Roßbach – Es gibt Fußballspiele, die man am besten nach dem Abpfiff gleich wieder vergisst. So auch die Partie in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar zwischen dem SV Roßbach/Verscheid und dem FC Hertha Wiesbach. Nach einem trostlosen Gekicke über 90 Minuten trennten sich beide Mannschaften am Samstagnachmittag „leistungsgerecht“ torlos unentschieden. Doppelt ärgerlich für den SVR: Mit einem Sieg hätte das Team von Trainer Thomas Esch auf einen einstelligen Tabellenplatz vorrücken können.
Schon seit einer Woche hatte der Roßbacher Coach ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Immer wenn die Wiedtaler kurz davor stehen, sich in der Tabelle etwas von den Abstiegsrängen abzusetzen, kommt ein sportlicher Rückschlag. „Das ist ein Phänomen, seitdem ich in Roßbach bin. Vielleicht braucht die Mannschaft immer den Druck, unbedingt gewinnen zu müssen. Das war ein unverdienter Punktgewinn für uns“, suchte Esch erst gar nicht nach Entschuldigungen. Die positiven Dinge aus Roßbacher Sicht sind schnell aufgezählt. Die Mannschaft schaffte es inklusive des Pokalspiels in Raubach nun schon zum vierten Mal hintereinander in einem Pflichtspiel, ohne Gegentor den Platz zu verlassen. Zudem konnten die Wiedtaler durch den Punkt den Abstand zu den Abstiegsplätzen – und damit auch zum Aufsteiger Wiesbach – wahren. Doch das Polster ist denkbar knapp. Der Vorsprung gegenüber der Hertha beträgt gerade mal zwei Punkte. „Wir haben die Chance leichtfertig liegen gelassen, uns zumindest etwas absetzen zu können“, sagt Esch, der sich zu dem Spiel und der Leistung seiner Elf „am liebsten gar nicht“ äußern wollte.
Für die wenigen Farbtupfer rund um das Spiel hatten zuvor nur die Gäste gesorgt. Für den größten Gesprächsstoff sorgte der auffällig lackierte Mannschaftsbus mit dem Aufdruck „Ein Dorf lebt Fußball“. In der mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte der Hertha stieg laut Chronik noch nie eine aktive Mannschaft ab. Diese tadellose Bilanz wird aber in dieser Saison in Gefahr geraten. Gegen die harmlosen Gastgeber profitierte Wiesbach vor allen Dingen von persönlichen Fehlern und Geschenken der Roßbacher Spieler. Sebastian Krautscheid (15.), Alexej Eberhardt (18.) und Artur Mezler (51., 64.) brachten durch ungenaues Passspiel ihre Gegenspieler in beste Schusspositionen, doch Roßbachs Torwart Johann Heinz vereitelte mit gleich mehreren Glanzparaden einen Rückstand.
Eine glasklare Torchance für Roßbach blieb aus. Wenn überhaupt nennenswert, bleibt ein Freistoß von Tobias Bauer nach 81 Minuten genau in die Arme von Hertha-Torhüter Philippe Persch übrig. Esch riskierte im zweiten Abschnitt alles und brachte drei frische Offensivkräfte: Gordon Addai, Florian Vom Dorf und Juri Pineker. Doch auch das änderte am müden Kick in der Offensive nichts.
„Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen und habe alles riskiert. Mehr Risiko war nicht möglich“, ließ Esch personell nichts unversucht. Ob es am Ende doch ein Punktgewinn oder zwei verlorene Zähler waren, müssen die nächsten Wochen zeigen. „Gegen solche Gegner muss du einfach gewinnen“, traf wenigstens SVR-Präsident Ingo Dittrich mit seiner Aussage noch ins Schwarze.
Von unserem Mitarbeiter
Ludwig Velten