Bundestagswahl 2021 zeigt heterogenes Bild im Kreis - Deutschlandtrend spiegelt sich oft wider
Heterogenes Bild im Kreis: Gelbe und grüne Flecken im politischen MYK
Im Wahlkreis Ahrweiler konnte die FDP in Nachtsheim und in Siebenbach besonders gute Ergebnisse bei den Zweitstimmen einfahren. Im Wahlkreis Koblenz kamen sie in Waldesch immerhin auf 14,9 Prozent. Foto: Andreas Walz
Andreas Walz

Kreis MYK. Deutlich mehr als 20 Prozent der Wähler aus der Stadt Weißenthurm hatten bei der Bundestagswahl 2017 ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Ein Schock auf Stadt- und Verbandsgemeindeebene. Ortsbürgermeister Gerd Heim betonte gegenüber der RZ damals: „Wir sind eine friedliebende kleine Stadt, es gibt keine spürbaren Spannungen.“

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Im Wahlkreis Ahrweiler konnte die FDP in Nachtsheim und in Siebenbach besonders gute Ergebnisse bei den Zweitstimmen einfahren. Im Wahlkreis Koblenz kamen sie in Waldesch immerhin auf 14,9 Prozent. Foto: Andreas Walz
Andreas Walz

Der damalige VG-Bürgermeister Georg Hollmann zeigte sich ebenfalls erschrocken, führte gegenüber der Rhein-Zeitung das vergleichsweise starke Abschneiden der Alternative für Deutschland auf bundespolitische Themen zurück. 2021 spielt die AfD in der Stadt Weißenthurm immer noch eine starke Rolle, verliert aber deutlich im Vergleich zu 2017. 15,4 Prozent der Zweitstimmen sind auf die Blauen entfallen, die SPD siegt klar mit 28,3 Prozent, gefolgt von der CDU mit 26,4 Prozent.

Damit hat sich der 2017 befürchtete Rechtsruck in der Stadt Weißenthurm nicht manifestiert, und trotzdem schneidet die Alternative für Deutschland dort deutlich besser ab als auf Verbandsgemeinde- und Kreisebene. In der VG Weißenthurm entscheiden sich 9,2 Prozent der Wähler (minus 2,1), ihre Zweitstimme der AfD zu geben, in Andernach sind es 11,5 Prozent, in Mayen 9,2 Prozent, in Bendorf 9,6 Prozent.

Im Landkreis spiegelt sich der Bundestrend wider

Das zeigt am Tag nach der Bundestagswahl: Der Landkreis Mayen-Koblenz ist ein heterogener Landkreis – zwar spiegelt sich vielerorts mit Blick auf die Zweitstimmenverteilung der Bundestrend wider, bei den Erststimmen aber zeigt sich flächendeckend ein deutlicher Zuspruch zum jeweiligen CDU-Kandidaten. Im Koblenzer Wahlkreis etwa haben nur Bendorf, Lahnstein und die VG Loreley die meisten Erststimmen an den SPD-Kandidaten Thorsten Rudolph vergeben, in den VGs Weißenthurm, Vallendar, Rhein-Mosel, Bad Ems-Nassau sowie in Koblenz gingen die meisten Stimmen an den CDU-Kandidaten Josef Oster, der den gesamten Wahlkreis – wenn auch knapp – für sich entscheiden konnte. Im Wahlkreis Ahrweiler waren es Mayen, Bad Breisig und die VG Brohltal, wo die SPD mit Christoph Schmitt die meisten Erststimmen gewinnen konnte. Sämtliche anderen VGs und verbandsgemeindefreien Städte sind in der Ergebnisübersicht schwarz (Kandidatin: Mechthild Heil) eingefärbt.

Die Farbenlehre ändert sich deutlich beim Blick auf die Zweitstimmenverteilung. Im Wahlkreis Ahrweiler hat sich dabei die SPD im gesamten östlichen Teil des Wahlkreises durchgesetzt, damit sind auch die Mayen-Koblenz-Kommunen Andernach, Pellenz, Maifeld, Mayen und Mendig rot, nur die Verbandsgemeinde Vordereifel hat sich knapp für die CDU im Bund entschieden (31,1 Prozent, SPD: 29,3 Prozent). Wie knapp es dort allerdings für die CDU war, zeigt sich beim Blick auf die Ergebnisse von vor vier Jahren. Im Vergleich zu ihnen haben die Christdemokraten satte 13,3 Prozentpunkte verloren, die SPD konnte 4,2 Prozentpunkte zulegen. Auffällig: Vor allem der östliche Teil der VG Vordereifel hat rot gewählt, der westliche schwarz.

Gewonnen haben im Landkreis Mayen-Koblenz die Grünen

Im Wahlkreis Koblenz hat sich mit Blick auf die Zweitstimmen nur in der VG Vallendar und der VG Rhein-Mosel die CDU durchgesetzt. In Bendorf und Weißenthurm ist es die SPD. Fast überall hat die CDU allerdings stark an Stimmen verloren. In Vallendar etwa 11,3 Prozentpunkte, in Rhein-Mosel 13,5.

In Winningen im Wahlkreis Koblenz schafften es die Grünen auf fast 20 Prozent der Zweitstimmen. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Gewonnen haben bei dieser Bundestagswahl auch nahezu flächendeckend im Landkreis Mayen-Koblenz die Grünen, wenn auch die Gesamtergebnisse in den beiden Wahlkreisen des Kreisgebietes den Bundestrend nicht ganz widerspiegeln. In Weißenthurm (Wahlkreis Koblenz) etwa haben die Grünen 4,6 Prozentpunkte bei den Zweitstimmen gutgemacht. In Bendorf sind es 4,5 Prozentpunkte, in Rhein-Mosel sogar 5,5 Prozentpunkte. Im WK Ahrweiler zeigt sich ein ähnliches Bild: In Andernach etwa kamen die Grünen bei den Zweitstimmen auf 11,3 Prozent, 4,9 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. In Mayen verzeichnen sie einen etwas gemäßigteren Erfolg, landeten bei 9,8 Prozent der Zweitstimmen und damit 3,8 Prozentpunkte über dem Ergebnis von 2017.

Auffällig: die besonders guten Ergebnisse für die FDP in einigen Ortschaften in Mayen-Koblenz. So kamen die Liberalen in Nachtsheim auf stolze 19,2 Prozent der Zweitstimmen (Wahlkreis Ahrweiler: 11,9 Prozent), in Siebenbach auf 19,2 Prozent. Ähnliche Höhenflüge für die FDP gab es im Wahlkreis Koblenz in keiner MYK-Gemeinde. Dort allerdings schafften die Liberalen immerhin 14,9 Prozent der Zweitstimmen in Waldesch und Winningen (beide VG Rhein-Mosel). In Winningen konnten derweil die Grünen eins ihrer besten Zweitstimmenergebnisse verzeichnen. 19,5 Prozent der Wähler machten ihre Zweitstimmenkreuz bei der Baerbock-Habeck-Partei. In Lehmen kamen die Grünen ebenfalls auf solide 18,5 Prozent der Zweitstimmen. Im gesamten Wahlkreis Koblenz lag die Wahlbeteiligung bei 76,2 Prozent (minus 0,5), im WK Ahrweiler bei 76,1 Prozent (minus 1,4). Besonders fleißig: die VG Vordereifel und die VG Rhein-Mosel mit 82 und 83 Prozent. Daniel Schauff