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Regionalsport Süd
Hans-Dieter Krieger fühlt sich betrogen

Enttäuschung und Ärger nach der Niederlage. Besonders Sauer ist Masseur Jochen "Paga" Purper (in der Bildmitte in schwarz). Angreifer Pierre Merkel sitzt traurig auf der Bank, während Kapitän Christoph Schmell (hinter Purper) fassungslos ins Leere starrt. Foto: Joachim Hähn

Joachim Hähn

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Südwestpokal-Finale – Fast alle, die es beim Verbandspokalfinale in Rockenhausen irgendwie mit dem SC Idar-Oberstein hielten, waren außer sich. Für sie war alleine Schiedsrichter Christian Dingert aus Thallichtenberg schuld an der 1:2-Niederlage in der Verlängerung gegen den SVN Zweibrücken. Hans-Dieter Krieger machte aus seinem Ärger keinen Hehl. Der SC-Vorsitzende war noch eine halbe Stunde nach Spielschluss empört und fand drastische Worte: „Ich fühle mich und unseren Verein betrogen. Solche Entscheidungen kann er nicht treffen. Er hat uns damit die Arbeit eines ganzen Jahres kaputt gemacht.“ Und einmal in Rage legte er nach: „Wenn uns der DFB schon Bundesliga-Schiedsrichter schickt, dann welche, die richtig pfeifen können.“

Harter Tobak von Krieger, aber menschlich verständlich, schließlich sorgten zwei Entscheidungen von Dingert gegen den SC für mächtig Zündstoff. Zum einen die frühe Gelb-Rote Karte gegen Paul Garlinski (22.), vor allem aber sein Abseitspfiff in der Nachspielzeit der Verlängerung. Unmittelbar nach seinem Anschlusstreffer zum 1:2 hatte SC-Kapitän Christoph Schmell nämlich ein weiteres Mal ins Tor der Zweibrückener getroffen. Für einen kurzen Augenblick wähnten sich die Idarer doch noch im Elfmeterschießen. Aber draußen stand Linienrichter Fabian Hohmann mit erhobener Fahne. Was war passiert? Piero Adragna hatte abgezogen, die SVN-Abwehr den Ball verlängert, und Schmell schob die Kugel ins Tor. „Der Ball kam vom Gegner. Es war deshalb nie abseits“, ärgerte sich zum Beispiel Thomas Riedl. Diese Sichtweise entkräftete Dingert locker: „Es spielt überhaupt keine Rolle, ob der Schuss noch berührt worden ist.“ Bliebe also die Frage zu klären, ob Schmell im Moment von Adragnas Schuss bereits im Abseits stand. „Hat er definitiv nicht“, sagte Michael Dusek, der Idarer Trainer. Schmell selbst stellte klar: „Ich komme von hinten und war nicht abseits.“

Schützenhilfe bekommen die Idarer von jemandem, der einerseits nicht verdächtig ist, für eines der beiden Teams Partei zu ergreifen und andererseits die Kompetenz besetzt, die Situation zu bewerten. Der frühere Bundesligaspieler Jürgen „Ed“ Wilhelm wurde zu einer Art Kronzeuge für den SC: „Ich stand genau hinter dem Linienrichter. Der “Schmello„ ist reingelaufen, war also im Leben nicht im Abseits.“ Beweisen lässt es sich also nicht, aber die Tendenz geht in Richtung Fehlentscheidung von Dingert und seinem Gespann. Besonders bitter war das, weil der SC da bereits gut hundert Minuten in Unterzahl gespielt und dabei eine unglaubliche Moral gezeigt und defensiv-taktisch sowie läuferisch eine herausragende Leistung geboten hatte.

In Unterzahl war der SC aufgrund von Garlinskis Gelb-Roter Karte wegen Ballwegspitzelns. Dabei kamen Pech und Unvermögen für den Idarer Innenverteidiger zusammen. Garlinski hatte bereits nach fünf Minuten ein gelbwürdiges Foul begangen und war lediglich ermahnt worden. Sieben Minuten später stellte er bei einem Zweikampf den Körper zwischen seinen Gegenspieler Felix Dausend und den Ball. Dausend kam zu Fall, und jetzt zog Dingert Gelb, obwohl durchaus darüber gestritten werden kann, ob Garlinskis Aktion überhaupt ein Foul war. Belastet mit dieser Gelben Karte unterlief Garlinksi in Höhe der Mittellinie ein Fehler bei der Ballannahme, und die Kugel spritzte ins Aus. Um einen schnellen Einwurf zu verhindern, spitzelte der SC-Akteur den Ball einen Tick weg. Dingert zog sofort Gelb, und dann Rot hinterher.

„Ich hätte mir erhofft, dass der Schiedsrichter mir in solch einem wichtigen Spiel die Gelegenheit gibt, noch zu reagieren“, sagte Dusek. „Ich glaube, er wusste in dem Moment gar nicht, dass Paul schon Gelb hatte. “Doch das habe ich„, stellte Dingert klar und erklärte: “Durch Garlinskis Aktion hatte der SC einen erheblichen Vorteil, denn bei einem schnellen Einwurf wäre es zu einer Eins-gegen-eins-Situation auf das Idarer Tor gekommen.„ Riedl hält dagegen: “Da standen zehn Balljungen rum, da kann man doch jemanden bei so einem wichtigen Spiel wegen einer solchen Kleinigkeit nicht vom Platz stellen. Dem Schiri hat jedes Fingerspitzengefühl gefehlt.

Garlinksi selbst wünschte sich jenes „Fingerspitzengefühl“ zwar auch, gab aber zu: „Ich habe da einen Bock geschossen. Das macht mich traurig. Genauso sah das auch sein Trainer. Dusek, der in der Pressekonferenz einen aufgeräumten Eindruck abgab, war einer der wenigen vom SC, die die Hauptschuld bei diesem Platzverweis nicht bei Dingert sahen: “Paul ist der Gaul durchgegangen. Das darf nicht passieren.„

Überhaupt hatten die sich überschlagenden Ereignisse Dusek den klaren Blick nicht genommen: “Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat in einem verbissenen Spiel in Unterzahl kaum eine Torchance zugelassen. Wir selber hatten allerdings auch nicht besonders viele.„

Ganz bitter war der Abend für Georg Borschnek. Der SC-Torwart hatte sich beim Herauslaufen verschätzt und somit das 0:1 verschuldet. Für seinen Kapitän war das aber kein Thema: “Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen„, stellte er klar, um dann festzuhalten: In diesem Spiel hatte nur eine Mannschaft den Sieg verdient, und das waren wir.“