Bielstein/Niederroßbach. Zur dritten Veranstaltung des ADAC MX Masters ging es für das Niederroßbacher KTM Sarholz Racing-Team ins Oberbergische Land nach Bielstein.
Der legendäre Waldkurs, bis in die 1990 er-Jahre Schauplatz zahlreicher Motocross-Grand Prix, war dabei zum ersten Male Gastgeber der Serie, und der veranstaltende MSC Drabenderhöhe-Bielstein meisterte die Herausforderung mit Bravour. Bei strahlendem Sommerwetter besuchten 7000 Zuschauer die Veranstaltung, die knapp 50 Kilometer östlich von Köln ausgetragen wurde.
Eine große Anhängerschar des KTM Sarholz Racing-Teams nutzte die Nähe zum Teamstandort in Niederroßbach für einen Besuch des ADAC MX Masters und unterstützte die Fahrer Henry Jacobi, Angus Heidecke (beide ADAC MX Masters) und Maximilian Pleyer (ADAC MX Youngster Cup) kräftig.
Zum freien Training ließen es Jacobi und Heidecke noch gemächlich angehen, machten sich mit der neuen Piste vertraut und steigerten sich dann erwartungsgemäß in der Qualifikation. Angus Heidecke markierte dabei in der Qualifikationsgruppe A den sechsten Rang, während Henry Jacobi als starker Vierter in der Qualifikationsgruppe B aufhorchen ließ. In der Startaufstellung zu den Wertungsläufen standen die Sarholz-KTM´s so auf den Rängen acht (Jacobi) und elf (Heidecke).
Im ersten Wertungslauf zeigte Henry Jacobi eine bravouröse Leistung und brannte ein fahrerisches Feuerwerk ab. Sehr gut ins Rennen gestartet, übernahm er zur Rennmitte den sensationellen dritten Rang und behauptete diesen bis zu einer mehr als turbulenten Schlussrunde. Im letzten Renndrittel hatte sich bereits ein Zweikampf zwischen Jacobi und dem letztjährigen Sarholz-Teamkollegen und amtierenden Masters-Champion Dennis Ullrich abgezeichnet. In der letzten Runde spielten dann zu überrundende Piloten sowie Bodenkontakt das Zünglein an der Waage, und am Ende kreuzte Jacobi „nur“ auf Rang sechs die Ziellinie.
Bei Überholvorgang zu viel riskiert
„In der Schlussphase klebte Dennis quasi bereits an meinem Hinterrad, doch ich habe immer gut aufgepasst und jeden Überholversuch gekontert. In der letzten Runde haben dann zwei zu überrundende Fahrer die Spur gekreuzt, und Dennis war zunächst vorbei“, berichtete Jacobi. „Aber ich wollte unbedingt den dritten Rang und habe dann zwei Kurven vor dem Ziel einen letzten Überholversuch gewagt. Der Schuss ging allerdings gewaltig nach hinten los, denn der Angriff war vielleicht nicht ganz optimal von mir vorbereitet und plötzlich lag ich im Dreck. Nachher ist man eben immer schlauer, aber das passiert mir so auf jeden Fall auch nicht mehr. So war Rang vier futsch, aber ich habe es wenigstens versucht. So ist das eben im Rennsport und mit Rang sechs kann ich durchaus noch leben.“
Für Angus Heidecke lief es überhaupt nicht nach Wunsch. Nach einem schlechten Start nur als Sechzehnter notiert, fiel er nach einem Ausrutscher noch in Runde eins weit ins hintere Feld zurück. Der 25-Jährige kämpfte aufopferungsvoll, arbeitete sich mühsam im Feld nach vorne und schrieb im Ziel sechs Meisterschaftspunkte für Rang fünfzehn auf die Habenseite.
„Ich bin ohne Vorwarnung einfach weggerutscht, und dann hatte ich den Salat. Diesmal hatte es die Anfangsphase in sich, erst der mittelprächtige Start, und dann nehme ich auch gleich noch eine Bodenprobe, so war das nicht gedacht“, so Heidecke. „Leider haben sich auf der Strecke nicht viele Möglichkeiten zum Überholen ergeben, und so bin ich viel zu lange hinter einigen Piloten hergefahren, die normalerweise überhaupt kein Thema sind. Aber wir haben ja noch einen zweiten Lauf“, zeigte sich der Sachse kämpferisch.
Der zweite Wertungslauf wurde dann zu einer sehr schmerzhaften Angelegenheit für den vom ADAC Hessen-Thüringen unterstützten ehemaligen Junioren-Weltmeister Henry Jacobi. Nach dem Start zunächst auf Rang acht platziert, zog er innerhalb kürzester Zeit bis auf Rang vier nach vorne und hatte die Top-3 bereits im Visier. Dann aber folgte ein Fahrfehler mit folgenschweren Auswirkungen.
Nach Sturz Glück im Unglück gehabt
„Ich habe gleich alles gegeben, meine Geschwindigkeit war richtig gut, und dann bin ich an einem Wall ausgerutscht. Als ich mich mit der Hand auf dem Boden abgestützt habe, ist mir ein Kontrahent über Hand und Handgelenk gefahren“, berichtete Jacobi. „Mit starken Schmerzen habe ich das Rennen dann wieder aufgenommen, aber zum richtigen Rhythmus und dem notwendigen Tempo für eine Top-Platzierung hat es nicht mehr gereicht. Bei jedem Anbremsen hat die Hand noch stärker geschmerzt, aber ich habe mein Möglichstes versucht. Rang dreizehn ist nicht so toll, aber unter den gegebenen Umständen durchaus okay, und zudem habe ich richtig Glück gehabt. Da hätte auch ganz leicht was zu Bruch gehen können. Auf jeden Fall geht’s auch im ADAC MX Masters von Wochenende zu Wochenende besser, und ich habe heute mal am Podium schnuppern können. Es ist also drin.“
Teamkollege Angus Heidecke zeigte im zweiten Rennen eine unglaubliche Konstanz. Nach einem guten Start gleich im vorderen Feld platziert, fuhr der vom ADAC Sachsen unterstützte Delitzscher mit einer fehlerfreien Fahrt auf Rang acht bereits zum dritten Mal in der noch jungen Saison in die Top-10.
„Wenn der Start klappt, hat man gleich eine viel bessere Basis. Ich konnte das Tempo der Spitzengruppe problemlos mitgehen und bin froh, dass ich gut gepunktet habe. Auf keinen Fall wollte ich die Top-10 Platzierung durch eine Dummheit riskieren. Es stehen noch fünf Veranstaltungen im Kalender, da passiert noch viel. Auf jeden Fall bin ich zuversichtlich, denn mein Speed passt auf jeden Fall.“
In der Tageswertung von Bielstein platzierte sich Henry Jacobi auf Rang neun, während Angus Heidecke auf Rang elf geführt wird. Im Zwischenklassement des ADAC MX Masters nach drei Veranstaltungen liegen die beiden Sarholz-Piloten, in direkter Schlagdistanz zu den Top-5, auf den Rängen acht (Heidecke) und neun (Jacobi).
Maximilian Pleyer schaffte, wie bereits zum Auftakt des ADAC MX Youngster Cup in Fürstlich Drehna, die direkte Qualifikation zu den Wertungsläufen am zweiten Tag der Veranstaltung in Bielstein. Gegen die internationale Nachwuchs-Elite des europäischen Kontinentes lagen Meisterschaftspunkte für den Youngster aus Ober-Ramstadt in beiden Wertungsläufen aber noch nicht in Reichweite.