Mainz
Geht der Kardinal in Ruhestand?

Kardinal Karl Lehmann predigt am Weihnachtstag im Dom.

Harry Braun

 Kardinal Karl Lehmann wird im kommenden Jahr 75 Jahre alt. Theoretisch könnte er dann aus Altersgründen beim Papst das Gesuch einreichen, ihn von seinen bischöflichen Pflichten zu entbinden.

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Mainz – In der Terminvorschau des Bistums für das kommende Jahr stehen zwei Veranstaltungen, die an sich schon bemerkenswert sind: Am Sonntag, 15. Mai, gibt es ab 18 Uhr im Dom ein Festkonzert zum 75. Geburtstag von Kardinal Karl Lehmann und am Montag, 16. Mai, findet dort ein Gottesdienst zum Geburtstag des Bischofs statt.

Mit Spannung warten nicht nur die Gläubigen, ob aus diesem freudigen Anlass noch etwas anderes geschieht. Denn: Üblicherweise können Bischöfe (wie auch Priester) anlässlich ihres 75. Geburtstages ein Gesuch an den Papst richten, um sich von ihren bischöflichen Pflichten entbinden zu lassen. In der Regel führen die Bischöfe gesundheitliche Gründe an. Das Geburtstagsfest des Bischofs könnte also ein Abschiedsfest werden.
Sein Rücktrittsgesuch könnte Bischof Lehmann jedenfalls guten Gewissens einreichen. Er war bereits im Dezember 2007 wegen Herzbeschwerden in einem Mainzer Krankenhaus behandelt worden. 2008 legte er den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz aus gesundheitlichen Gründen nieder. Die Sorge um Lehmann hielt an: Am 2. Juli 2008 brach er mit einer Kreislaufschwäche vor dem Altar zusammen. Wieder erholt, feierte er am 2. Oktober 2008 sein Silbernes Bischofsjubiläum. Am 3. November musste er wegen einer Darmoperation ins Krankenhaus.
Noch ist nicht bekannt, ob der Mainzer Bischof die Möglichkeit eines Rückzugs überhaupt in Erwägung zieht. „Das ist eine Angelegenheit allein zwischen dem Bischof und dem Papst“, heißt es offiziell. Zudem hat Lehmanns Vorgänger Hermann Volk 1978 damit negative Erfahrungen gemacht. Zum 27. Dezember, seinem 75. Geburtstag, hatte Kardinal Volk gemäß den Bestimmungen des kanonischen Rechts seinen Rücktritt eingereicht. Johannes Paul II. nahm das Gesuch nicht an und verlängerte die Amtszeit des Mainzer Bischofs um zwei Jahre. 1980 bot Volk erneut seinen Rücktritt an, der aber von Johannes Paul II. erneut nicht angenommen wurde. Diesmal wurde die Amtszeit sogar unbefristet verlängert. Erst 1982 gab der Papst dem Gesuch wegen der nunmehr angegriffenen Gesundheit Volks statt. Am 27. Dezember 1982 endete die 20-jährige Amtszeit des 86. Bonifatiusnachfolgers.
Daraus nun Schlüsse in die eine oder andere Richtung zu ziehen, wäre vermessen. Bischof Lehmanns Terminbuch ist bis Silvester 2011 gut gefüllt. Das ist aber insofern keine Überraschung, weil Lehmann das Gesuch noch nicht eingereicht hat und auch wohl niemand außer ihm selbst weiß, ob er es beabsichtigt. Für das Bistum und für Mainz wird dies eine spannende Frage. Schließlich ist Kardinal Karl Lehmann der bekannteste Mainzer und der angesehenste deutsche Katholik. Und gar über einen möglichen Nachfolger Lehmanns zu spekulieren, dafür ist es wohl viel zu früh. Armin Thomas