Regionalsport Ost
Graden grübelt: Rücktritt noch keine beschlossene Sache

Rüdiger Graden.

Stötzer

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Fußball – Rüdiger Graden ist ein reflektierender Mensch. Nach der Hälfte der Wegstrecke der Saison liegt der Spielertrainer mit seiner SG Miehlen/Nastätten in der Fußball-Bezirksliga Ost nur auf Position 15, einem Abstiegsrang. In den bisherigen 15 Partien gelangen den Kickern aus dem Mühlbachtal nur drei magere Siege und ein Unentschieden, elfmal zogen sie dagegen den Kürzeren – macht kümmerliche zehn Pünktchen. Nur der benachbarte Aufsteiger FSV Osterspai/ Kamp-Bornhofen steht mit lediglich acht Zählern auf dem Konto noch schlechter da. Nach der 1:3-Heimschlappe gegen die bis dahin alles andere als überzeugende SG Herdorf ließ Graden verlauten, dass er über einen Rücktritt nachdenke. Die RLZ hakte beim aus Koblenz stammenden Übungsleiter nach.

Herr Graden, erwägen Sie tatsächlich einen sportlichen Schlussstrich zu ziehen und die Brocken bei der SG Miehlen/Nastätten hinzuschmeißen?

Ich habe das am Sonntag im ersten Frust unmittelbar nach dem Abpfiff gesagt, werde aber erst in aller Ruhe die Lage analysieren und mit der Mannschaft darüber sprechen, wie sie das sieht. Es wird da definitiv keinen Schnellschuss geben. Das habe ich auch mit unserem Vorsitzenden Jürgen Rettberg so abgemacht.

Sind Ihnen diese Rücktrittsgedanken spontan gekommen oder grübeln sie schon länger darüber?

Die Sache geht mir schon seit mehreren Wochen durch den Kopf. Es ist eben immer wieder enttäuschend, dass geleisteter Aufwand und erzielter Ertrag bei uns nicht stimmen. Wir trainieren im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen in dieser Klasse dreimal wöchentlich. Doch das, was wir uns da erarbeiten, wird im Spiel zu selten umgesetzt.

Als Trainer zieht man im Laufe der Zeit alle möglichen Register, um die Spannung hochzuhalten und immer wieder einen Bogen zu spannen. Sind Sie diesbezüglich durch die vielen Negativerlebnisse mit ihrem Latein am Ende?

Nein. Ich stelle mir lediglich die Frage, welcher Weg der sinnvollere ist. Ich will das sinkende Schiff nicht verlassen und die Mannschaft nicht im Stich lassen. Wenn's eben nicht zum Klassenerhalt reicht gehe ich auch mit in die Kreisliga A. Doch so weit sind wir noch lange nicht. Wenn man aber als Trainer immer wieder gewisse Dinge anspricht und sich keine Besserung einstellt, dann macht man sich schon seine Gedanken und stellt auch sich selbst in Frage, da man oft nicht weit von Durchhalteparolen entfernt ist. Ich bin mit kurzer Unterbrechung jetzt seit einigen Jahren bei der SG Miehlen – und als Trainer nutzt man sich mit der Zeit auch ein wenig ab. Das ist ganz normal.

Sie meinen, ein anderer Trainer könnte eher einen Umschwung nach der Winterpause bewerkstelligen?

Das kann sein. Vielleicht kann ein Wechsel dazu führen, dass mit neuer Ansprache mehr aus der Mannschaft herausgekitzelt wird. Vielleicht ist in unserer Situation eher ein harter Hund gefragt, der die Vorbereitung mehr im Wald verbringt als den Jungs taktische Dinge zu vermitteln.

Vor Rundenbeginn haben einige Stammkräfte die Mannschaft verlassen. Hat die SG in erster Linie ein Qualitätsproblem?

So würde ich das nicht sehen. Wir haben vier, fünf Spieler in unseren Reihen, die bei jedem anderen Bezirksligisten ebenfalls in der Stammformation stünden. Die spielerische Qualität ist vorhanden. Wir haben ja gerade mit dem 3:1-Heimsieg gegen die sehr ausgeglichen besetzte SG Hundsangen gezeigt, was wir können. Die Mannschaft lässt ihr Können immer wieder aufblitzen. So wie am Sonntag beim Ausgleich gegen Herdorf, der sehr gut herausgespielt war. Doch bei dem einen oder anderen meiner Jungs habe ich den Eindruck, dass es ihnen schon reicht, wenn so etwas einmal im Spiel gelingt. Sie schalten dann ein wenig zurück und wir kassieren dann überwiegend wegen taktischer Defizite unmögliche Tore.

Sind Sie am Sonntag beim Spiel gegen Berod-Wahlrod noch dabei?

Wie gesagt: Ich will mir erst anhören, was die Mannschaft sagt. Vorher wird nichts entschieden.

Das Gespräch führte

unser Redakteur Stefan Nink