Hallenfußball – Futsal oder nicht Futsal? Der DFB hat sich von der Fußball-Variante verabschiedet – der Fußballverband Rheinland keineswegs. Die Meinungen könnten kaum unterschiedlicher sein.
Da hat Walter Desch doch für einige Aufregung zum Jahreswechsel gesorgt: Der Alterkülzer hat im Verbandsorgan „Fußball im Rheinland“ das Ende des Futsals verkündet. Desch sagte: „Der DFB hat sich vom Futsal verabschiedet. Bei uns finden noch Jugendturniere statt. Im Seniorenbereich hat dieser Sport in Deutschland kaum Zukunft.“ Erst 2006 wurde Futsal in Deutschland eingeführt, das Hallenmasters im Hunsrück/Mosel-Kreis übernahm die Regeln erst im Vorjahr. Und jetzt kommt das Ende?
Landesverbände können sich zum Futsal bekennen
Mitnichten. Der Präsident des Fußballverbands Rheinlands (FVR) rudert zurück: „Das würde ich jetzt nicht mehr so sagen. Da habe ich mich nicht ganz sauber ausgedrückt. Nur der DFB hat sich auf nationaler Ebene davon verabschiedet. In den Landesverbänden kann Futsal weitergespielt werden.“ Das wird es auch im Kreis Hunsrück/Mosel.
„Wir sind pro Futsal“, sagt der Kreisvorsitzende Hans Christmann. Der traditionelle Hallenfußball (Filzball, große Tore, wahlweise mit Bande) hat ausgedient. Futsal (sprungreduzierter Ball, kleine Tore, schnellere Spielfortsetzung) ist und bleibt die Zukunft.
DFB: Pläne ad Acta gelegt
Nur nicht für den DFB. Die Pläne von einer eigenen Liga und einer Futsal-Nationalmannschaft sind endgültig ad Acta gelegt. Der DFB zog damit die Lehren aus einer 1:11-Pleite vor einem Jahr auf dem Nürburgring in einem Freundschaftsspiel gegen Kroatien.
Auch der DFB-Futsal-Cup, der in diesem Jahr in Lübeck stattfindet, wird 2013 Geschichte sein. Für die Deutsche Meisterschaft sind alle Futsalmeister der Regionalverbände qualifiziert. Am Südwest-Regionalturnier haben im Vorjahr auch der Rheinlandmeister SG Unzenberg und der Vize TSV Emmelshausen teilgenommen.
Weiteres Vorgehen muss besprochen werden
In diesem Jahr findet die Rheinlandmeisterschaften wieder in Emmelshausen (29. Januar) statt, die beiden Finalisten qualifizieren sich für das Südwest-Regionalturnier am 12. Februar in Mülheim-Kärlich – wohl zum letzten Mal.„Am 16. Januar bespricht der Regionalverband das weitere Vorgehen“, sagt Hans Christmann. Nach der Sitzung werden wohl die Rheinlandmeisterschaft und das Südwest-Regionalturnier Geschichte sein, denn den DFB-Futsal-Cup wird es 2013 wie beschrieben nicht geben.
Im Hunsrück/Mosel-Bereich wird aber weiter Futsal gespielt. „Das macht auch Sinn“, meint Verbandschef Desch. „Auch wenn es im Seniorenbereich noch ein langer Weg ist, bis Futsal gänzlich akzeptiert ist. Aber das ist nicht schlimm, denn die Jugend wächst ja nach. Und die spielt seit Jahren nur Futsal.“
Viele Treffer trotz kleinerer Tore
Aber auch das erste Masters bei den Senioren mit Futsalregeln vor einem Jahr war ein Erfolg. Die größte Sorge, dass auf die kleineren Tore viel weniger Treffer fallen, blieb aus: 2011 fielen 2,83 Tore im Schnitt, auf die größeren Tore waren es 2010 beim herkömmlichen Hallenfußball 3,8 Treffer pro Spiel. Zudem gab es keine Verletzten und kaum Fouls.
Das haben auch die Akteure registriert. „Futsal nimmt das Körperliche doch sehr raus, die Verletzungsgefahr ist deutlich geringer“, meint Alex Mähringer. Der Abteilungsleiter und Spieler der SG Sohren muss es wissen: Sein Team ist die einzige Mannschaft im Kreis, für die der Budenzauber seit Jahren mehr Lust als Last ist. Sohren hat seit 2005 immer die Hallenkreismeisterschaft gewonnen.
Im Verband Südwest hat es Futsal schwer
Im Kreis Hunsrück/ Mosel wird weiter auf Futsal gesetzt, auch wenn der Deutsche Fußball Bund (DFB) dem modernen Hallenkick keine Zukunft gibt. Ganz anders sieht es im Nachbarverband Südwest und in den dortigen Fußballkreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld aus.
Von Futsal wollen die Vereine dort nichts wissen, der herkömmliche Hallenfußball lockt die Massen an – und zwar vornehmlich zwischen den Jahren. Das ist ein weiterer Unterschied zum Budenzauber im Hunsrück/Mosel-Bereich. Daran, zwischen den Jahren (26. bis 30. Dezember) zu spielen, wurde „bei uns“ noch kein Gedanke verschwendet.
Kreis Bad Kreuznach: In Bad Kreuznach findet alljährlich vom 26. bis zum 30. Dezember das Rhein-Nahe-Hallenmasters statt. Insgesamt 24 Mannschaften kämpfen an vier Abenden um die offene Kreuznacher Stadtmeisterschaft. Doch nicht nur Kreuznacher Teams nehmen teil, auch Hochkaräter aus der Umgebung wie Oberligist Alemannia Waldalgesheim (gewann vor einer Woche die jüngste Auflage) werden eingeladen.
Kunstrasen plus Bande
Das Besondere an diesem Turnier: Es findet auf Kunstrasen und mit Bande statt, Tore fallen am Fließband. Am Finaltag waren 500 zahlende Zuschauer da. „Der Kunstrasen und die Bande machen den speziellen Reiz aus, aber das hat natürlich seinen Preis“, sagt Olaf Paare, Sportredakteur unserer Kreuznacher Ausgabe. „Die Vereine hier lehnen Futsal ab, weil es ihrer Meinung nach den Charakter des Hallenfußballs, der auch auf Kampf und Einsatz basiert, verfälscht.“
Kreis Birkenfeld: Groß ist die Hallenfußball-Tradition im Kreis Birkenfeld. Hier finden zwischen den Jahren die Turniere in den Verbandsgemeinden Birkenfeld und Herrstein/Rhaunen statt. Gespielt wird auf herkömmliche Weise, mit einer Filzkugel und auf große Tore.
Mehr als 2.000 Zuschauer
Alle Klubs aus der Region nehmen teil, die Hallenrunde ist für die Vereine und ihre Anhängerschar unheimlich wichtig. Der Beleg: Allein in Birkenfeld kamen an den vier Turniertagen zwischen den Jahren mehr als 2.000 (!) zahlende Zuschauer.
„Bei uns sind diese Turniere über die Zeit gewachsen, da spielt natürlich auch der Termin zwischen den Jahren eine Rolle“, sagt Sascha Nicolay, Sportredakteur der Idar-Obersteiner Ausgabe. „Futsal ist hier nicht möglich, dagegen würden sich die Vereine mit Händen und Füßen wehren.“
Von unserem Redakteur Michael Bongard