Mainz 05
Heidel sieht keinen Grund für Pessimismus

Andreas Ivanschitz am Ball.

Eva Willwacher

Mainz - Die erste Auswärtsniederlage der Bundesligasaison resultierte aus vielen Fehlern, nicht aber aus mangelndem Teamgeist. Aber die Einordnung des 05-Spiels gegen Freiburg ist nach diesem verrückten Saisonstart reichlich kompliziert.

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Mainz – Vor einem Jahr noch hätte eine Niederlage beim SC Freiburg kaum Wellen geschlagen. Die Beteiligten hätten sich wie heute maßlos darüber geärgert, sich den Mund abgeputzt und weiter gemacht.

Auch die öffentliche Wahrnehmung, besonders außerhalb der Landeshauptstadt, wäre eine völlig andere gewesen. Die Frage, welche Auswirkungen dieses 0:1 im badenova-Stadion für den FSV Mainz 05 haben könnte, wäre maximal lokal gestellt worden.

Doch im November 2010 ist die richtige Einordnung der Mainzer Vorstellung im Breisgau etwas komplizierter. Die Mannschaft von Thomas Tuchel ist nach wie vor Tabellenzweiter der Bundesliga. Und hat als solcher am elften Spieltag das erste Auswärtsspiel der Saison verloren. Bei einem Klub, der nun mit 18 Zählern auf Platz acht steht. Bemerkenswert ist die Geschichte auch deshalb, weil die 05er zuvor relativ locker die Stadien in Wolfsburg, Bremen, München oder Leverkusen erstürmt, auf neudeutsch gerockt hatten.

Das Besondere an dieser Niederlage in Freiburg ist eigentlich nur die Tatsache, dass Tuchels Profis erstmals richtig schlecht spielten und diese für sie neue Situation zwar durchaus selbstkritisch, aber dennoch relativ ratlos beurteilten. Dabei fiel auf, dass sich innerhalb der Mannschaft die Einen über die Anderen beschwerten. Die Abwehr beklagte mangelnde Positionsdisziplin, das Mittelfeld schimpfte, weil die Stürmer keine Bälle hielten und verwerteten, die Angreifer darüber, dass sie keine Pässe aus dem Mittelfeld bekamen. Kleine Risse im bisher so grandiosen Teamgeist?

„Das wäre der größte Witz und absolut grotesk“, sagt Christian Heidel, der immer ganz genau hineinhört in die Mannschaft. „Wenn man seit April sein drittes Bundesligaspiel verliert und sein erstes schlechtes Spiel macht, dann ist das auch für die Spieler eine ungewohnte Sache.“ Der Auftritt von Freiburg sei ohne Frage der schwächste in der Liga gewesen, sagt der 05-Manager. „Doch das muss man dann den Profis auch mal zugestehen, auch wenn man es nicht gerne tut.“

Er glaube, sagt Heidel, dass die Spieler von A bis Z mit sich selbst unzufrieden seien. „Das fuchst die selber am meisten. Aber es gibt nicht so etwas wie Krach in der Mannschaft. Dass da irgendetwas wäre innerhalb des Teams, kann ich einfach nicht sehen.“ Und er schaue genau hin, sagt Heidel. „Ich bin weit davon entfernt, etwas schön reden zu wollen. Wir sind Mainz 05. Wir stehen immer noch auf Platz zwei der Bundesliga. Und haben jetzt unser schwächstes Bundesligaspiel abgeliefert, denn wir haben nicht Mainz 05 auf den Platz gebracht. Das muss wieder besser werden. Das wird auch wieder besser, selbst wenn ich fürchte, dass wir im Laufe der Saison noch mehr Spiele verlieren werden.“

Trainer und Mannschaft haben laut Heidel mit etwas Abstand und ohne die nach einem Spiel typischen Emotionen die Partie in aller Ruhe und Sachlichkeit aufgearbeitet. „Für mich ist wichtig, welche Schlüsse unser Trainer aus einer solchen Niederlage zieht“, betont der 05-Manager. „Thomas Tuchel hat mir gesagt, unsere Fehler in Freiburg seien ins Auge gesprungen. Er hat sehr viele Dinge erkannt, die wir falsch gemacht haben.“ Tuchel habe ihm jedoch ebenfalls versichert, dass es keinen Grund gebe, in Pessimismus zu verfallen. „Natürlich wollen wir wieder besser spielen“, sagt Heidel, „jedoch nur, weil wir es können. Nicht, weil wir Deutscher Meister werden wollen. Und das wird man am Samstag gegen Hannover schon sehen.“

Jörg Schneider