Allerdings bildet die NZ-Befragung die SWFV-Abstimmung nicht genau ab. Die NZ hat nur Vereine, die aktuell im Spielbetrieb sind, untersucht und bei Spielgemeinschaften aus mehreren stimmberechtigten Vereinen lediglich einen Klub befragt. Trotzdem ergibt sich durch die Erhebung ein ziemlich eindeutiges Stimmungsbild im Kreis. Demnach sind 39 der befragten Klubs für eine Wertung mit Aufsteigern und lediglich neun für eine Annullierung. Zwei Klubs haben sich enthalten, und bei mindestens einem Verein war der Entscheidungsprozess am gestrigen Pfingstmontag noch nicht abgeschlossen. Gerüchten zufolge soll es in einigen der restlichen neun Kreise im Verbandsgebiet allerdings deutlich knapper zugehen. Bis Dienstag (2. Juni), um 12 Uhr, können die Vereine noch über das SWFV-Postfach abstimmen.
Vor allem unterhalb der A-Klasse ist das Ergebnis im Kreis eindeutig ausgefallen. Nur zwei Vereine, die SG Unnertal und der TuS Oberbrombach, haben in den B- und C-Klassen für die Annullierung der Saison gestimmt, zwei weitere haben sich enthalten. Auch die Haltung bei den hochklassigen Kreisvereinen ist eindeutig.
VfR Baumholder würde aufsteigen
Die Landesligisten sowie Verbandsligist SC Idar-Oberstein sind für eine Wertung mit Auf- und ohne Absteiger. Nüchtern betrachtet ist das auch nachvollziehbar. Beim TuS Hoppstädten deckt sich die Verbandsempfehlung mit dem Vorschlag, den Trainer Jörg Marcinkowski bereits vor Wochen gemacht hat, und für den VfR Baumholder würde ein solches Votum den Sprung in die Verbandsliga bedeuten. Für den SC Idar-Oberstein, der in der kommenden Saison eine bärenstarke Mannschaft an den Start zu bringen scheint, würde es bedeuten, dass mit Alemannia Waldalgesheim und dem FC Speyer zwei potenzielle Konkurrenten im Kampf um die oberen Plätze nicht mehr in der Verbandsliga spielen würden.
Von den drei Bezirksligavereinen des Kreises sind der SC Birkenfeld und der TuS Mörschied für eine Wertung mit Aufsteigern und ohne Absteiger, der FC Brücken hat für die Annullierung der Saison gestimmt. Rainer Becker, der Fußball-Abteilungsleiter des TuS Mörschied, erklärt: „Nach wie vor halte ich es für die fairste Lösung, wenn es keine Absteiger und zwei Aufsteiger gibt. Allerdings räumt Becker ein, dass er die Nachteile dieser Lösung durchaus sehe. „Mit 18 Teams in einer Liga zu spielen in einem wohl engeren Zeitrahmen, ist beispielsweise ohne Zweifel problematisch“, sagt er.
FC Brücken gegen „zwei Aufsteiger“ und gegen „Annullierung“
Karsten Schultheiß, der Vorsitzende des FC Brücken, betont, dass sein Verein von Anfang an für eine Lösung mit einem Aufsteiger gewesen sei – nicht mehr. „Zwei Aufsteiger sind in unseren Augen nicht in Ordnung. Man vergibt auch keine zwei Goldmedaillen, wenn ein Marathon in der Hälfte abgebrochen wird“, sagt Schultheiß. Aus der Haltung des Vereins ergibt sich sein Abstimmungsverhalten. „Wir müssen gegen eine Lösung mit zwei Aufsteigern stimmen, obwohl wir eigentlich auch gegen eine Annullierung sind.“
Der FC Brücken ist nur einer von einigen Vereinen, denen der SWFV zu wenig Alternativen bei seiner Abstimmung gelassen hat. Nicht wenige finden, dass es tatsächlich nur einen Aufsteiger geben sollte und auch wenigstens einen Absteiger.
