Am Ende jubelten alle in der Kastellauner IGS-Halle. Die Mainz-Bretzenheimerinnen über den Aufstieg in die 4. Liga – und die Kastellaun/Simmernerinnen über den späten 23:23-Ausgleich, der immerhin eine zweite Niederlage in der Aufstiegsrunde nach dem 12:32-Debakel von Haßloch verhinderte. Das Tor zum 23:23 fünf Sekunden vor Schluss war spektakulär, schön und genauso geplant, wie Trainer Mirza Cehajic versicherte. 20 Sekunden vor dem Ende hatte er eine Auszeit genommen und den Spielzug vorgegeben, den seine HSG-Mädels perfekt umsetzten.
Ein „Kempa-Tor“ wollte Cehajic – und er bekam es. Aline Mühlbauer passte auf Außen auf Celine Gaines, die zum Wurf ansetzte, aber dann zu der eingelaufenen Marla Wolf-Mühlbauer „rüberlegte“, die im Flug den Ball fing und ihn mit beiden Händen in die Maschen setzte. Besser kann man einen „Kempa-Trick“ (ein Spielzug, bei dem ein Spieler den Ball in der Luft fängt und ihn direkt auf das Tor wirft) nicht vorführen. „Ein super Tor“, lobte auch Cehajic: „Das Ergebnis von 23:23 ist auch okay, es ging leider nur um die goldene Ananas.“
Das wusste auch die Gäste-Trainerin Lara Leuckefeld: „Wenn du dir eine Niederlage mit maximal elf Toren Unterschied erlauben kannst, dann ist das schwierig im Kopf, weil du eigentlich weißt, dass nichts anbrennen kann.“ Deshalb war Leuckefeld auch nicht beunruhigt, als Kastellaun nach rund fünf Minuten mit 3:0 führte.
Die Tore hatten Aline Mühlbauer, Marla Wolf-Mühlbauer und Sarah Wetstein markiert – genau die Spielerinnen, die beim 12:32 in Haßloch schmerzlich vermisst wurden. Eine 20-Tore-Pleite, die sich in der Dreierrunde als zu große Hypothek erwies. „Ich hätte es gern gesehen, wie es gelaufen wäre, wenn wir in Haßloch mit der besten Formation angetreten wären“, sagte Cehajic: „Gegen Mainz-Bretzenheim II hat man gesehen, dass unsere Mannschaft in der Besetzung das Zeug für die Oberliga gehabt hätte.“
Im ersten Durchgang war das aber bis auf die Anfangsminuten nicht zu erkennen. Bis zur Pause trafen die Kastellaunerinnen nach dem 3:0 nur noch viermal. Nur weil Torfrau Georgiana Martin-Stoleru noch einiges abfing, ging es nach der schwachen Angriffsleistung lediglich mit einem 7:11-Rückstand in die Pause. Im zweiten Abschnitt zeigte die HSG ihr wahres Gesicht, mit einer 5:0-Serie drehte man ein 11:15 (37.) in ein 16:15 (44.), danach war man sogar mit drei Toren in Front (22:19, 53.), ehe die ansonsten gute Martin-Stoleru keinen Ball mehr zu fassen bekam. Das „Kempa-Tor“ zum 23:23 entschädigte dann aber doch für einiges auf Kastellauner Seite. „Ich denke, mit Haßloch und uns haben sich die beiden Mannschaften, die mehr Potenzial in der Oberliga haben werden, verdient durchgesetzt“, sagte Gäste-Trainerin Leuckefeld.
Da hatte sie recht, denn die Kastellauner Mannschaft fällt ein wenig auseinander. Aline Mühlbauer, Valerie Mühlbauer, Lisa Stemann, Sarah Wetstein und Luisa Buch stehen ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Auch das große Talent Marla Wolf-Mühlbauer (sieben Tore gegen Mainz-Bretzenheim II) wird den Verein wohl verlassen. „Das ist eben so im Hunsrück, Studium und Beruf macht man hier nicht immer“, sagte Cehajic, der ebenfalls das Team verlässt und die Kastellauner Männer wieder in der Rheinlandliga übernimmt. Torfrau Martin-Stoleru wird ein Teil des Trainerteams, der andere Teil soll mit einem Bosnier ausgefüllt werden, der derzeit noch in der polnischen ersten Liga spielt. Einige Details müssen noch geklärt werden, dann soll der Bosnier die Frauen übernehmen – und bei den Männern für Tore sorgen.
Cehajic war drei Jahre der Frauentrainer – und bereute diese Entscheidung nicht: „Es hat Spaß gemacht mit den Mädels, einige haben sich extrem gut entwickelt. Der Lohn war jetzt die Rheinlandmeisterschaft. Schade, dass die Mannschaft jetzt auseinanderfällt, aber so ist das eben. In der nächsten Saison werden die Mädels trotzdem eine solide Rolle in der Rheinlandliga spielen können.“