeden Fall unserem Stil treu bleiben“, betont der 05-Trainer. „Es muss nach wie vor erkennbar sein, dass es ein Heimspiel für Mainz 05 ist. Und dass es trotz aller Belastung unser Prinzip sein muss, das Tempo von Beginn an hochzuhalten, um Zugriff zu bekommen auf die Partie. Wir wollen gegen den Ball in jeder Phase des Spiels agieren, den Gegner bearbeiten.“ Dazu werde man versuchen, die 05-Tugenden sowie gewisse speziellen Dingen, die sich die Trainercrew für die Hamburger ausgedacht habe, einzubringen und umzusetzen.
„Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit jedoch hoch, dass wir erneut eine Leistung nahe an unserer Topleistung benötigen, um überhaupt eine Chance auf die Punkte zu haben“, führt der 37-Jährige weiter aus.
„Wir sind im Moment voller Selbstvertrauen in jeder Phase des Spiels.“ Egal, wie sich der Spielverlauf entwickle, die Mannschaft sei sowohl in sich als auch den Situationen gewachsen. „Deshalb haben wir auch in diesem Spiel eine absolute Chance, den HSV zu schlagen.“
Tuchel erwartet den Tabellensiebten (elf Punkte) eher offensiv am Bruchweg. Wer sich die Aufstellungen von Armin Veh durchlese, könne die Qualität dieser Mannschaft erkennen, die gewöhnlich im 4-4-2 auf tritt.
Die Fans am ausverkauften Bruchweg erwartet in jedem Fall ein weiteres Fußballfest. Mit einem neuen Rekord als mögliche Belohnung. Die Konzentration beim Spitzenreiter ist komplett auf diese Partie ausgerichtet.
Nicht darauf, was als Konsequenz daraus eintreten könnte. „Wenn unsere Kabinentür zu geht, ist bei uns alles gleich. Wie bisher“, sagt der Trainer. Das Thema Rekord werde nicht behandelt, Lorbeeren nicht verteilt. „Die Spieler kriegen genügend Aufgaben gestellt und haben keine Zeit, sich große Gedanken zu machen.“
Jörg Schneider