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Wiesbaden
Große Worte in privatem Umfeld

Am Sontag, 16. Juni, 16 Uhr, liest Martin Mosebach in einem Sonnenberger Privathaus aus "Als das Reisen noch geholfen hat".

DPA

Wiesbaden - Elf Gastgeber öffnen ihre Häuser, Höfe, Studios oder Lofts für Künstler und Besucher: Vom 14. bis 17. Juni lesen hier Autoren und Schauspieler.  "Litratur in den Häusern der Stat" heißt das Lese-Fest, das gleichzeitig in Wiesbaden, Köln und Berlin stattfindet.

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Wiesbaden – Manchmal meldet sie sich nur leise, manchmal brennt sie lichterloh: die Sehnsucht. Sie ist ganz schön schrecklich und doch schrecklich schön. Der Sehnsucht widmet sich das Festival „Literatur in den Häusern der Stadt“, das es dieses Jahr außer in Köln und Berlin auch zum ersten Mal in Wiesbaden zeitgleich zu erleben gibt. Vom 14. bis 17. Juni lesen Autoren und Schauspieler in privaten Wohnzimmern und auf Dachterrassen genau wie in der Orangerie im Aukamm und in einem Ruderclub am Rhein, um nur einige der Orte zu nennen.

Elf Gastgeber öffnen ihre Häuser, Höfe, Studios oder Lofts für Künstler und Besucher – ähnlich wie einst die Damen der besseren Gesellschaft ihre Salons. Aus der Idee, den Salongedanken wieder zu beleben, und dem Wunsch, Auftrittsmöglichkeiten für Künstler zu schaffen, entstand das Festival des gemeinnützigen Vereins Kunst-Salon in Köln.

Vor zwölf Jahren kam „Literatur in den Häusern der Stadt“ dazu, voriges Jahr wagte das Festival den Sprung nach Berlin und nun folgt Wiesbaden. In diesen drei Städten bieten an dem einen Wochenende insgesamt 33 private Gastgeber rund 50 Schriftstellern und Vorlesern eine temporäre Bühne. Darunter finden sich so bekannte Namen wie Arnold Stadler, Martin Mosebach und Christian Brückner.

„Die Künstler lieben das Festival“, sagt Cornelie Kister, „denn näher als in einem Wohnzimmer kann man seinem eigenen Publikum nicht kommen.“ Die Publizistin leitet die Wiesbadener Ausgabe des Festivals und achtet darauf, dass Ort, Gastgeber und Künstler zusammen passen.

Gemeinsam mit Dominique Erbenich fand sie innerhalb von drei Monaten genügend Wiesbadener, die nicht nur bereit sind, ihre Häuser für die Literatur zu öffnen, sondern auch zu den Kosten beizutragen. Schließlich wird das Festival privat finanziert. So liest Christian Brückner am Donnerstag, 14. Juni, um 20 Uhr im Rudersport 1888 aus Michael Ondaathjes „Katzentisch“, einem Roman von der Sehnsucht nach dem wahren Leben. Tags darauf kommt Sylvester Groth um 20 Uhr mit Karl Mays „Orientzyklus“ in die Orangerie. Von der Sehnsucht nach Liebe handelt Arnold Stadtlers Buch „Komm, gehen wir“, aus dem der Autor um 21 Uhr in einem privaten Innenhof liest.

Am Samstag, 16. Juni, bekommen die Zuhörer um 19.30 Uhr bei Dozier Design „Die Botschaften der Wüste“ von Carlos Garcia Piedra übermittelt. Um 20 Uhr liest Matthias Habich „Der Afrikaner“ bei Casa Nova, und Annika Reich trägt in einem Privathaus am Birnbaum aus ihrem Buch „34 Meter über dem Meer“ vor. Am Sonntag, 17. Juni, beginnt um 11 Uhr im Studio Wittkamp der Schauspieler Till Weinheimer mit der „Portugiesischen Reise“ von José Saramago. Um 12 Uhr folgt in der Kulturscheune Michael Obert mit seinem Buch „Chatwins Guru und ich“. Husch Josten präsentiert um 16 Uhr ihren Roman „Das Glück von Frau Pfeiffer“ auf der Dachterrasse der IT Allions AG. In der Galerie Rother gibt es Marc Buhl und „Das Paradies des August Engelhardt“ von Christian Kracht zu hören. Gleichzeitig liest Martin Mosebach in einem Sonnenberger Privathaus aus „Als das Reisen noch geholfen hat“. Mirjam Ulrich