SV Niederwörresbach stimmt entgegen eigener Überzeugung
Zu den Verfechtern dieser nicht angebotenen Lösung gehört zum Beispiel der SV Niederwörresbach. Christian Wild, der Abteilungsleiter des klaren Tabellenführers der A-Klasse, erklärt, dass sein Verein für die Verbandsempfehlung stimmen werde, dies aber mit Bauchweh tue. „Wir wollen aufsteigen, weil ich sicher bin, dass wir es in dieser Saison auch auf sportlichem Weg geschafft hätten“, betont Wild, ehe er festhält: „Ich bin aber skeptisch, ob die Abstimmung SWFV-weit tatsächlich auch zu diesem Ergebnis führt.“ Der SVN-Vorständler erläutert, dass er ähnlich wie bei der ersten Abstimmung, als der SWFV die Empfehlung zur Fortsetzung der Saison gab und krachend gescheitert war, das Gefühl habe, dass ein vom Verband gewünschtes Ergebnis provoziert werden solle. Wild stellt klar: „Die Wertung mittels Quotient nach dem letzten ausgetragenen Spieltag empfinde ich als nicht fair.“ Außerdem ist sich Wild sicher, dass es zu „kaum zu bewältigenden Problemen“ kommen werde, wenn es keinen Absteiger gibt. Wild glaubt: „Außer den Aufstiegsberechtigten und den potenziellen Absteigern kann bei nüchterner Betrachtung eigentlich niemand Interesse an dieser Lösungsvariante haben.“
Weil dem SVN aber – ähnlich wie dem FC Brücken – eine Lösungsvariante mit nur einem Auf- und einem Absteiger fehlt, er aber zugleich gegen eine Annullierung ist, weil „wir die Chance, wieder in die Bezirksliga zurückzukehren, nutzen möchten“ (Wild), ist der Verein der Verbandsempfehlung gefolgt. „Trotzdem hat diese Lösung mehr als einen faden Beigeschmack“, wiederholt Wild.
In der A-Klasse des Kreises Birkenfeld ist das Votum ohnehin sehr knapp ausgefallen. Von den 14 Vereinen des Fußballkreises – die Spvgg Teufelsfels und der FC Hennweiler wurden als Vereine des Fußballkreises Bad Kreuznach nicht befragt – haben immerhin sechs für eine Annullierung gestimmt. Angesichts der Tatsache, dass der SV Niederwörresbach nur um aufsteigen zu können und mangels Alternative eigentlich gegen seine Überzeugung für die Verbandsempfehlung ist, ist das Votum im Oberhaus des Kreises sozusagen ausgeglichen. Für eine Annullierung ist neben der Spvgg Nahbollenbach, der SG Idarwald, dem TuS Breitenthal, dem FC Hohl und dem SV Nohen auch die SG Kirschweiler/Hettenrodt – und tatsächlich sind es beide SG-Klubs, der TuS Kirschweiler wie der TV Hettenrodt.
Falz glaubt an keinen Wettkampffußball vor März 2021
Dessen Vorsitzender Jürgen Falz stellt klar: „Wir sind für eine Annullierung, weil wir sehr davon überzeugt sind, dass – sofern kein Impfstoff gefunden wird – auf längere Sicht weiter kein Wettkampfsport stattfinden wird.“ Falz ergänzt: „Wir rechnen damit, dass erst im März 2021 wieder gespielt werden kann.“ Und Falz lässt keinen Zweifel daran, dass er und seine Vorstandskollegen in Hettenrodt und beim TuS Kirschweiler das auch richtig finden. „Es geht schließlich um unser aller Gesundheit“, sagt er, ehe er festhält: „Es wird, wenn es wieder möglich ist zu spielen, unserer Auffassung nach, nicht ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um die Spiele in größeren Klassen, die durch die zwei Aufsteiger und keine Absteiger entstanden sind, durchzuziehen.“