Koblenz. „Jauchzet, frohlocket.“ Regionalkantor Manfred Faig nahm mit seinen Liebfrauenchören die Worte des Eingangschores aus dem Bach'schen „Weihnachtsoratoriums“ als Motto für das vorweihnachtliche Benefizkonzert der Interessengemeinschaft Obere Löhr in der Herz-Jesu-Kirche zugunsten des Koblenzer Hospizvereins.
Zusammen mit der Sopranistin Estelle Kruger und einem aus Mitgliedern der Rheinischen Philharmonie rekrutierten Instrumentalensemble setzte er es ebenso stimmungs- wie anspruchsvoll um.
Während draußen Schneeflöckchen, Weißröckchen mehr als reichlich fallen, gibt’s drinnen Herz und Gemüt Wärmendes, Barockes vor allem, immer wieder dissonant kontrapunktiert durch die Martinshörner von Polizei und Krankenwagen. Schön, dass Faig nicht nur die große polyphone Geste hervorkehrt, sondern auch Werke berücksichtigt, die der stimmlichen Behutsamkeit und Sauberkeit des Vokalensembles, des Jugendkammerchors und der Mächenkantorei der Liebfrauenkirche entgegenkommen. Werke wie das „Übers Gebirg Maria geht“ des aus dem thüringischen Mühlhausen stammenden Berliner Kapellmeisters und Domkantors Johann Eccard oder die in den Tenören cherubinisch-schwebend anhebende Motette Pierluigi da Palestrinas, das „Alma Redemptoris Mater“.
Beim Marienlob bleibt Faig auch mit dem „Ave maris stella“ aus Claudio Monteverdis „Vespro della Beata Vergine“, dessen Teile das zugrunde liegende Thema ebenso kunstvoll wie konsequent durchspielen, und Auszügen aus Johann Sebastian Bachs ursprünglich für die Christvesper des Jahres 1723 in der Leipziger Thomaskirche komponierten „Magnificat“.
Sopranistin Estelle Kruger, konzertierend nahezu omnipräsent in Koblenz, singt zwei Arien aus dem ersten Teil des Händel'schen „Messias“: Das prächtig-triumphale „Rejoice greatly“ und erst recht das pastorale „He Shall Feed His Flock“ werden gefühlvoll gesungen zu zwei der Höhepunkte des Konzerts.
Zu diesen zählen in jedem Fall auch die Sonate für Streicher, Trompete und basso continuo von Giuseppe Torelli, in deren schnellen Sätzen Trompeter Andreas Stickel virtuos Strahlkraft und Beweglichkeit seines Instruments demonstriert, und die Auszüge aus der Christvesper des Dresdner Kreuzkantors Rudolf Mauersberger. 1963 vollendete er sie als ein den gesamten Kirchenraum einbeziehendes Klangkunstwerk.
Auch wenn Manfred Faig aus praktischen Erwägungen heraus auf diesen Raumklang verzichtet, bleibt die Wirkung des Werks erhalten, dank des vielfältig geforderten und eingesetzten Chors, dank der apart und abwechslungsreich instrumentierten Lieder und Choräle. Einfach eine schöne musikalische Bescherung, erst recht ob der Delikatesse, mit der sie an diesem Abend vokal und instrumental ausgeführt und auch ausgelebt wird.
Von unserer Mitarbeiterin Lieselotte Sauer-Kaulbach