Diez. Beifallsstürme für den wackeren Verlierer, Buh-Rufe für den Sieger – verkehrte Welt am Sonntagabend in der einmal mehr mit 370 Zuschauern gut besuchten Diezer Sporthalle nach der 18:25 (5:13)-Heimniederlage des TuS Holzheim in der hessischen Oberliga gegen den früheren Zweitligisten TV Gelnhausen.
Der Favorit aus der Barbarossastadt legte den Grundstock zum Sieg im ersten Durchgang, als er den von den beiden erschreckend schwachen Hüttenberger Unparteiischen viel zu weit gesteckten Rahmen schamlos ausnutzte und den Holzheimern mit einem extrem schmutzigen Handball und einer Vielzahl an hässlichen und kaum adäquat geahndeten Fouls den Schneid sehr früh abkaufte. Schläge ins Gesicht der Holzheimer Angreifer waren an der Tagesordnung und brachten auch das wie ein Mann hinter der in vielerlei Hinsicht unterlegenen Mannschaft des krassen Außenseiters stehenden Publikums in Rage.
Teilweise hatte es den Abschein, als spielten abgezockte Erwachsene gegen unbedarfte Kinder. So liefen sich die Holzheimer gerade zu Beginn des ungleichen Kampfes immer wieder in der Gelnhausener 6:0-Abwehr fest, die zudem in den Zweikämpfen überaus rustikal zu Werke ging. Schnell stand es 0:5, ein Debakel der überforderten und von der Härte sichtlich beeindruckten Hausherren schien unausweichlich zu sein. Marcel Schyga brach erst nach 11 Minuten und 44 Sekunden den Bann, als er dem TVG-Schlussmann Julian Lahme erstmals das Nachsehen gab. Schwerstarbeit hatte jedoch nicht nur die Holzheimer Abwehr, sondern auch TuS-Physiotherapeut Harald Welz zu leisten, der sich reihenweise um die arg malträtierten Lennard Hien und Marcel Schyga kümmern musste. Für Spielmacher Schyga war früh Feierabend, mit bandagiertem Knöchel begab er sich hinterher zur Untersuchung in ein Krankenhaus. Mit dem Zwischenresultat von 5:12 ging es in die Kabinen. Dort muss entweder ein spezieller Trunk gereicht worden sein – oder Holzheims Trainer Jens Illner hatte genau die passenden Worte gefunden.
Denn die Rot-Weißen kamen mit weniger Respekt, dafür aber deutlich mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten auf das Spielfeld zurück. Fünf lupenreine Treffer hintereinander ließen beim begeistert mitgehenden Holzheimer Anhang sogar wieder Hoffnungen auf ein Happy End aufkeimen, zumal der zwischen die Pfosten beorderte Alexander Linke seinen Kasten immer besser vernagelte und den Gelnhausenern das Zielwasser ausgegangen zu sein schien. „Beim Stand von 12:14 hätte das Ding tatsächlich kippen können“, war nicht nur Illner begeistert von der Kampfkraft seiner Jungs, die drauf und dran waren, die Südhessen gewaltig ins Schwitzen zu bringen. Just in dieser Phase aber wurden die TuS-Himmelsstürmer zu hektisch, und auch Linkes Gegenüber Marius Sulzbach steigerte sich und fischte einige Bälle weg.
So steuerten die Gelnhausener letztlich noch einem klaren Sieg entgegen und kassierten die fest eingeplanten Punkte ein. Holzheim hingegen erwarb sich mit seiner Unerschrockenheit zwar zusätzliche Sympathien, kaufen kann sich Illner dafür im harten Abstiegskampf freilich nichts.
Von unserem Redakteur
Stefan Nink
Holzheim: Klawikowski, Linke – Schyga (2/1), Hien (1), Giebenhain (1), Lazzaro (2), M. Schneider (4), Lotz, Dettling, Bittkau (4/3), Sonntag, Becker (2), J.-E. Wolfgram (2.)
Gelnhausen: Lahme, Sulzbach -
Schreiber (2), Jankovic, Eidam 5/4), Jambor (1), Seel (1), Deinet (6/2), Zipf, Driess, Pape (2), P. Schneider, Eurich (7/3).
Schiedsrichter: Benjamin Scheld / Harald Späth (TV Hüttenberg).
Zuschauer: 370.
Siebenmeter: 4/5 : 9/9 – Zeitstrafen: 6:4.
Besonderheit: Disqualifikation gegen Holzheims Simon Giebenhain (50., dritte Zeitstrafe).
Spielfilm: 0:5, 2:8, 4:11, 5:13 – 10:13, 12:14, 12:16, 14:21, 18:25.
Nächste Aufgabe für den TuS Holzheim: am Sonntag, 18 Uhr, bei der HSG Hanau.